Finns Floss Abenteuer auf dem Rhein - eine abenteuerliche Gute-Nacht-Geschichte zum Einschlafen
- Michael Mücke
- 14. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Aug.

Der Abendhimmel färbte sich langsam in ein warmes Gold, als Finn am Ufer des Rheins stand. Er war ein Junge mit wachen Augen und einer unstillbaren Neugier, und heute hatte er etwas vor, das er schon lange geplant hatte.
Vor ihm schwankte ein kleines Floß, das er aus alten Brettern, Seilen und einem Stück Segeltuch gebaut hatte. „Heute beginnt mein großes Abenteuer,“ flüsterte er leise zu sich selbst, während das Wasser leise an den Kieselsteinen plätscherte.
Er stieß das Floß vom Ufer ab, und die Strömung nahm ihn sofort sanft mit. Der Rhein war breit und tief, sein Wasser funkelte im schwindenden Licht. Möwen kreisten über ihm, und in der Ferne erklang das leise Läuten einer Kirchenglocke. Finn spürte, wie die leichte Brise das Segel füllte, und sein Herz pochte vor Aufregung.
„Ich will sehen, wohin mich der Fluss trägt,“ sagte er entschlossen und griff fester an das Seil, das das Segel hielt.
Die ersten Stunden waren friedlich. Er glitt an grünen Wiesen vorbei, hinter denen sich Wälder erstreckten. Fischer saßen in kleinen Booten, winkten ihm zu und riefen ihm Grüße zu. Die Sonne sank tiefer, und der Himmel leuchtete nun in Rosa und Violett. Doch als es dunkler wurde, hörte Finn ein tiefes Grollen, das aus der Ferne kam.
Die Strömung wurde schneller, und das Wasser begann, sich unruhig zu kräuseln.
Plötzlich brach der Mond durch die Wolken und beleuchtete etwas im Wasser. Ein großer Baumstamm trieb direkt auf ihn zu.
„Festhalten!“ rief er zu sich selbst, und im letzten Moment lenkte er das Floß zur Seite. Der Stamm rauschte an ihm vorbei, und Finn atmete tief aus. Das Abenteuer hatte begonnen, und der Rhein wollte ihn offenbar prüfen.
Die Nacht wurde still, nur das Wasser rauschte. Finn wickelte sich in seine Decke und starrte in den Sternenhimmel. Dort oben funkelten unzählige Lichter, und er fragte sich, ob wohl jemand von ihnen auf ihn herabschaute. Kurz bevor er einschlief, hörte er ein leises Plätschern ganz nah am Floß. Aus dem Schatten tauchte ein freundliches Gesicht auf – ein alter, grauer Schwan, der neugierig seinen Kopf hob.
„Hallo, großer Freund,“ flüsterte Finn lächelnd. Der Schwan glitt ein Stück neben ihm her, als wolle er ihn begleiten.
Am nächsten Morgen weckte ihn das Licht der Sonne. Nebel lag über dem Fluss, und alles wirkte geheimnisvoll. Plötzlich öffnete sich der Rhein zu einem weiten Becken, in dessen Mitte eine kleine Insel lag. Finn steuerte neugierig darauf zu.
Die Insel war voller bunter Blumen, und in der Mitte stand ein knorriger Baum, dessen Äste weit über das Wasser ragten. Unter dem Baum fand Finn einen alten Holzkasten, halb im Moos vergraben. „Was mag hier wohl drin sein?“ murmelte er und öffnete vorsichtig den Deckel.
Drinnen lag ein zerknitterter, aber wunderschöner Lageplan. Er zeigte den Rhein, viele Kilometer weiter flussabwärts, und markierte einen Punkt, an dem „Das Herz des Flusses“ geschrieben stand. Finn spürte ein Kribbeln im Bauch.
„Das muss ich finden,“ sagte er entschlossen und schob den Plan sicher unter seine Decke. Die Strömung des Flusses führte ihn durch enge Schluchten.
Die Felsen ragten hoch auf, und kleine Wasserfälle sprangen zwischen den Steinen hinab. Finn musste sein Floß oft abstoßen, damit es nicht an den Felsen zerschellte. Einmal sah er einen Biber, der eifrig an einem Damm arbeitete.
„Hallo, Herr Biber,“ rief Finn lachend, und der Biber blickte kurz auf, bevor er wieder zu seiner Arbeit zurückkehrte.
Am Abend erreichte Finn eine alte Mühle. Sie war verlassen, doch das Mühlrad drehte sich noch langsam im Wasser. Nebel zog durch die offenen Fenster, und Finn spürte ein leichtes Schaudern.
„Hier muss ich vorsichtig sein,“ murmelte er und lenkte das Floß sanft vorbei. Die Geräusche des alten Gebäudes klangen wie leise Flüstern. Finn konnte kaum glauben, dass so viele Abenteuer direkt vor seiner Haustür lagen.
Ein Sturm kam plötzlich auf. Der Himmel verdunkelte sich, und Regen peitschte auf ihn herab. Wellen schwangen gegen das Floß, und Finn hielt sich fest.
„Ich darf nicht aufgeben!“ schrie er gegen den Wind. Blitz und Donner jagten über den Himmel, und das Floß tanzte wild auf den Wellen. Doch nach Stunden ließ der Regen nach, und die Sonne brach wieder durch die Wolken. Finn war erschöpft, aber sein Mut war größer als je zuvor.
Am nächsten Morgen entdeckte er eine Gruppe Enten, die auf einem kleinen Seitenarm des Flusses schwammen. Sie quakten laut und begleiteten ihn ein Stück, als wollten sie ihm Glück wünschen. Finn lächelte: „Danke, ihr kleinen Freunde,“ sagte er sanft.
Bald darauf kam er an eine alte, verlassene Festung. Zwischen den Ruinen wuchsen Efeu und wilde Rosen. Finn kletterte vorsichtig ein Stück hinauf und entdeckte die weite Aussicht über den Fluss. Der Rhein schlängelte sich wie ein silbernes Band durch die Landschaft.
Nach vielen Tagen des Reisens, trotz Stürmen, Nebel und wilden Tieren, erreichte Finn endlich den geheimnisvollen Ort, den der Plan markiert hatte. Das Wasser glitzerte silbern, und in der Mitte des Flusses ragte ein kleiner Felsen mit einer einzelnen, leuchtenden Blume.
Die Blüte funkelte in Gold und Orange, und ein warmer, friedlicher Wind strich über das Floß. Finn legte vorsichtig die Hand auf die Blume und spürte eine sanfte Kraft. „Ich habe das Herz des Flusses gefunden,“ flüsterte er ehrfürchtig.
Er setzte sich auf den Felsen, ließ die Beine ins Wasser baumeln und spürte, wie eine tiefe Ruhe ihn durchströmte. Der Rhein hatte ihm sein Geheimnis gezeigt. Finn lächelte, schloss die Augen und wusste, dass er nun den Heimweg antreten würde – nicht als derselbe Junge, der aufgebrochen war, sondern als jemand, der den Fluss und seine Wunder in sich trug.
Die Rückreise war friedlich. Die Sterne begleiteten ihn, der Mond spiegelte sich auf den sanften Wellen, und die Tiere des Flusses schienen ihn freundlich zu beobachten. Finn spürte, dass jedes Abenteuer, jede Begegnung und jeder Sturm ihn stärker gemacht hatten. „Ich werde nie vergessen, was ich erlebt habe,“ murmelte er leise, während er sicher das vertraute Ufer erreichte.
Als er sein kleines Floß wieder am ursprünglichen Strand anlegte, schloss er die Augen und atmete tief durch. Der Rhein rauschte leise, als wolle er sich von seinem treuen Reisenden verabschieden. Finn legte sich in das Gras, den Kopf auf dem Floß, und schlief ein, während der Fluss ihn sanft in seinen Träumen wiegte.