Igel Ines erster Tag in der Igel Schule - eine tierische Gute-Nacht-Geschichte
- Michael Mücke

- 14. Sept.
- 4 Min. Lesezeit

Es war ein sonniger Morgen im großen grünen Wald, und die kleine Igelin Ines öffnete langsam ihre Augen. Die Sonnenstrahlen kitzelten durch die Zweige der alten Eiche, unter der ihr Nest lag, und die Vögel sangen fröhliche Lieder, die den ganzen Wald lebendig machten. Heute war ein ganz besonderer Tag, denn es war ihr erster Tag in der Igelschule.
Ines war schon seit Tagen aufgeregt gewesen, hatte sich ihren Ranzen immer wieder angeschaut und ihre kleinen Stifte ordentlich hineingelegt. Nun konnte sie es kaum glauben, dass der große Tag endlich gekommen war.
Ihre Mama sah sie liebevoll an, als sie vorsichtig aus dem Nest kroch. „Komm, Ines, heute wirst du viele neue Freunde finden und spannende Dinge erleben,“ sagte sie mit einer warmen Stimme. Ines seufzte leise und murmelte: „Ich freue mich, aber ich bin auch ein bisschen nervös.“
Ihre Mama stupste sie sanft mit der Nase an und erklärte: „Das ist ganz normal. Jeder fühlt sich am Anfang unsicher. Doch wenn du freundlich bist und offen bleibst, wird es dir ganz leichtfallen.“
Ines zog ihren kleinen Ranzen auf, der mit einem bunten Blattmuster verziert war. Darin lagen ein paar Eicheln zum Knabbern, ihre liebsten Malstifte aus Holzkohle und Kreide, und ein winziges Moosheft, das sie am Abend zuvor liebevoll beklebt hatte. Stolz schnupperte sie in die Luft und machte sich mit ihrer Mama auf den Weg.
Der Wald war voller Leben. Auf den Ästen turnten Vögel, die Eichhörnchen huschten von Baum zu Baum, und sogar die Ameisen waren fleißig und trugen kleine Nadeln nach Hause.
Unterwegs traf Ines die Eichhörnchenfamilie, die gerade Nüsse sammelte. Das jüngste Eichhörnchen winkte und rief: „Viel Glück in der Schule, Ines, und vergiss nicht, Spaß zu haben!“ Ines lachte und winkte zurück.
Bald erreichten sie die große Lichtung, auf der viele kleine Tiere warteten. Da waren andere Igelkinder, ein paar Mäusegeschwister, die neugierig piepsten, ein Kaninchen mit langen Ohren, und sogar ein junger Dachs, der verschlafen gähnte.
Vor der Schule, die sich gemütlich unter den Wurzeln einer alten Eiche versteckte, stand Frau Stachel, die freundliche Igellehrerin. Sie trug eine kleine Brille, die auf ihrer Nase balancierte, und begrüßte jedes Tierkind mit einem Lächeln.
„Willkommen, meine lieben Schützlinge, heute beginnt für euch ein neues Abenteuer,“ rief sie freundlich.
Ines spürte, wie ihr Herz ein kleines bisschen schneller schlug, aber Frau Stachels warme Stimme machte ihr Mut. Drinnen staunte sie über die bunte Einrichtung.
Überall hingen Girlanden aus Blättern, Beeren und Kastanien. Auf den Tischen lagen kleine Moospolster, und an den Wänden hingen Zeichnungen von Tieren, die die älteren Schüler gemalt hatten. Ines setzte sich vorsichtig neben einen anderen kleinen Igel, der ihr sofort zulächelte.
„Hallo, ich heiße Fips,“ stellte er sich vor. Ines erwiderte schüchtern: „Ich bin Ines.“ Schon fühlte sie sich nicht mehr allein.
Frau Stachel begann mit dem ersten Unterricht. „Heute lernen wir, wie wir uns im Wald sicher bewegen,“ erklärte sie und zeigte, wie man sich zusammenrollt, wenn Gefahr droht. Sie machte es selbst vor, kugelte sich klein und sagte: „So bleibt ihr sicher, wenn ein Raubvogel kommt.“
Die Kinder lachten, rollten sich kugelig zusammen und sahen aus wie kleine Bälle. Fips stupste Ines an und flüsterte: „Du machst das richtig toll!“ Ines kicherte und fühlte sich gleich stärker.
Danach gingen alle zusammen hinaus auf die Wiese. Dort sollten sie lernen, Futter zu suchen. Die Mäuse schnupperten flink im Gras, das Kaninchen grub kleine Löcher, und die Igelchen wühlten neugierig mit ihren Nasen im Boden. Ines fand eine kleine Schnecke, die langsam über ein Blatt kroch.
„Schaut mal, die Schnecke trägt ihr Haus auf dem Rücken wie ich meinen Ranzen,“ rief sie fröhlich. Alle Kinder lachten, und Frau Stachel nickte stolz.
Am Nachmittag war Bastelzeit. Jeder durfte bunte Blätter, Beeren und Zweige sammeln. Gemeinsam legten sie daraus ein großes Bild auf ein weiches Moostuch. Ines fand ein wunderschön rotes Blatt, das aussah wie ein Herz.
„Das ist mein Lieblingsblatt, und ich lege es in die Mitte,“ erklärte sie strahlend. Die anderen Kinder nickten begeistert. Am Ende hing ein großes, farbenfrohes Kunstwerk im Klassenzimmer, das sie alle stolz ansahen.
Doch das war noch nicht alles. Frau Stachel las ihnen eine Geschichte vor, während sie gemütlich im Kreis saßen. Es ging um einen mutigen Igel, der den Tieren im Wald geholfen hatte, ein verlorenes Kätzchen zu finden.
Ines hörte gebannt zu und dachte: „Vielleicht kann ich auch einmal jemandem helfen, so wie der Igel in der Geschichte.“
Als die Schule endete, verabschiedete sich Frau Stachel mit den Worten: „Ihr wart heute sehr fleißig, und ich bin stolz auf euch alle. Morgen wartet wieder ein neues Abenteuer.“ Ines strahlte und verabschiedete sich von Fips mit einem fröhlichen: „Bis morgen!“
Auf dem Heimweg erzählte sie ihrer Mama alles, was sie erlebt hatte. Von der Schnecke, von Fips, vom Basteln und von der Geschichte. Ihre Mama hörte aufmerksam zu und lachte herzlich, als Ines von ihrem roten Herzblatt berichtete.
Am Abend, als die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwand, kuschelte sich Ines müde in ihr Moosbett.
Sie flüsterte leise: „Die Igelschule ist wunderschön, und ich freue mich schon auf morgen.“ Dann schloss sie ihre Augen, träumte von neuen Freunden, bunten Blättern und Abenteuern im Wald und schlief friedlich ein.




