Die zwei Zwerge und die Drachenfeder - eine märchenhafte Gute-Nacht-Geschichte zum Vorlesen für Kinder
- Michael Mücke
- 18. Juli
- 5 Min. Lesezeit

Knirsch und Zupf lebten also nicht nur im selben kleinen, bezauberten Dorf, sondern auch im gleichen, winzigen Haus, das auf einem Hügel unter einer riesigen Eiche stand. Ihr Zuhause war ganz besonders, denn es war von außen mit bunten Blumen und Kräutern bewachsen, und innen war es so gemütlich, dass es wie ein Nest wirkte. Überall hingen kleine Regale mit Zauberkräutern, glänzenden Steinen und allerlei kuriosen Fundstücken, die die beiden Zwerge auf ihren vielen Abenteuern gesammelt hatten.
An diesem Nachmittag saßen Knirsch und Zupf, wie schon oft, auf einem besonders großen Pilz, der so weich war wie ein Kissen, und ließen ihre Füße baumeln. Der Pilz stand mitten auf einer Wiese, die in allen Farben des Regenbogens blühte. Der Duft von süßen Beeren und frischen Blumen lag in der Luft, und die Vögel sangen ein fröhliches Lied.
„Ah, was für ein schöner Tag!“ sagte Zupf und lehnte sich zurück, während er die Wolken betrachtete.
„Ja, aber weißt du, was noch schöner wäre? Ein Abenteuer!“ erwiderte Knirsch, der schon wieder nach neuen Entdeckungen suchte. „Ich frage mich, was jenseits des Waldes liegt.“
„Da könnten wir ja bald nachsehen!“ schlug Zupf vor. „Vielleicht gibt es einen riesigen Wasserfall, der aus Sternen besteht!“
„Oder eine fliegende Insel!“ sagte Knirsch mit leuchtenden Augen. „Ganz oben, wo die Vögel leben und die Wolken das Land berühren!“
Beide Zwerge fingen an, ihre Abenteuer auszuhecken, als plötzlich ein Geräusch die Stille durchbrach. Es klang wie ein klapperndes Geräusch, das von weit her kam. Neugierig sprangen sie auf und begannen, dem Geräusch zu folgen. Es wurde lauter, als sie tiefer in den Wald gingen, und als sie um eine Eiche bogen, sahen sie das Wunder: eine riesige, schimmernde Feder, die mitten auf dem Waldboden lag.
„Schau dir das an, Knirsch!“ rief Zupf.
„Das ist keine gewöhnliche Feder. Die muss von einem Drachen stammen!“
Knirsch kniete sich vorsichtig hin und berührte die Feder. Sie war weich wie Seide und schimmerte in allen Farben des Regenbogens, als ob sie das Licht einfing. „Unglaublich!“ sagte Knirsch, während er staunend die Feder betrachtete.
„Ich habe gehört, dass Drachenfedern magische Kräfte haben. Vielleicht können wir mit dieser Feder einen Zauber wirken!“
„Oder wir nehmen sie zum König!“ schlug Zupf vor. „Er wird sicher begeistert sein und uns für unseren Mut belohnen!“
Doch Knirsch war nicht so schnell überzeugt. „Und wie kommen wir an den Drachen vorbei?“ fragte er besorgt und blickte auf die Höhle, die nur wenige Schritte entfernt lag. „Drachen sind keine Freunde von Zwerge, das weißt du doch!“
Zupf überlegte kurz und dann leuchteten seine Augen auf. „Was, wenn wir die Feder benutzen, um den Drachen zu verzaubern?“ schlug er vor. „Vielleicht können wir ihn in den Schlaf wiegen!“
„Hm, das könnte funktionieren!“ sagte Knirsch nachdenklich. „Die Feder sieht wirklich magisch aus. Lass uns versuchen, damit zu zaubern!“
Also nahmen die beiden Zwerge die Feder und machten sich auf den Weg zum Drachen. Sie schlichen vorsichtig durch den dichten Wald, immer auf der Hut, dass der Drache sie nicht bemerkte. Die Bäume standen so dicht zusammen, dass der Wald fast wie eine grüne Wand wirkte, durch die man nur schwer hindurchsehen konnte. Ein kühler Wind wehte durch die Äste, und überall raschelte es geheimnisvoll.
Als sie die Höhle erreichten, verstummten sie. Der Eingang war von einem dicken, grauen Nebel umhüllt, und das unheimliche Knurren des Drachen war zu hören. Knirsch und Zupf atmeten tief ein.
„Bist du bereit?“ fragte Zupf leise.
„Na klar, aber wenn er uns erwischt, dann sind wir in großen Schwierigkeiten!“ sagte Knirsch, der sich ein wenig unsicher fühlte.
„Keine Sorge, ich bin sicher, das funktioniert!“ sagte Zupf und hielt die Drachenfeder hoch.
Mit zitternden Händen wedelte Knirsch vorsichtig mit der Feder in die Luft. „Oh großer Drache, schlaf ein!“ murmelte er und versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben.
Zu ihrer Überraschung begann die Luft um sie herum zu flimmern, und das Knurren des Drachen wurde immer leiser. Langsam, fast wie in Zeitlupe, senkte sich der Kopf des Drachen, bis er schließlich in einen tiefen, gleichmäßigen Schlaf fiel. Es war fast, als würde der Drache in einem sanften, friedlichen Traum versinken.
„Es hat geklappt!“ flüsterte Zupf, und beide Zwerge schlichen schnell an dem schlafenden Drachen vorbei. Der Drache schnarchte laut, und ein paar kleine Funken fielen aus seinen Nasenlöchern.
„Puh, das war knapp!“ sagte Knirsch, als sie den Drachen hinter sich ließen.
Sie gingen den restlichen Weg zum Schloss des Königs, und je näher sie kamen, desto fröhlicher wurden sie. Der Wald war nun weniger geheimnisvoll, und die Sonne schien durch die Bäume, sodass alles in goldenes Licht gehüllt war. Vögel sangen, und die Blumen leuchteten in allen Farben.
Als sie schließlich das Schloss erreichten, empfing sie der König persönlich. Er war ein großer, freundlicher Mann mit einem prächtigen Bart und einem silbernen Umhang. Als er die Drachenfeder sah, konnte er seinen Staunen kaum verbergen.
„Das ist eine Drachenfeder!“ rief der König aus. „Die macht mehr als nur den Drachen in den Schlaf zu versetzen! Sie kann Wünsche erfüllen!“
„Wünsche?“ fragte Zupf gespannt.
„Ja, wenn man einen Wunsch hat, kann diese Feder ihn wahr werden lassen. Aber nur, wenn der Wunsch aus reinem Herzen kommt!“ erklärte der König.
Knirsch und Zupf sahen sich erstaunt an. „Das ist unglaublich!“ sagte Knirsch. „Vielleicht sollten wir uns einen Wunsch wünschen!“
„Aber was, wenn der Wunsch nicht klappt?“ fragte Zupf, der sich unsicher war.
„Ich weiß schon, was wir uns wünschen sollten!“ sagte Knirsch entschlossen. „Lass uns einen Zaubertrank für unendlich viele Abenteuer wünschen!“
„Ja! Einen Zaubertrank, der uns immer mutig macht!“ rief Zupf begeistert. „So können wir nie wieder Angst haben!“
Die beiden Zwerge schlossen die Augen und flüsterten ihren Wunsch. Plötzlich begann die Drachenfeder zu leuchten, und ein sanftes, warmes Licht umhüllte sie. Der König nickte zufrieden.
„Euer Wunsch wird in Erfüllung gehen, meine Freunde!“ sagte er mit einem Lächeln.
Die Zwerge strahlten. Ihr Abenteuer war noch lange nicht zu Ende. Und von diesem Tag an hatten sie nicht nur die Drachenfeder, sondern auch den Zaubertrank, der ihnen auf all ihren Abenteuern half, mutig zu bleiben und niemals aufzugeben.
Sie erkundeten Berge, Wälder, und sogar fliegende Inseln, immer voller Freude, Neugier und einem Lächeln auf den Lippen. Und am Ende eines jeden Abends saßen sie wieder auf ihrem Lieblingspilz und erzählten sich ihre Geschichten bis sie schließlich, müde aber glücklich, in einen tiefen, erholsamen Schlaf fielen, bereit für das nächste Abenteuer.