Tommy und der grosse Feuerwehr-Traum
- Michael Mücke
- 18. Nov. 2024
- 3 Min. Lesezeit

Tommy war ein siebenjähriger Junge mit einem grossen Traum. Jeden Abend, bevor er ins Bett ging, stellte er sich vor, wie er in einer glänzenden roten Feuerwehruniform ein brennendes Haus rettete, eine Katze vom Baum holte oder bei einer grossen Überschwemmung half. Sein Zimmer war voll mit Feuerwehr-Spielzeug: ein rotes Feuerwehrauto, ein kleiner Helm und eine Spielzeug-Leiter.
„Eines Tages werde ich ein richtiger Feuerwehrmann sein!“, sagte Tommy oft zu seinen Eltern. Sie lächelten und sagten: „Wir glauben an dich, Tommy!“
Aber Tommy wollte nicht nur träumen. Er wollte jetzt ein Feuerwehrmann sein.
An einem sonnigen Samstag nahm Tommys Papa ihn mit zur Feuerwehrstation in der Stadt. Es war ein aufregender Tag. Die grossen roten Feuerwehrautos glänzten in der Sonne, die Feuerwehrleute zeigten den Kindern ihre Ausrüstung, und alle durften sogar kurz die Sirene ausprobieren.
Tommy stellte unzählige Fragen: „Wie funktioniert der Wasserschlauch? Wie wird man Feuerwehrmann? Was ist, wenn man Höhenangst hat?“ Die Feuerwehrleute lachten und sagten: „Du hast wirklich das Zeug dazu, Tommy!“
Am Ende des Tages schenkte ihm einer der Feuerwehrleute, Herr Meier, einen kleinen Anstecker in Form eines Feuerwehrhelms. „Das ist für zukünftige Feuerwehrhelden“, sagte er zwinkernd. Tommy war überglücklich.
Ein paar Wochen später, an einem dunklen und windigen Abend, zog ein grosser Sturm über die Stadt. Der Regen prasselte auf das Dach, und der Wind heulte durch die Strassen. Tommy sass in seinem Zimmer und spielte mit seinem Feuerwehrauto, als plötzlich ein lautes Geräusch die Stille zerriss.
„Was war das?“, fragte Tommy und lief zum Fenster. Er sah, wie ein Blitz in einen Baum in der Nachbarschaft einschlug. Der Baum fing Feuer, und die Flammen loderten gefährlich nah an einem kleinen, gelben Haus.
„Mama, Papa!“, rief Tommy. „Der Baum brennt!“
Seine Eltern rannten ans Fenster. „Wir rufen sofort die Feuerwehr!“, sagte sein Vater und griff zum Telefon.
Als Tommy aus dem Fenster schaute, bemerkte er etwas. Neben dem brennenden Baum war eine kleine Katze auf einen anderen Baum geflüchtet. Sie miaute laut, und ihre Augen leuchteten ängstlich im Schein der Flammen.
„Die arme Katze!“, flüsterte Tommy.
Plötzlich hörte er die Sirenen der Feuerwehr. Zwei grosse Feuerwehrautos rasten die Strasse entlang und hielten vor dem brennenden Baum. Tommy konnte die Feuerwehrleute sehen, wie sie die Schläuche ausrollten und das Feuer bekämpften.
Aber niemand hatte die Katze bemerkt!
Tommy zog sich schnell seine Regenjacke an und schnappte sich seine Taschenlampe. „Wo willst du hin?“, fragte seine Mama.
„Ich muss der Katze helfen!“, sagte Tommy entschlossen und rannte hinaus, bevor seine Eltern ihn aufhalten konnten.
Als er bei der Feuerwehr ankam, rief er laut: „Da ist eine Katze auf dem Baum! Sie braucht Hilfe!“
Herr Meier, der Feuerwehrmann, erkannte Tommy sofort. „Du schon wieder?“, fragte er überrascht.
„Die Katze da oben!“, zeigte Tommy. Herr Meier blickte hoch und sah die zitternde Katze. „Du hast recht, Tommy. Gut, dass du uns Bescheid gesagt hast!“
Herr Meier und ein anderer Feuerwehrmann holten sofort eine Leiter. „Tommy, bleib hier“, sagte Herr Meier. Doch Tommy hatte eine Idee.
„Die Katze hat Angst vor den Flammen. Ich kann sie beruhigen!“, rief er und zog aus seiner Jackentasche ein kleines Spielzeug, eine Glocke, die er immer bei sich trug. Er schüttelte die Glocke sanft, und die Katze begann, weniger laut zu miauen.
„Das funktioniert!“, rief einer der Feuerwehrleute. „Die Katze kommt näher zur Leiter!“
Während die Feuerwehrleute die Katze vorsichtig von dem Baum holten, stand Tommy unten und läutete weiter mit der Glocke. Schliesslich war die Katze sicher in den Armen von Herr Meier.
Am nächsten Tag kam Herr Meier zu Tommys Haus. Er trug eine grosse, glänzende Urkunde und einen echten Feuerwehrhelm. „Tommy, du hast uns gestern Abend wirklich geholfen. Du hast die Katze gerettet, weil du schnell gehandelt hast und mutig warst. Deshalb möchten wir dich ehren.“
Tommy konnte es kaum glauben, als Herr Meier ihm die Urkunde überreichte, auf der stand:
„Held des Tages – Für Mut und Tatkraft bei der Rettung einer Katze.“
Er durfte sogar den echten Feuerwehrhelm aufsetzen, und seine Eltern machten ein Foto.
Von diesem Tag an war Tommy im ganzen Viertel als kleiner Held bekannt. Die Katze, die gerettet wurde, war übrigens von einer älteren Dame, die Tommy später ein grosses Stück Kuchen schenkte, um sich zu bedanken.
Tommy träumte weiterhin davon, eines Tages Feuerwehrmann zu werden. Aber er wusste nun, dass man auch als kleiner Junge etwas Grosses bewirken kann – wenn man mutig ist und mit dem Herzen handelt.
Und wenn Tommy jetzt abends ins Bett geht, träumt er nicht nur von der Zukunft, sondern denkt auch an den Tag, an dem er ein kleiner Held war.
Ende.