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Drachenritt zur Schokoladenburg - Gute-Nacht-Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 21. Mai
  • 4 Min. Lesezeit

Lunis fliegt auf seinem Drachen zur Schokoladenburg

Es war einmal ein kleiner Junge namens Linus, der in einem Häuschen lebte, das zwischen sanften Hügeln und duftenden Blumenwiesen stand, ganz nah am Rand des Flüsterwaldes. Linus war sieben Jahre alt, trug gerne blaue Latzhosen und hatte eine wilde, braune Haarmähne, die nie so recht zu bändigen war – ganz egal, wie oft seine Mutter mit dem Kamm hinter ihm herlief.


Am liebsten verbrachte Linus seine Zeit mit Tagträumen. Seine Gedanken flogen oft weit weg – zu fliegenden Inseln, sprechenden Erdbeeren oder einem Schloss, das ganz aus Schokolade bestand. Seine Mutter schmunzelte dann immer und sagte: „Du bist wirklich der König der Zuckerträumer, mein Linus.“ 


Er antwortete dann meist grinsend: „Warte nur, Mama. Eines Tages fliege ich dorthin.“


In der Nacht, von der ich dir erzählen will, lag Linus wie immer in seinem Bett. Die Decke war bis zum Kinn gezogen, der Kuschelbär Bruno lag unter seinem linken Arm, und draußen summten leise die Grillen.


Doch plötzlich wurde alles ganz still. Kein Windhauch bewegte die Bäume, kein Käuzchen rief – nicht einmal Brunos Bauch machte Gluckgeräusche.


Da hörte Linus ein tiefes, brummendes Geräusch. Nicht unheimlich, sondern eher wie das Schnurren eines gigantischen, warmen Ofens. Ein Lichtschein tanzte vor seinem Fenster. Neugierig kroch Linus aus dem Bett, ging auf Zehenspitzen zum Fenster – und traute seinen Augen nicht.


Draußen, mitten auf der Wiese, saß ein riesiger Drache. Seine Schuppen schimmerten smaragdgrün mit goldenen Tupfern, und auf seinem Rücken trug er einen Sattel aus Zimtstangen, Marzipanriemen und einem dicken Kissen aus Schaumzucker. Der Drache schaute direkt zu Linus hoch und lächelte.


„Na endlich wach, junger Naschritter!“, brummte er. „Ich bin Karamellos, der Hüter der süßen Träume. Die Schokoladenkönigin hat dich auserwählt. Steig auf, wir fliegen zur Burg aus Träumen und Kakaogold!“


Linus’ Herz hüpfte wie ein Gummiball. Er schnappte sich seinen Bären, schlüpfte in seine flauschigen Hausschuhe und rannte hinaus, ohne auch nur einen Moment zu zögern. Karamellos senkte sich tief herab, damit Linus aufsteigen konnte.


„Festhalten, es geht los!“, rief Karamellos, und mit einem kräftigen Flügelschlag hoben sie ab in den samtigen Nachthimmel.


Der Flug war wie ein Wunder. Unter ihnen glitzerten die Bäume, als wären sie mit Zuckerguss überzogen, und in der Luft schwebten winzige, leuchtende Lollisternchen.


Die Wolken waren weich und süß wie Vanillezucker und schwebten wie Zuckerwatteinseln durch den Himmel. Über ihnen zog das Nordlicht seine Bahnen, leuchtend wie flüssiges Erdbeereis.


„Da vorne, siehst du den Schokoberg? Dahinter liegt die Burg!“, erklärte Karamellos und schnaubte kleine Wölkchen aus Kakaoduft. Linus reckte den Hals, und tatsächlich – ein Berg, der wie ein riesiges Stück Nougat aussah, ragte vor ihnen auf. Dahinter, im Licht des Mondes, glänzte etwas Gigantisches.


Die Schokoladenburg war noch schöner, als Linus es sich je erträumt hatte. Die Mauern bestanden aus feinster Zartbitterschokolade, in die Ornamente aus weißer Schokolade geschnitzt waren – Ranken, Einhörner, Herzen und tanzende Pralinen.


Die Türme funkelten wie mit Puderzucker bestäubt, und aus den Schornsteinen stieg duftender Dampf von heißer Vanillesoße. Um die Burg herum schlängelte sich ein Fluss aus flüssigem Karamell, auf dem kleine Boote aus Oblaten trieben.


Die Brücke zur Burg war aus Löffelbiskuits gebaut, die bei jedem Schritt leise knackten. Linus konnte sich kaum sattsehen. Auf der anderen Seite stand ein Lebkuchensoldat mit einer Pfefferminzlanze, der freundlich salutierte.


„Willkommen, Ritter Linus! Du bist genau zur richtigen Zeit gekommen – das Mitternachtsschlecken beginnt gleich!“


Linus wurde in den Großen Festsaal geführt. Der Boden war ein riesiges Schachbrett aus Vollmilch und Nougat, an der Decke hingen Lampen aus kandierten Früchten. In der Mitte des Raums thronte ein Springbrunnen aus heißer Schokolade, in dem Erdbeeren und Marshmallows wie kleine Boote kreisten. An langen Tischen saßen Pralinenritter, Sahnespione und Keksdamen, alle lachten, naschten und prosteten sich mit Limonadengläsern zu.


Dann trat sie ein – die Schokoladenkönigin. Sie war hochgewachsen, hatte ein Kleid aus hauchdünnen Zuckerfäden und einen Umhang aus kandierten Rosenblättern. Ihre Krone bestand aus knusprigen Mandelhörnchen.


„Willkommen, lieber Linus!“, sagte sie mit sanfter Stimme. „Du bist heute Nacht unser Ehrengast. Möge dein Herz so süß sein wie dein Traum.“

Sie überreichte ihm einen goldenen Löffel mit eingravierten Sternen.


„Dies ist der Löffel der Wünsche. Alles, was du damit kostest, bleibt in deiner Erinnerung für immer – aber denke daran: Wahre Freude entsteht, wenn man teilt.“


Linus machte große Augen und begann zu probieren. Er tunkte einen Donut in den Schokoladenbrunnen, biss von einem Stuhlbein aus Marzipan, schlürfte Vanillepudding aus einem Kelch aus Waffelteig. Überall lachte man, es duftete nach Kakaobutter und Zimt, und immer wieder rief jemand: „Mehr Sahne für den Ehrengast!“


Doch plötzlich bemerkte Linus, dass in einer Ecke ein kleiner Schokoladenzwerg traurig auf einen Bonbonstuhl saß. Niemand beachtete ihn.


Linus ging zu ihm, reichte ihm seinen Löffel und sagte: „Probier doch auch mal. Gemeinsam schmeckt es besser.“

Der Zwerg strahlte. Die Königin hatte alles gesehen und trat mit funkelnden Augen hinzu.


„Du hast den Schatz der Burg gefunden – nicht mit dem Löffel, sondern mit deinem Herzen.“


Sie überreichte Linus ein kleines Glas mit glitzerndem Puder.


„Das ist Traumzucker. Wenn du ihn unter dein Kopfkissen streust, findest du den Weg zur Schokoladenburg in jeder Nacht wieder.“


Karamellos brachte Linus zurück. Sie flogen durch das süße Sternenmeer, und als der erste Sonnenstrahl den Himmel streichelte, landeten sie leise neben dem Haus. Linus stieg ab, winkte Karamellos zum Abschied und flüsterte: „Danke für das schönste Abenteuer meines Lebens.“


Wieder im Bett, streute er etwas vom Traumzucker unter sein Kissen. Bruno kuschelte sich an ihn, und kurz bevor Linus einschlief, hörte er die Stimme des Drachen ganz leise im Wind: „Träume süß, kleiner Naschritter. Die Burg wartet auf dich.“


Und so schlief Linus ein, mit einem Schokoladenduft in der Nase, einem Lächeln auf den Lippen und dem Wissen, dass wahre Magie dort beginnt, wo man Freude teilt.

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