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Lupo, der Wolf, der nicht heulen wollte - eine Geschichte über Selbstfindung

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 19. Nov.
  • 3 Min. Lesezeit
Lupo der kleine Wolf sitzt auf einem Berg. Die Sterne scheinen über ihm.

Lupo der junge Wolf lebte in einem dichten Wald der bei Sonnenuntergang immer leise rauschte und geheimnisvoll glitzerte. Seine Pfoten waren kräftig und sein Fell war weich wie Moos doch etwas in seinem Inneren fühlte sich schwer an.


Jeder Abend brachte dieselbe Erwartung denn die anderen Wölfe hoben ihre Schnauzen hoch und stimmten ihr Heulen an. Lupo stand dann neben ihnen und schwieg. Er fühlte ein Ziehen in der Brust und er wusste nicht warum es dort entstand.


Die älteren Wölfe sahen ihn jedes Mal fragend an und sie verstanden nicht weshalb Lupo stumm blieb. Lupo verstand es selbst nicht und das machte ihn unruhig.


Er glaubte lange dass mit ihm etwas falsch sei weil sein Heulen einfach nicht aus ihm herauskommen wollte. Er hörte die anderen singen und er spürte die Schwingungen im Boden doch in ihm blieb es still.


Eines Abends als die ersten Sterne erschienen wanderte Lupo allein zwischen Farnen die im Wind zitterten. Er setzte sich an einen kleinen Hang und blickte hinauf in den Himmel.


Der Himmel war weit und er wirkte wie ein großes geheimnisvolles Tor das unendlich offen stand. Lupo murmelte leise „Warum kann ich nicht heulen wenn ich doch ein Wolf bin“. Seine Worte wehten in die Dunkelheit und sie schienen sich dort zu verlieren.


Plötzlich hörte er ein Rascheln und eine Gestalt trat aus den Schatten. Es war ein alter Dachs der schwerfällig ging und dennoch wache Augen hatte. Der Dachs setzte sich neben Lupo und sagte „Ich habe dich oft hier beobachtet kleiner Wolf und ich erkenne dass du etwas suchst das tiefer liegt als ein gewöhnliches Heulen“. Lupo sah ihn überrascht an und er fühlte erstmals eine kleine Erleichterung.


Der Dachs erzählte „Viele Tiere glauben dass jeder so sein muss wie die anderen doch das ist selten wahr“. Lupo lauschte still und er merkte dass sein Brustkorb etwas lockerer wurde.


Der Dachs fuhr fort „Manchmal findet man seine eigene Stimme erst wenn man etwas entdeckt das mehr bedeutet als eine Gewohnheit“. Diese Worte flossen in Lupos Gedanken und sie hinterließen leise Spuren.


Gemeinsam liefen sie ein Stück durch die Dunkelheit und der Boden fühlte sich warm an obwohl die Nacht immer tiefer wurde. Lupo spürte dass der alte Dachs ihm nichts aufzwingen wollte und das machte die Stille angenehm.


Schließlich hielt der Dachs an einem Felsen der einem Torbogen ähnelte und er sagte „Setz dich hierhin und hör auf den Wald der in dir wohnt“.


Lupo schloss die Augen und atmete langsam ein und aus. Er hörte den Wind der durch Zweige strich und er hörte das Knacken der Erde unter den winzigen Schritten kleiner Insekten.


Je länger er lauschte desto mehr wurde ihm klar dass sein Schweigen nicht leer war sondern voller Dinge die er nie bemerkt hatte. Er spürte wie sich in ihm eine neue Art von Stimme formte und sie war leise doch eindeutig.


Der Dachs sagte „Deine Stimme muss nicht laut sein um echt zu sein“ und ging dann wieder in die Nacht. Lupo blieb eine Weile allein und er fühlte keinen Druck mehr weil niemand ihn beobachtete.


Er hob den Kopf und atmete tief ein und er öffnete sein Maul doch kein Heulen drang heraus. Stattdessen formte er ein langes ruhiges Summen das wie ein freundlicher Strom durch den Wald glitt.


Dieses Summen war weich und warm und es unterschied sich völlig vom Heulen der anderen Wölfe doch es fühlte sich vollkommen richtig an. Lupo summte weiter und die Sterne schienen heller zu funkeln während sein Laut über die Bäume strich. Er spürte dass sein Summen den Wald nicht störte sondern ihn ruhig machte.


Als die Nacht fast zu Ende war stand Lupo auf und machte sich auf den Weg zurück zum Rudel. Die anderen Wölfe wachten gerade auf und sie sahen ihn neugierig an.


Lupo stellte sich vor sie und sagte mit fester Stimme „Ich habe meine eigene Art zu singen gefunden und ich möchte sie mit euch teilen“. Die Wölfe staunten doch sie hörten geduldig zu.


Lupo schloss die Augen und ließ sein Summen erklingen und der Wald schien zu lauschen. Die anderen Wölfe merkten dass dieser Ton etwas Besonderes war weil er tief und weich und voller Bilder klang die nur Lupo kannte. Niemand verlangte dass er anders klingen sollte und niemand lachte.


In dieser Nacht und in allen Nächten danach durfte Lupo so sein wie er war und das Rudel akzeptierte sein neues Lied ohne Zweifel. Lupo fühlte sich groß und klar und zufrieden weil er endlich verstand dass man manchmal nur einen anderen Weg braucht um sich selbst zu finden.


So schlief er fortan mit dem Wissen ein dass sein Platz im Wald nicht kleiner war nur weil seine Stimme anders klang und er träumte ruhig unter dem sanften Rauschen der Bäume die ihn freundlich umgaben.

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