Flossi Rotfeder und der neue Teich - eine Geschichte zum Vorlesen mit einem Fisch
- Michael Mücke
- vor 8 Stunden
- 3 Min. Lesezeit

Es war einmal eine kleine Rotfeder mit schillernden, rot glänzenden Flossen. Sie hieß Flossi und lebte bisher in einem großen, klaren See, der voller Fische, Wasserpflanzen und geheimnisvoller Ecken war.
Flossi liebte es, zwischen den langen Halmen des Schilfs zu spielen und mit den anderen jungen Rotfedern zu schwimmen. Doch manchmal war sie auch neugierig auf das, was außerhalb ihres Sees lag.
Eines Tages zog ein starker Sturm auf. Die Wellen im See wurden immer höher, der Wind peitschte über das Wasser und die Strömung wurde so stark, dass Flossi kaum dagegen anschwimmen konnte.
Bevor sie wusste, wie ihr geschah, wurde sie in einen kleinen Seitenbach gespült. Sie versuchte, sich festzuhalten, aber die Strömung war schneller. Immer weiter wurde sie getragen, bis sie plötzlich in ein neues Gewässer gespült wurde.
Flossi blinzelte mit ihren großen runden Augen und sah sich vorsichtig um. Vor ihr lag ein Teich, der zwar viel kleiner war als ihr alter See, aber er schimmerte geheimnisvoll. Das Wasser glitzerte, und über der Oberfläche summten Libellen.
Am Ufer wuchsen dichte Schilfpflanzen, die sich sanft im Wind wiegten. Überall gab es kleine Verstecke zwischen Steinen und Wurzeln, und in der Ferne hörte man das leise Quaken von Fröschen.
Flossi schwamm langsam in den Teich hinein. Alles war so neu, dass sie ein wenig Angst bekam. Sie flüsterte leise zu sich selbst: „Wo bin ich nur? Ist das mein neues Zuhause?“
Da hörte sie plötzlich ein fröhliches Rufen. „Hallo! Wer bist du denn?“ Vor ihr tauchte ein kleiner goldener Fisch auf, der blitzte wie die Sonne. „Ich bin Goldi, der Goldfisch! Willkommen in unserem Teich!“
Flossi war erleichtert, dass jemand mit ihr sprach. „Ich heiße Flossi Rotfeder. Ich komme aus einem großen See, aber der Sturm hat mich hierhergebracht.“
Goldi lachte fröhlich. „Dann ist es bestimmt Schicksal, dass du jetzt bei uns bist! Ich stelle dir gleich alle vor!“
Zusammen schwammen die beiden durch den Teich. Schon bald tauchte ein großer, gemütlicher Karpfen auf. Er war langsam, aber seine Stimme war tief und freundlich. „Ich bin Karlo, der Karpfen. Keine Sorge, Flossi, hier im Teich bist du sicher. Wir heißen jeden willkommen, der freundlich ist.“
Ein Schatten glitt über die Wasseroberfläche, und eine Libelle setzte sich auf ein Seerosenblatt. „Ich heiße Livia“, sagte sie mit glitzernden Flügeln, „ich tanze jeden Tag über den Wellen. Wenn die Sonne scheint, funkele ich wie tausend kleine Sterne.“
Flossi war begeistert. Überall gab es so viele neue Tiere. Sie sah Kaulquappen, die ausgelassen spielten, und einen kleinen, schnellen Stichling, der neugierig zu ihr schwamm. „Ich bin Stani, der Stichling. Pass auf, ich bin schneller als jeder hier!“ Er schoss blitzschnell durch das Wasser, und Flossi konnte kaum folgen.
Am Abend versammelten sich alle Tiere am Ufer. Die Frösche quakten im Chor, und die Grillen zirpten eine sanfte Melodie. Über ihnen glitzerten die Sterne. Flossi fühlte sich plötzlich nicht mehr allein. Sie sagte leise: „Euer Teich ist wundervoll. Ich bin so froh, hier zu sein.“
Goldi stupste sie an und rief: „Jetzt bist du Teil unserer Familie, Flossi. Ab jetzt wirst du viele Abenteuer mit uns erleben!“
Und tatsächlich, schon am nächsten Morgen begann ihr erstes Abenteuer. Goldi führte sie zu einer geheimnisvollen Stelle im Teich, wo die Sonne durch die Wasseroberfläche fiel und goldene Lichtstrahlen auf den Boden malte. „Hier spielen wir am liebsten Verstecken.“ sagte Goldi. Flossi versteckte sich zwischen den Wasserpflanzen und lachte, als Stani sie doch entdeckte.
Später zeigte Karlo ihr die tiefste Stelle des Teiches. Dort war es still und kühl, und winzige Schnecken krochen an den Steinen entlang. „Wenn du Ruhe brauchst, komm hierher.“ sagte Karlo. Flossi nickte dankbar.
Als die Nacht kam, erzählten die Tiere Geschichten. Livia berichtete von ihren Flügen über die Felder, wo sie Blumen sah, die bunter waren als Regenbögen. Karlo erzählte vom Winter, wenn das Eis über dem Teich lag und sie alle tief unten Schutz suchten. Goldi schwärmte von einem geheimen Platz, wo es besonders viele Wasserflöhe zu fressen gab.
Flossi hörte gespannt zu und dachte: „Ich werde hier viel lernen und viele Freunde haben.“
Sie schwamm zu einem Seerosenblatt, blickte in den Himmel und sah den Mond, der wie eine große silberne Münze schimmerte. Flossi flüsterte: „Danke, lieber Teich, dass ich hier sein darf.“
Dann legte sie sich in ein weiches Nest aus Wasserpflanzen, schloss die Augen und schlief mit einem glücklichen Lächeln ein.
Und so begann für Flossi Rotfeder ein neues Leben voller Abenteuer, Freundschaften und Geheimnisse im neuen Teich, der bald genauso sehr ihr Zuhause war wie einst der große See.