top of page

Dachs Dietrich und der Zaubergarten der sprechenden Pflanzen - Gute-Nacht-Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 15. Juli
  • 4 Min. Lesezeit
Dachs Dietrich steht im Zaubergarten im Wald

Es war einmal ein Dachs namens Dietrich, der in einem versteckten Teil des Waldes lebte, umgeben von hohen Bäumen, dichten Sträuchern und vielen anderen Tieren. Dietrich war ein sehr neugieriger Dachs. Er liebte es, durch den Wald zu streifen und neue Orte zu entdecken. Aber es gab einen Ort, von dem er immer wieder gehört hatte, aber nie gewagt hatte, ihn zu besuchen: den Zaubergarten der sprechenden Pflanzen.


Dieser Garten war ein Ort, von dem die anderen Tiere immer erzählten, aber niemand wusste genau, was dort vor sich ging. Es hieß, dass die Pflanzen dort miteinander sprechen konnten, dass die Bäume Geschichten erzählten und sogar die Gräser Lieder sangen. Dietrich hatte immer gedacht, es sei nur ein Gerücht. Doch eines Morgens, als die ersten Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach drangen und der Wald in sanftes Licht tauchten, fasste er einen Entschluss: Er wollte den Zaubergarten mit eigenen Augen sehen.


Er schnüffelte in der Luft und folgte dem frischen Duft der Blumen, die sich in der Morgensonne öffneten. Der Boden unter seinen Pfoten war noch feucht vom Tau, und das Zwitschern der Vögel begleitete ihn auf seinem Weg. Dietrich war fest entschlossen, auch wenn er sich ein wenig unsicher fühlte. Was, wenn er doch nicht verstehen konnte, was die Pflanzen sagten? Oder schlimmer noch, was, wenn sie ihn nicht mögen würden?


Nach einer Weile erreichte er eine kleine Lichtung, und dort stand er, mitten im Zaubergarten. Dietrich konnte es kaum glauben – der Garten war noch schöner, als er es sich je vorgestellt hatte. Die Blumen leuchteten in allen Farben, die Blätter der Bäume schimmerten in den unterschiedlichsten Grüntönen, und der Boden war weich und mit Moos bedeckt. Aber das Überraschendste war das, was er hörte.


„Na, wer ist da?“, fragte eine alte Eiche mit tiefer Stimme. „Ein neugieriger Dachs, wie es scheint.“ Dietrich erstarrte und drehte sich erschrocken um. „Du kannst sprechen?“, fragte er erstaunt.


„Natürlich kann ich sprechen, mein lieber Dachs“, sagte die Eiche, deren dicke Rinde knarrte. „Aber nicht nur ich. Hier im Zaubergarten sprechen alle Pflanzen und Bäume, wenn man genau hinhört.“


Dietrich setzte sich vorsichtig auf den Boden und blickte sich um. „Warum habt ihr noch nie mit mir gesprochen?“ fragte er.


„Ich bin doch oft hier im Wald unterwegs.“


„Nun, nicht jeder hört uns“, antwortete die Eiche. „Nur diejenigen, die mit einem offenen Herzen und einer aufmerksamen Seele kommen, können uns wirklich verstehen. Du bist der Erste, der uns zuhört.“


Dietrich schnüffelte ein wenig nachdenklich, dann stellte er eine wichtige Frage. „Aber warum sprecht ihr? Was ist so besonders an diesem Garten?“

Die Eiche raschelte mit ihren Blättern, als ob sie überlegt, wie sie antworten sollte.


„Dieser Garten ist ein besonderer Ort. Wir, die Pflanzen, haben viel zu erzählen. Unsere Wurzeln reichen tief in die Erde, und wir wissen von Dingen, die die Tiere hier nie erfahren würden. Die ganze Geschichte des Waldes steckt in uns. Wir kennen die Geheimnisse der Jahreszeiten, die Geschichten der Stürme und die Lieder des Windes.“


Dietrich staunte. „Das klingt… erstaunlich. Kann ich diese Geschichten hören?“

„Natürlich“, sagte die Eiche und nickte. „Aber du musst erst unsere Sprache verstehen. Du musst lernen, die Geschichten der Erde zu hören und die Lieder des Waldes zu fühlen.“


Dietrich war neugierig und aufgeregt zugleich. Er wollte unbedingt mehr erfahren. „Wie kann ich das lernen?“


Die Eiche lachte leise. „Es ist ganz einfach. Hör genau hin. Die Blumen haben ihre eigenen Geschichten zu erzählen, die Gräser singen im Wind, und die Bäume flüstern bei Nacht ihre Geheimnisse. Du musst nur zuhören und verstehen, was wir sagen.“


Dietrich schloss die Augen und legte seine Ohren an den Boden. Zuerst hörte er nur das Rauschen des Windes und das Rascheln der Blätter. Doch dann, ganz leise, vernahm er ein sanftes Murmeln aus der Erde. „Der Boden spricht!“, flüsterte er erstaunt.


Die Eiche nickte weise. „Ja, der Boden trägt die Geschichten von allem, was im Wald wächst. Jede Pflanze, jedes Tier und jede Wurzel hat ihre eigene Geschichte, die tief in der Erde verborgen ist.“


Dietrich ließ sich Zeit, lauschte und spürte die sanften Vibrationen des Gartens. Es war, als ob er die Geschichten wirklich hören konnte. Die Blumen erzählten ihm von den ersten Frühlingslüften, die sie erlebten, als sie aus der Erde krochen. Ein Farn flüsterte von einem Regen, der vor vielen Jahren den Garten nässte und ihm half, zu wachsen. Die Gräser berichteten von den Tieren, die über sie hüpften, und von den Vögeln, die in den Bäumen sangen.


„Du kannst uns hören, Dietrich“, sagte die Eiche sanft. „Du bist ein Teil dieses Gartens jetzt. Du bist nicht nur ein Besucher. Du bist ein Freund, ein Mitbewohner dieses besonderen Ortes.“


Dietrich fühlte sich tief berührt. Es war, als ob er endlich einen geheimen Teil des Waldes entdeckt hatte, den nur die Pflanzen und Tiere kennen. Er verbrachte den ganzen Tag im Zaubergarten. Er hörte die Geschichten der Blumen, die Lieder des Windes und die Erinnerungen der Bäume. Die Tiere des Waldes, die sich um den Garten versammelten, erzählten ihm ihre eigenen Abenteuer und Erfahrungen.


Am Abend, als die Sonne hinter den Bäumen unterging und der Himmel sich in ein sanftes Blau verfärbte, saß Dietrich unter der Eiche und fühlte sich vollkommen ruhig.


„Ich habe nie gewusst, dass der Wald so viel zu erzählen hat“, murmelte er.


„Es ist, als ob der ganze Wald lebendig ist und ich erst jetzt seine wahre Sprache verstehe.“


Die Eiche nickte und schwieg eine Weile, als ob sie darüber nachdachte. „Der Zaubergarten wird dir immer offenstehen, Dietrich. Aber du musst nicht nur hören. Du musst auch mit uns teilen. Jeder von uns trägt etwas bei, und du bist jetzt ein Teil dieser großen Gemeinschaft.“


Dietrich fühlte sich stolz und glücklich. Er wusste, dass er nun nicht nur ein einfacher Dachs war, der durch den Wald streifte. Er war ein Teil des Zaubergartens, ein Teil der Geschichten der Pflanzen und der Tiere.


„Ich werde immer wieder kommen“, versprach er. „Ich möchte noch mehr erfahren. Ich möchte die Geheimnisse des Waldes bewahren und weitergeben.“


Mit einem letzten Blick auf den Garten, der im Schein des Mondes sanft leuchtete, machte sich Dietrich auf den Weg nach Hause. Der Zaubergarten würde auf ihn warten, und er wusste, dass er immer wieder zurückkehren würde, um die Geschichten des Waldes zu hören.

Schlummerpiraten Newsletter

Herzlich Willkommen und Danke!

Keine Sorge, ich bombardieren dich nicht mit E-Mails! Der Newsletter kommt nur einmal pro Woche und enthält eine liebevolle Zusammenfassung der neuesten Gute-Nacht-Geschichten.
Bei der Anmeldung erhältst du 100 Ausmalseiten und die erste Geschichte des Buches "Ich bin wertvoll", als kleines Dankeschön.

Alle Anfragen an: schlummerpiraten@gmail.com

© 2025 by Michael

bottom of page