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Der verborgene Wasserfall im Dschungel - eine schöne Gute-Nacht-Geschichte zum Vorlesen

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 3. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit
Timo steht vor dem See mit dem Wasserfall

Es war einmal ein endlos weiter Regenwald, so groß und geheimnisvoll, dass niemand je behaupten konnte, ihn vollständig zu kennen. Die Bäume wuchsen so hoch, dass ihre Kronen fast den Himmel berührten, und ihre Stämme waren so breit, dass selbst drei Tapire sie nicht hätten umfassen können.


Zwischen den Wurzeln glitzerten winzige Wasserläufe, die wie silberne Schlangen durch das Moos krochen. Überall flatterten bunte Schmetterlinge, und der Gesang der Vögel mischte sich mit dem Zirpen der Grillen.


In diesem Regenwald lebte ein junger Tapir namens Timo. Er war neugierig, verspielt und manchmal ein wenig ungestüm, doch sein Herz war groß und voller Abenteuerlust.


Timo liebte es, neue Pfade zu erkunden, die sich zwischen den Lianen und Farnen verbargen. Oft lief er stundenlang, nur um herauszufinden, was hinter der nächsten Biegung lag.


Eines Abends, als der Himmel in tiefem Rot und Gold erstrahlte und die Sonne langsam hinter den Baumwipfeln verschwand, hörte Timo ein ungewöhnliches Geräusch. Es war tiefer und gleichmäßiger als das übliche Plätschern der Bäche.


Es klang wie ein gewaltiger Vorhang aus Wasser, der von einer unsichtbaren Höhe herabfiel. „Das ist bestimmt etwas Besonderes,“ murmelte Timo, seine kleinen Augen blitzten vor Aufregung.


In dieser Nacht konnte er kaum schlafen. Er lag in seinem Blätternest, lauschte den Lauten des Waldes und dachte immer wieder an das geheimnisvolle Rauschen.


„Morgen werde ich mich auf den Weg machen und herausfinden, was dahintersteckt,“ flüsterte er entschlossen, bevor er endlich die Augen schloss.

Am nächsten Morgen brach er früh auf. Der Tau glitzerte noch auf den Blättern, und die Vögel begrüßten den Tag mit fröhlichem Gesang.


Timo folgte dem Geräusch, das nun deutlicher zu hören war. Er überquerte kleine Flüsse, deren Wasser kühl und klar war, kletterte über umgestürzte Baumstämme und duckte sich unter Lianen hindurch, die wie Vorhänge von den Ästen hingen.


Unterwegs traf er seine Freundin Luma, eine Papageiendame mit leuchtend grünen Federn und einem roten Schnabel. Sie flatterte neugierig auf einen Ast über ihm und rief: „Wohin gehst du, Timo?“ „Ich habe gestern ein seltsames Rauschen gehört,“ erklärte Timo begeistert.


„Es klingt wie ein Wasserfall, aber ich kenne hier keinen. Ich will herausfinden, was dahintersteckt.“Luma klatschte erfreut mit den Flügeln. „Dann begleite ich dich! Gemeinsam macht jedes Abenteuer mehr Spaß.“


Sie zogen weiter, und bald stießen sie auf eine kleine Gruppe Affen, die in den Ästen spielten. Einer von ihnen war der alte Miko, bekannt für seine Weisheit. Er schaukelte gemächlich an einer Liane und musterte die beiden neugierig.


„Ihr sucht also das verborgene Wasser?“ fragte er mit ernster Stimme. Timo und Luma blickten überrascht auf. „Woher weißt du das?“ fragte Timo. Miko lächelte geheimnisvoll.


„Weil es seit vielen Generationen Geschichten über einen versteckten Wasserfall gibt, den nur jene finden, die mutig und freundlich genug sind. Doch der Weg ist beschwerlich, und nicht jeder schafft es bis dorthin.“


Die beiden Freunde baten Miko um Hinweise, und er nickte langsam. „Geht immer dem Klang des Wassers nach, aber achtet auf die Zeichen des Waldes. Ihr werdet durch enge Schluchten gehen, über hohe Wurzeln klettern und durch einen dunklen Tunnel wandern müssen. Doch wenn ihr nicht aufgebt, werdet ihr ihn finden.“


Mutig zogen Timo und Luma weiter. Sie mussten durch einen schmalen Spalt zwischen zwei gewaltigen Felsen schlüpfen, der so eng war, dass Timo beinahe steckenblieb. Dahinter lag ein Tunnel, in dem es kalt und dunkel war.


Das einzige Licht kam von winzigen Glühwürmchen, die wie kleine Sterne um sie herum schwebten. Luma flüsterte: „Hab keine Angst, Timo. Wir sind zusammen, und der Wald ist auf unserer Seite.“


Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich der Tunnel, und die beiden traten hinaus in eine Lichtung. Vor ihnen lag ein Anblick, so atemberaubend, dass sie ganz still wurden.


Ein riesiger Wasserfall stürzte von einer hohen Klippe herab, und im feinen Nebel glitzerten unzählige Regenbögen. Das Wasser sprühte wie Diamanten in der Luft, und die Felsen ringsum schimmerten in allen Farben.


Timo flüsterte ehrfürchtig: „Das ist er, der verborgene Wasserfall.“ Luma nickte, ihre Federn glänzten im Licht. „Er ist noch schöner, als ich es mir je vorstellen konnte.“


Die beiden entdeckten einen kleinen Teich am Fuße des Wasserfalls, dessen Wasser so klar war, dass sie bis auf den Grund sehen konnten. Darin schwammen Fische mit silbernen Schuppen, die wie kleine Spiegel funkelten.


Timo trank von dem Wasser und spürte eine nie gekannte Frische, die ihn bis in die Zehenspitzen durchströmte. Während sie das Wunder bestaunten, trat plötzlich Miko aus dem Schatten der Bäume. Er hatte ihnen heimlich gefolgt und nickte zufrieden.


„Nun habt ihr das Herz des Waldes gefunden,“ sagte er. „Doch vergesst nicht: Dieser Ort gehört nicht euch allein. Er ist das Geheimnis des Regenwaldes. Beschützt ihn, erzählt davon nur jenen, die guten Herzens sind, und nutzt seine Kraft weise.“


Die Freunde versprachen es und verbrachten den Rest des Tages am Wasserfall. Sie spielten im Nebel, ruhten sich am Ufer aus und lauschten dem gleichmäßigen Rauschen des Wassers, das wie ein Lied klang. Es war, als erzählte der Wasserfall selbst uralte Geschichten vom Anfang der Zeit.


Als die Sonne unterging und der Himmel dunkelblau wurde, machten sich Timo und Luma auf den Heimweg. Der Regenwald war nicht mehr derselbe für sie, denn sie hatten sein größtes Geheimnis kennengelernt. Doch sie wussten auch, dass noch viele Abenteuer auf sie warteten.


In dieser Nacht kuschelte sich Timo in sein Nest aus Blättern und schloss zufrieden die Augen. „Morgen werde ich weiterträumen,“ flüsterte er leise, „von unserem Wasserfall, und vielleicht zeigt er uns eines Tages noch mehr seiner Geheimnisse.“


Und während die Sterne über dem Regenwald funkelten und der verborgene Wasserfall im Dunkeln weiterrauschte, schlief Timo friedlich ein, geborgen im Herz des großen, geheimnisvollen Waldes.

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