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Ruffy und die Bananendiebe - Gute-Nacht-Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 29. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Ruffy als Detektiv sucht seine gestohlenen Bananen

Tief im Herzen eines tropischen Dschungels, wo die Sonne goldene Lichtstrahlen durch dichte Baumkronen warf und das Zwitschern der Vögel wie ein endloses Konzert klang, lebte ein junger, quirliger Affe namens Ruffy. Ruffy war kein gewöhnlicher Affe.


Er hatte ein unglaublich feines Gespür für alles, was süß, klebrig und gelb war – nämlich Bananen. Man sagte, er könne eine reife Banane auf hundert Meter Entfernung riechen, selbst wenn sie unter einem Laubhaufen versteckt war.


Sein Baumhaus war ein echtes Meisterwerk: gebaut aus Palmenholz, verziert mit Lianen und gefüllt mit Kissen aus Papayablättern. Doch das Beste an Ruffys Zuhause war sein geheimer Bananenspeicher. Dort lagerte er seine wertvollsten Schätze – fein säuberlich gestapelte, perfekt gereifte Bananen, sortiert nach Süßegrad, Krümmung und Schalenfarbe.


Eines Abends, als der Himmel langsam von Orange zu Violett wechselte und die Grillen mit ihrem Gezirpe begannen, machte sich Ruffy wie jeden Abend daran, seine Gute-Nacht-Banane zu genießen. Er schwang sich elegant vom Fensterbrett zur geheimen Falltür, murmelte sein Passwort „Schale auf, Schatz raus“, und kroch erwartungsvoll in die kühle Vorratskammer.


Doch was er dort sah, ließ ihm das Herz in die Lendenschurz-Riemen rutschen: Die Kammer war leer. Vollkommen leer. Keine einzige Banane war übrig geblieben. Nur ein paar halb angeknabberte Schalen lagen wie Beweismaterial auf dem Boden verstreut. „Was zur Kokosnuss ist denn hier los?!“, rief Ruffy entsetzt und tanzte nervös auf einem Fuß.


Er war kein Affe, der sich leicht unterkriegen ließ. Mit einem wütenden Fauchen sagte er: „Irgendjemand hat meine Bananen geklaut. Und ich werde nicht schlafen, bevor ich weiß, wer das war!“


Noch in derselben Nacht machte er sich auf den Weg. Er nahm seine Detektivmütze (eine alte Kokosnussschale mit Löchern für die Ohren), eine Liane als Sprungseil und seine selbst gebastelte Lupe aus einem Tropfen Harz.


Zuerst stattete er dem Eichhörnchen-Klan einen Besuch ab, denn diese kleinen Wusler waren berüchtigt für ihre Vorratsplünderungen. Doch als Ruffy am riesigen Mangobaum ankam, wo die Eichhörnchen wohnten, waren alle friedlich am Schnarchen. „Zu viele Mangos gegessen. Kein Platz mehr für Bananen.“, murmelte das älteste Eichhörnchen schläfrig, als Ruffy ihn weckte.


Nächste Station: Der große Wasserfall, wo der Otter Chor jeden Abend probte. Ruffy kletterte über rutschige Steine, klatschnass, aber entschlossen. Der Otter-Dirigent drehte sich empört um, als Ruffy mitten in die Probe platzte. „Bananen?! Wir essen Fisch, mein Lieber! Und zwar dreimal täglich!“


Enttäuscht aber nicht entmutigt setzte Ruffy seine Suche fort. Er hörte sich um, fragte die Tukane, befragte die Faultiere (was Stunden dauerte), und sogar die Ameisenbären, die nie etwas anderes als krabbelndes Frühstück wollten. Niemand wusste etwas. Oder – fast niemand.


Als Ruffy gerade wieder in Richtung Heimat trottete, bemerkte er auf dem Boden eine seltsame Spur. Kleine Fußabdrücke, nicht ganz affenartig, aber eindeutig von flinken, leichten Pfoten. Dazu ein zarter Duft von Honig und... Bananenschale.


Ruffy verfolgte die Spur. Sie führte ihn durch dichten Farn, über eine Liane hinweg, und hin zu einem alten, verfallenen Baumhaus, das schon lange niemand mehr bewohnte. Oder etwa doch?


Vorsichtig spähte Ruffy durch ein Loch in der Wand – und was er sah, ließ seine Banane im Geiste zurück in seine Hand springen. Zwei kleine Waschbären saßen dort, mit dicken Backen und klebrigen Fingern, umgeben von Bananenschalenbergen. Sie kauten zufrieden, kicherten und schoben sich die letzten Happen in die Münder.

„AHA!“, rief Ruffy, sprang durch das Loch und landete mitten im Chaos. Die Waschbären quiekten erschrocken.


„Wir wollten sie nur probieren!“, rief der eine.


„Es war nur für eine Bananenverkostung!“, ergänzte der andere. „Wir wollten ein Bananen-Café aufmachen!“


Ruffy verschränkte die Arme. „Ihr habt meinen gesamten Vorrat aufgefuttert. Das sind nicht ein oder zwei Bananen. Das waren hundertzweiunddreißig!“


Die Waschbären schauten beschämt auf den Boden. Dann sagte der kleinere: „Wenn du uns verzeihst, zeigen wir dir etwas. Etwas, das niemand sonst kennt.“


Neugierig folgte Ruffy den beiden durch ein Dickicht aus Brombeerbüschen, bis sie an eine kleine Lichtung kamen, die in silbernes Mondlicht getaucht war. In der Mitte stand ein uralter, riesiger Bananenbaum. Und an seinen Ästen hingen die größten, süßesten, leuchtendsten Bananen, die Ruffy je gesehen hatte.


„Der Mondbananenbaum“, flüsterte der größere Waschbär ehrfürchtig. „Er trägt nur alle sieben Jahre. Und wir wollten dir eine Freude machen... naja... ursprünglich zumindest.“


Ruffy war einen Moment lang still. Dann lachte er leise. „Na gut. Aber ab jetzt teilt ihr jede Banane gerecht. Und ich will als Erster kosten.“


Sie verbrachten die halbe Nacht damit, die Mondbananen zu pflücken, zu verkosten und neue Pläne zu schmieden. Ruffy schlug sogar vor, wirklich ein Dschungel-Bananen-Café zu eröffnen. Mit Waschbären-Service, Otter-Musik, und natürlich – einem eigenen Affen-Tresen.


Als der Morgen dämmerte, rollte sich Ruffy endlich wieder in seinem Baumhaus zusammen, den Bauch voll, das Herz leicht. Bevor ihm die Augen zufielen, flüsterte er:

„Kein Bananendieb kann mir standhalten. Und manchmal bringt sogar ein Diebstahl neue Freunde.“


Dann schnarchte er los – leise, zufrieden und mit einem Grinsen, das wie eine geschälte Banane in der Morgensonne glänzte.

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