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Mina und das Schlammmonster von Hüntwangen - Gute-Nacht-Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 6. Juli
  • 4 Min. Lesezeit
Mina und das Schlammmonster stehen im Wald

Mina war ein kleines, aufgewecktes Mädchen von gerade mal sechs Jahren, und ihre Abenteuerlust kannte keine Grenzen. Seit sie gehört hatte, dass es im fernen Dorf Hüntwangen ein echtes Schlammmonster geben sollte, war sie fest entschlossen, es zu finden. Jeder im Dorf, in dem sie lebte, sagte, dass es nichts als ein Märchen war, doch Mina wusste es besser. In ihren Träumen war das Schlammmonster aus Hüntwangen kein Monster, sondern ein verlorenes, freundliches Wesen, das nur auf jemanden wartete, der es verstand.


Eines schönen Frühlingstages, als die Vögel besonders fröhlich zwitscherten und der Duft von frischem Gras in der Luft lag, machte sich Mina auf den Weg. Ihr Rucksack war gepackt mit einer Karte, die sie aus einem alten Buch ihrer Großmutter gefunden hatte, einer Flasche Apfelsaft, Keksen und einem kleinen Stoffbär, den sie immer bei sich trug.


„Ich werde das Schlammmonster finden, und es wird mein Freund sein!“, murmelte sie entschlossen, als sie den langen Weg zum Nachbardorf antrat.


Der Weg nach Hüntwangen war nicht der kürzeste. Er führte durch Wälder, über Hügel und entlang plätschernder Bäche, die leise vor sich hin plätscherten. Mina freute sich an jeder Blume, die am Wegesrand wuchs, und an jedem kleinen Tier, das ihr über den Weg huschte.


Aber in ihrem Herzen brannte eine einzige Frage: „Wo ist das Schlammmonster?“


Als sie schließlich das Dorf Hüntwangen erreichte, war der Himmel schon in ein tiefes Blau getaucht, und die ersten Sterne begannen zu funkeln. Das Dorf war sehr ruhig, fast schon verschlafen, und viele der Häuser sahen alt aus, mit ihren holzverkleideten Wänden und dem üppigen Efeu, der an den Fenstern hinaufkletterte. Mina fragte einige der Dorfbewohner, ob sie etwas über das Schlammmonster wussten, aber niemand schien mehr als ein müdes Lächeln übrig zu haben.


„Ach, das Schlammmonster… das ist doch nur eine alte Legende“, sagte eine alte Frau mit weißen Haaren und einem Kopftuch, während sie aus ihrem Garten Beeren pflückte.


„Kein Kind hat das Monster je gesehen. Es lebt im Moor hinter dem Dorf.“

Aber das hielt Mina nicht auf. „Ich werde es finden“, murmelte sie entschlossen und schlich sich in den Wald, der das Moor umgab.


Der Wald war düster und geheimnisvoll, mit hohen Bäumen, deren Äste sich über ihr zu einem grünen Baldachin vereinten. Der Weg war matschig, und überall wucherten dicke Farne und Moos. In der Ferne konnte Mina das leise Schmatzen des Moores hören, das unaufhörlich den Matsch hin und her zog.


Als sie tiefer in den Wald ging, wurde der Boden immer weicher, und der Duft von feuchtem Erde und verrottendem Holz lag in der Luft. Mina zog ihre Gummistiefel fester an und stapfte weiter.


„Ich muss dem Schlammmonster helfen“, dachte sie sich. „Es muss so einsam sein. Niemand will sich mit ihm anfreunden.“


Plötzlich hörte sie es. Ein lautes Platschen, gefolgt von einem tiefen, schmatzenden Geräusch. Mina blieb stehen und lauschte. Es kam aus der Richtung des Moores. Ihre Neugierde war stärker als ihre Angst, also machte sie sich auf den Weg in die Richtung des Geräusches.


Und dann, hinter einem Dickicht aus wilden Brombeersträuchern, erblickte sie es: Das Schlammmonster. Es war wirklich ein riesiges, schlammbedecktes Wesen, dessen Körper aussah, als wäre er aus tiefstem Moorboden geformt. Es hatte große, runde Augen, die in der Dunkelheit glühten, und einen riesigen, schmatzenden Mund, der wie eine alte Pfütze aussah, die sich nie ganz entleerte. Aber das seltsamste an ihm war, dass es keine Zähne hatte. Stattdessen schimmerte der Schlamm an seinen Wangen, als wäre er aus purem Glanz.


„Hallo, du!“, rief Mina, ohne Angst, sondern voller Staunen. „Ich bin Mina, und ich bin gekommen, um dich zu finden! Du bist das Schlammmonster, oder?“

Das Monster hielt inne und starrte sie an.


„Du bist das erste Kind, das mich jemals ansprach. Alle anderen haben Angst und rennen weg, sobald sie mich sehen“, sagte das Monster in einer tiefen, brummenden Stimme, die wie das Rauschen eines Bachs klang. „Warum bist du hier, kleines Mädchen?“


Mina lächelte. „Weil ich glaube, dass du nicht böse bist. Du bist nur anders, und vielleicht brauchst du jemanden, der dich versteht.“


Das Schlammmonster schien verwirrt. „Ich habe immer gedacht, ich sei ein Ungeheuer. Dass niemand mich je mögen würde.“ Es zog seine Arme, die wie dicke Äste aus dem Matsch ragten, an sich und schaute traurig auf den Boden. „Ich bin einfach nur einsam. Es gibt niemanden, mit dem ich spielen kann.“


Mina setzte sich auf einen Felsen und dachte nach. „Aber vielleicht können wir ja zusammen spielen!“ sagte sie schließlich. „Ich bin gekommen, um dir zu zeigen, dass du nicht alleine sein musst.“


Das Monster starrte sie weiterhin mit seinen großen, runden Augen an. „Wirklich? Du willst mit mir spielen?“


Mina nickte eifrig. „Klar! Wir können Geschichten erzählen, das Moor erkunden, und du kannst mir beibringen, wie man im Matsch tanzt!“


Das Monster, das nun etwas weniger traurig wirkte, stellte sich langsam auf und machte ein paar wackelige Schritte. „Das klingt… wirklich lustig! Ich glaube, das könnte mir gefallen.“


Und so begann eine wunderbare Freundschaft. Mina verbrachte den gesamten Abend mit dem Schlammmonster. Sie erforschten das Moor, suchten nach den geheimen Wegen, die nur das Monster kannte, und tanzten unter den Sternen.


Mina zeigte dem Monster, wie man mit einem Stöckchen Geschichten in den Matsch schrieb, und das Schlammmonster erklärte ihr, wie der Schlamm sich im Laufe der Jahre immer wieder veränderte und neue Muster bildete. Sie lachten und sprangen durch Pfützen, bis der Mond hoch am Himmel stand.


Doch als der Tag sich dem Ende zuneigte und die ersten Morgenröte am Horizont zu sehen war, wusste Mina, dass es Zeit war, nach Hause zurückzukehren.


„Ich muss leider gehen, aber ich werde wiederkommen, versprochen!“, sagte sie, während sie das Monster umarmte, das mittlerweile viel weniger schmutzig und viel glücklicher aussah.


„Komm bald wieder, Mina. Du bist meine erste richtige Freundin. Ich werde dich immer erwarten!“ Das Schlammmonster lächelte, und seine Augen leuchteten fröhlich.


Mina winkte und machte sich auf den Rückweg, und obwohl sie das Dorf ohne das Monster verließ, wusste sie tief in ihrem Herzen, dass ihre Abenteuer noch lange nicht zu Ende waren. Im Moor von Hüntwangen war ein neues Kapitel aufgeschlagen, und vielleicht würde sie bald wiederkommen, um noch mehr mit ihrem neuen Freund zu erleben.


Und so endete das erste Abenteuer von Mina und dem Schlammmonster. Doch tief im Wald, dort wo der Matsch weich und die Geheimnisse tief waren, wussten beide, dass dies erst der Anfang einer langen und wunderbaren Freundschaft war.

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