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Mina, die Piratenkönigin der sieben Weltmeere - Gute-Nacht-Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 14. Mai
  • 4 Min. Lesezeit

Mina die Piratenkönigin steht mit ihrem Säbel vor der Sturmkuss

Es war einmal ein kleines Mädchen namens Mina, das in einem verträumten Fischerdorf lebte, wo der Wind immer nach Salz roch und die Möwen den Himmel wie fliegende Gedanken durchkreuzten. Mina war ein Kind mit wachen Augen, einer wilden Fantasie und einem Herzen, das vom Meer träumte.


Während andere Kinder mit Drachen spielten oder mit Stöcken Ritterkämpfe austrugen, saß Mina oft auf der alten Hafenmauer, blickte hinaus aufs offene Wasser und sprach mit den Wellen.


„Ich weiß, dass ihr mehr wisst, als ihr zeigt,“ sagte sie leise. „Wenn ich groß bin, werde ich mit euch tanzen. Über alle sieben Meere. Ich werde sie kennen wie meine Westentasche. Und ich werde die Königin der Piraten sein, nicht wegen Gold oder Ruhm, sondern weil ich das Meer liebe.“


Die Erwachsenen lächelten über ihre Worte. „Ach, Mina. Du mit deinen Geschichten!“.


Doch sie ahnten nicht, dass die Geschichten bereits Wirklichkeit wurden.

Eines Morgens, als der Himmel noch in rosa Nebel getaucht war, entdeckte Mina eine Flasche, halb im Sand vergraben. Darin, eine Seekarte.


Gezeichnet mit violetter Tinte, mit kleinen, tanzenden Figuren am Rand, mit Strömungen und Geheimnissen. In der Mitte ein leuchtend rotes X – und darunter ein Satz:

„Nur das Herz, das nicht aufgibt, wird den Weg zur Krone der sieben Weltmeere finden.“


Mina packte, was sie hatte: ein altes Holzschwert, das sie Splitterzahn nannte, einen Kompass, der meistens falsch ging, und ihr treues Fernrohr. Im verlassenen Hafen fand sie ein kleines, knarzendes Segelboot, dessen Name fast verblichen war. Sie taufte es feierlich: „Sturmkuss.“


Und so begann die Reise.


Zunächst ging alles schief. Das Boot drehte sich im Kreis, der Wind schlug ihr ins Gesicht, der Kompass wirbelte wie verrückt. Doch Mina übte jeden Tag. Sie sprach mit Möwen, hörte den Liedern der Wellen zu und lernte, das Rauschen der See zu verstehen.


Nach zwei Wochen, als die Vorräte knapp wurden und der Mut beinahe schwand, entdeckte sie eine Insel, die auf keiner Karte stand. Sie war von Bäumen bedeckt, deren Blätter wie Federn aussahen, und über dem Wasser schwebten winzige Lichter, als wären Sterne heruntergefallen.


Dort traf sie auf das erste Hüterwesen: eine Schildkröte, groß wie ein Haus, mit einem Panzer, in den Geschichten eingeritzt waren.


„Willst du wirklich die Piratenkönigin sein?“ fragte sie mit tiefer Stimme. „Dann musst du die Prüfung des Verzichts bestehen. Du musst einen deiner Wünsche loslassen.“


Mina schluckte. „Aber ich habe doch nur einen Wunsch – über die sieben Meere zu reisen.“


„Dann wähle etwas anderes. Ein kleiner Wunsch, der dir lieb ist.“


Nach langem Nachdenken holte Mina ihren Glücksstein aus der Tasche – ein glatter, blauer Kiesel, den sie seit ihrer Kindheit bei sich trug.


„Ich schenke ihn dir. Er hat mir Mut gegeben, aber jetzt brauche ich den Mut in mir.“


Die Schildkröte nickte, versank im Wasser, und plötzlich flog die Insel selbst in die Lüfte, getragen von bunten Vögeln. Mina segelte weiter.


Die nächste Insel war gefährlicher.


Dort lebten Nebelwesen, die sich als Freunde ausgaben, aber die Gedanken verdrehten. Sie flüsterten:

„Warum segelst du noch, Mina? Kehr doch um. Daheim wartet warmes Essen und dein Bett.“


Doch Mina erinnerte sich an die Geschichten in der Flasche, an ihr Versprechen an die See. Sie schloss die Augen, atmete tief und sagte: „Ihr seid nicht meine Freunde. Freunde fragen nicht nach Aufgeben.“


Mit diesen Worten verschwanden die Nebel. Die Insel verwandelte sich in eine Lichtung voller flüsternder Muscheln, die ihr einen neuen Kurs verrieten.


So reiste Mina weiter: Sie befreite einen schlafenden Vulkan, der von einem Zauber festgehalten wurde. Sie segelte durch ein Meer aus gläsernem Eis, wo jedes Geräusch in Farben aufstieg. Sie begegnete dem Sturmkönig, einem riesigen, traurigen Drachen aus Wind und Blitz, der seinen Namen vergessen hatte.


Mina kletterte mutig auf seinen Rücken, hörte ihm zu, und flüsterte:

„Du bist nicht nur Sturm. Du bist Erinnerung. Du bist Lied. Ich nenne dich Brann.“


Brann hob sie empor, trug sie durch ein Gewitter, das aus lauter vergessenen Liedern bestand, und setzte sie sanft auf der letzten Insel ab der Insel mit dem roten X.


Doch dort wartete niemand mit einer Krone. Stattdessen stand in der Mitte ein Spiegel. Als Mina hineinsah, sah sie nicht sich, sondern all die Wesen, denen sie geholfen hatte. Die Schildkröte. Den Sturmkönig. Die kleinen Leuchtquallen. Selbst das Meer, das jetzt ruhiger wirkte, als hätte es Frieden gefunden.


„Du hast die Krone bereits,“ flüsterte der Wind. „Sie besteht nicht aus Gold, sondern aus dem, was du bist.“


In diesem Moment verwandelte sich der Spiegel in Wasser, aus dem ein Umhang stieg. Er war gewebt aus Nebel, Mondlicht und Muscheln. Als sie ihn anlegte, sang das Meer – wirklich sang.


„Mina! Mina, unsere Königin! Trägerin des Herzens, das nicht aufgibt!“


Ein Schiff erhob sich aus den Tiefen: groß, golden, mit Segeln aus Sternenlicht und einem Steuerrad, das auf ihre Berührung wartete. Sie stieg an Bord. Die Sturmkuss glitt nebenher, wie ein treuer Schatten.


Von da an war Mina nicht mehr nur ein Kind aus einem Fischerdorf. Sie war die Piratenkönigin der sieben Weltmeere. Sie segelte weiter – nicht um zu herrschen, sondern um zu helfen. Sie brachte verlorene Völker zusammen, heilte zerbrochene Inseln, füllte vergessene Lieder mit neuem Klang.


Und jedes Mal, wenn sie ein Kind am Ufer stehen sah, das dem Wind lauschte, ließ sie ein kleines Licht über das Wasser tanzen, das flüsterte:„Dein Abenteuer wartet. Komm, wenn du bereit bist.“


Und in einer klaren Nacht, wenn du leise bist und dein Fenster offenlässt, kannst du vielleicht den Gesang hören den der Wellen, der Sterne und einer Königin, deren Mut so weit reicht wie das Meer.


„Abenteuer warten nicht. Man muss ihnen entgegenfahren.“

Gute Nacht.

Träum von Sternenschiffen, tanzenden Inseln und dem Mut, den du in dir trägst.

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