Das Sockenmonster von Loch Waschmaschine - eine lustige, herzliche Gute-Nacht-Geschichte für Kinder
- Michael Mücke
- 11. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

Es war einmal in einer kleinen, verschlafenen Stadt am Rand eines großen, stillen Sees, wo die Dächer krumm und die Katzen besonders faul waren. Dort stand ein alter Holzschuppen, so schief, dass er bei jedem Windstoß leise stöhnte, als wolle er sagen: „Lasst mich schlafen, ich bin müde.“ In diesem Schuppen stand eine Waschmaschine, die schon so viele Jahre gesehen hatte, dass ihr weißes Gehäuse eher gelblich war und an manchen Stellen Rostflecken wie Sommersprossen trug. Die Leute nannten sie „Loch Waschmaschine“, weil in ihrer Trommel ein seltsames Loch war – rund, glänzend und viel tiefer, als man es erwarten würde.
Niemand wusste, wohin dieses Loch führte. Niemand – außer Lotta. Lotta war acht Jahre alt, hatte Sommersprossen auf der Nase, einen Zopf, der immer ein bisschen schief hing, und die Gewohnheit, mit Dingen zu reden, die eigentlich nicht antworten konnten. Doch die Loch Waschmaschine konnte antworten – zumindest über ihren heimlichen Bewohner.
Dort unten, tief im geheimnisvollen Loch, lebte das Sockenmonster Plümmel. Es war kein schreckliches Monster, wie man es aus Gruselgeschichten kennt, sondern ein kugelrundes, kuscheliges Wesen mit blaugrünem Fell, einem Bauch, der bei jedem Schritt leise „gluck-gluck“ machte, und einem endlos langen, gelben Schal, den es im Kreis um sich wickelte, wenn ihm kalt war.
Plümmel liebte Socken. Er sammelte sie, hortete sie, bewunderte sie. Besonders mochte er einzelne Socken, die ihren Partner verloren hatten. „Paare sind langweilig, Lotta. Aber ein einzelner Socken ist wie ein unentdeckter Schatz.“ Das sagte er mit so viel Überzeugung, dass man fast glaubte, Socken wären kostbarer als Gold.
Eines Abends, als Lotta ihre Lieblingssocken – gelb mit kleinen roten Sternen – in die Waschmaschine legte, beugte sie sich tief hinein und flüsterte: „Plümmel, ich weiß, dass du da bist.“Zu ihrer Freude hörte sie sofort ein Kichern. „Pssst! Nicht so laut! Die anderen dürfen nicht wissen, dass ich hier wohne.“ Seine Stimme klang weich und warm, als hätte er gerade warme Milch getrunken.
An diesem Abend erzählte Plümmel ihr von seinem Traum. Er wollte die legendäre Königssocke finden – eine Socke, die alle Farben der Welt in sich trug, niemals schmutzig wurde und jedem, der sie trug, das Gefühl gab, auf Wolken zu laufen.
„Mit der Königssocke könnte ich das große Sockenfest veranstalten. Dann wären alle einsamen Socken wieder glücklich.“
Lotta versprach zu helfen. Am nächsten Tag schlich sie sich in den Schuppen, während die Waschmaschine rumpelte, und steckte eine alte, selbst gezeichnete Landkarte zwischen die T-Shirts in der Trommel. Sie hatte darauf den geheimen Weg ins Innere der Waschmaschine eingezeichnet – vorbei am Schaumwasserfall, durch das Knöpfedorf, über die Riemenbrücke und weiter bis zum Dufttal der frisch gewaschenen Handtücher.
Plümmel war begeistert. „Das ist der Beginn unseres Abenteuers!“ rief er so laut, dass die Trommel leise vibrierte.
Die Reise war alles andere als einfach. Zuerst mussten sie über ein Feld aus rutschigen Wollsocken klettern, die wie glitschige Schlangen unter ihren Füßen wackelten. Dann kamen sie ins Knöpfedorf, wo tausende Knöpfe in allen Größen und Farben wie Kieselsteine am Boden lagen. Dort begegneten sie dem alten Knopfmeister, einem runden Holzknopf mit Kratzer quer über dem Bauch.
„Passt auf den Schleudergangdrachen auf!“ warnte er sie mit ernster Stimme.
Der Schleudergangdrache war kein echter Drache, sondern ein gewaltiger Strudel, der alles in seiner Nähe herumschleuderte. Sie banden sich mit einem Gürtel aneinander, damit sie nicht getrennt wurden, und paddelten mit einem Kleiderbügel wie mit einem Ruder, bis sie in den ruhigeren Schaumstrom kamen.
In einer Seifenblasenhöhle machten sie Rast. Plümmel erzählte Lotta Quatschgeschichten, etwa die von der Socke, die einmal einen Regenschirm gefressen hatte, um im Regen trocken zu bleiben. Lotta lachte so sehr, dass sie fast in den Seifenschaum fiel.
Nach vielen Abenteuern erreichten sie eine versteckte Trommelecke, in der etwas funkelte. Dort lag sie – die Königssocke. Sie war so weich, dass sie wie warmer Sommerwind duftete, und ihre Farben wechselten langsam wie ein Regenbogen nach einem Sommerregen. Plümmel nahm sie vorsichtig in seine Arme und flüsterte: „Endlich bist du gefunden.“
Zurück in der Waschmaschine begann Plümmel sofort mit den Vorbereitungen für das große Sockenfest. Überall hingen Girlanden aus Wäscheleinen, einsame Socken tanzten fröhlich im Kreis, und aus dem Weichspülfach floss süßer Duft wie aus einer Zuckerbäckerei. Lotta bekam als Dank ein winziges, selbstgestricktes Minisöckchen, das genau an ihren kleinen Finger passte.
An diesem Abend, als Lotta im Bett lag, hörte sie aus der Waschmaschine leise murmeln: „Danke, meine Freundin. Jetzt ist keine Socke mehr allein.“ Sie lächelte, zog die Decke bis zur Nase und schlief ein – und träumte von Socken, die fliegen konnten.