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Der mutige Junge, der dem alten Mann half - eine herzliche Gute-Nacht-Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • vor 4 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit
Jonas hilft dem alten Mann beim Bauen seines Zaunes

Es war einmal ein kleiner Junge namens Jonas, der in einem hübschen Dorf am Rande eines großen Waldes lebte. Das Dorf war klein, aber voller Leben: Hühner liefen über die Höfe, Kinder spielten Fangen auf der Wiese, und der Bäcker grüßte jeden, der an seinem Laden vorbeikam.


Jonas liebte es, nach der Schule durch die Straßen zu schlendern und alles zu beobachten, denn er hatte ein neugieriges Herz.


Eines Nachmittags, als der Himmel sich schon langsam golden färbte und die Vögel leise zwitscherten, bemerkte Jonas einen alten Mann, der mühsam an einem schiefen Holzzaun arbeitete.


Der Zaun war morsch, die Bretter hingen schief, und auch das kleine Häuschen dahinter sah traurig und zerfallen aus. Jonas blieb stehen und schaute aufmerksam zu. Der alte Mann zitterte, als er versuchte, einen schweren Hammer zu heben, und Jonas konnte sehen, dass er sich sehr anstrengte.


Jonas spürte, dass er helfen wollte, und fasste sich ein Herz. Er trat näher und fragte freundlich: „Guten Abend, soll ich Ihnen helfen?“ 


Der alte Mann hob langsam den Kopf, schaute Jonas an und blinzelte überrascht. Dann legte er den Hammer beiseite und sagte mit brüchiger Stimme: „Ach, das wäre sehr freundlich, mein Junge. Ich habe nicht mehr so viel Kraft in meinen Händen.“


Jonas griff sofort zu, hielt die Bretter fest und ließ den alten Mann die Nägel einschlagen. Gemeinsam arbeiteten sie eine ganze Weile, und bald stand der Zaun wieder gerade und fest.


Der alte Mann setzte sich erschöpft auf eine kleine Holzbank vor seinem Haus und atmete tief durch. Jonas setzte sich neben ihn, neugierig und voller Fragen. „Warum ist Ihr Zaun so kaputt geworden? Und warum wohnen Sie hier ganz allein?“


Der alte Mann seufzte tief. „Ich bin schon sehr alt und habe niemanden, der mir helfen kann. Früher war mein Zuhause voller Lachen, voller Stimmen und Geschichten. Doch meine Familie lebt weit weg, und ich kann sie nur selten sehen. Seitdem ist es still hier.“ Seine Augen blickten traurig in die Ferne.


Jonas dachte nach, und sein Herz wurde warm und schwer zugleich. Er wollte den Mann nicht in dieser Einsamkeit lassen. Also sagte er entschlossen: „Ich komme morgen wieder. Dann können wir weiterarbeiten, und ich höre mir gern noch mehr Geschichten an.“


Der alte Mann lächelte schwach, aber in seinen Augen leuchtete Dankbarkeit. „Das würde mich sehr glücklich machen, Jonas. Weißt du, manchmal ist es das größte Geschenk, wenn jemand einfach zuhört.“


Am nächsten Tag hielt Jonas Wort. Er brachte ein Körbchen mit frischem Brot und Äpfeln mit, das seine Mutter für beide gepackt hatte. Sie reparierten gemeinsam ein Fenster, und während sie arbeiteten, erzählte der alte Mann Geschichten aus seiner Jugend.


„Ich bin früher oft durch den Wald gewandert, habe Tiere beobachtet und im Fluss geangelt,“ berichtete er mit funkelnden Augen. Jonas hörte gebannt zu, denn er liebte Abenteuer.


An einem anderen Tag zeigten sie einander kleine Fertigkeiten. Der alte Mann erklärte Jonas, wie man Dachziegel richtig anlegt, ohne dass sie bei Regen verrutschen.


Jonas hingegen zeigte dem Mann, wie man einfache Spiele mit Steinen und Stöcken spielt, die er mit seinen Freunden erfunden hatte. Dabei lachten sie so herzlich, dass es fast so klang, als ob das alte Haus wieder lebendig wurde.


Mit der Zeit verwandelte sich das verlassene Häuschen. Der Zaun war stabil, die Fenster blitzten sauber, und das Dach war dicht.


Sogar im Garten begann es wieder zu blühen, denn Jonas half dem alten Mann, die Beete von Unkraut zu befreien und neue Blumen zu pflanzen. Bald schwirrten Bienen über den bunten Blüten, und der Duft von frischem Brot, das Jonas’ Mutter manchmal schickte, erfüllte das kleine Haus.


Doch nicht nur das Haus änderte sich. Auch der alte Mann begann sich zu verändern. Seine Augen, die zuvor müde und leer gewirkt hatten, leuchteten wieder.


Er erzählte mehr Geschichten, lachte häufiger und sprach manchmal von Liedern, die er als junger Mann gesungen hatte. Jonas merkte, dass er dem Mann nicht nur bei den Reparaturen half, sondern ihm auch wieder Freude und Hoffnung schenkte.


Eines Abends, als die Sonne unterging und der Himmel in sanften Farben erstrahlte, saßen sie zusammen auf der Bank vor dem Haus.


Glühwürmchen tanzten über den Garten, und es war still, bis der alte Mann leise sagte: „Du bist ein mutiger Junge, Jonas. Dein Mut liegt nicht nur in deinen Händen, sondern in deinem Herzen. Du hast mir nicht nur beim Bauen geholfen, sondern auch meine Einsamkeit leichter gemacht.“


Jonas fühlte ein warmes Strahlen in seiner Brust und antwortete: „Ich habe gelernt, dass Mut bedeutet, für andere da zu sein. Wenn man hilft, fühlt sich das Herz stärker und heller an.“


Von diesem Tag an wusste Jonas, dass Mitgefühl und Freundlichkeit genauso wertvoll sind wie Mut und Stärke. Und jedes Mal, wenn er am Haus des alten Mannes vorbeiging, sah er nicht mehr ein verfallenes Gebäude, sondern ein Zuhause voller Geschichten, Freundschaft und Licht.


In jener Nacht schlief Jonas tief und friedlich ein. Er träumte von bunten Blumen, von lachenden Stimmen und davon, wie schön es ist, das Herz eines anderen Menschen wieder zum Leuchten zu bringen.

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