Der kleine Wolkenritter - eine aufregende Gute-Nacht-Geschichte
- Michael Mücke

- vor 6 Tagen
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Der Himmel war an diesem Abend besonders weit und wirkte wie ein sanfter Teppich aus Licht. Inmitten dieser weiten Himmelslandschaft schwebte der kleine Wolkenritter Lumo, der sich auf einer langen Reise befand. Lumo liebte es, die geschwungenen Formen der Wolken zu betrachten, die sich ständig veränderten und mit jeder Bewegung neue Geschichten erzählten.
Während er durch die Luft glitt, hörte er die alten Wolkenflüsterer leise murmeln „Heute ruft der Nordwind nach dir“ und diese Worte ließen ihn sofort aufmerksam werden.
Lumo hatte den Nordwind schon oft getroffen und kannte seine fröhliche Art sehr gut. Normalerweise sang der Nordwind kleine Melodien, die alle Wolken zum Tanzen brachten.
Doch an diesem Abend lag eine Schwere in der Luft, die Lumo verunsicherte. Die Wolken über dem hohen Gebirge flackerten in dunklen Farbtönen und bewegten sich unruhig. Lumo flog vorsichtig näher und bemerkte ein schwaches Zittern, das sich durch jede Wolkenschicht ausbreitete.
Nachdem Lumo eine Weile geflogen war, erreichte er einen geheimnisvollen Wirbel aus schimmerndem Nebel, der wie ein rundes Tor wirkte. Er spürte, dass hinter diesem Wirbel etwas Wichtiges auf ihn wartete.
Eine vertraute Stimme klang plötzlich durch die Luft und rief „Kleiner Wolkenritter, tritt bitte ein“ und ihre sanften Worte berührten ihn tief. Lumo atmete einmal ruhig ein und glitt durch den Nebel, der sich sofort wieder hinter ihm schloss.
Auf der anderen Seite des Wirbels entdeckte Lumo eine wunderschöne Wolkeninsel, die wie ein schwebender Garten wirkte. Die Erde bestand aus flauschigem Dunst und leuchtenden Nebelfasern, die im Licht der Dämmerung weich glitzerten.
In der Mitte dieser Insel stand eine alte Windmühle, deren Flügel nur noch träge vor sich hin schwankten. Neben ihr ruhte der Nordwind, der wie ein großer Schleier aus Silber und Blau über die Mühle gebreitet lag.
Der Nordwind blickte zu Lumo und sagte mit müder Stimme „Unsere kostbaren Luftströme sind zu schwach geworden und die Windmühle kann sie nicht mehr tragen“ und seine Augen wirkten beinah geschlossen.
Lumo trat näher und spürte, wie kühl die Luft um die Mühle geworden war. Er wusste, dass die Mühle eine wichtige Aufgabe hatte, weil sie die verschiedenen Winde ausbalancierte, die den Himmel ruhig hielten.
Ohne sie konnte die Luft unruhig werden und die Wolken würden sich verlieren.
Lumo betrachtete jeden Flügel der Mühle sehr genau und entdeckte mehrere kleine Risse aus glitzerndem Nebelstaub. Diese Risse bewegten sich leicht, als wollten sie verschwinden, schafften es aber nicht.
Während er die Risse untersuchte, tauchte plötzlich eine Gruppe kleiner Wirbelgeister auf, die kichernd zwischen den Wolkenfasern herumflogen. Sie riefen fröhlich „Schau uns zu, kleiner Ritter“ und drehten sich in schnellen Kreisen durch die Luft.
Lumo hob die Hände und sprach freundlich „Ich brauche eure Aufmerksamkeit, denn etwas Wichtiges geschieht hier“ und seine Worte ließen die Wirbelgeister kurz innehalten.
Die kleinen Gestalten waren neugierig und setzten sich in die Luft wie kleine flirrende Lichtpunkte. Lumo erklärte ihnen die Situation und zeigte auf die müden Flügel der Windmühle, die dringend Unterstützung benötigten.
Die Wirbelgeister gaben ein erstauntes Summen von sich und flüsterten „Wir haben das nicht gewusst, aber wir helfen dir gerne“ und ihre Augen funkelten neugierig.
Die Wirbelgeister begannen sofort, sich in neuen Mustern zu drehen, die stärker und klarer waren als zuvor. Ihre Bewegungen erzeugten kleine Strudel, die die beschädigten Stellen der Mühle berührten und sie langsam mit frischer Luft nährten.
Die Flügel begannen sich wieder zu heben und drehten sich mit jedem neuen Strudel ein wenig schneller. Lumo beobachtete das Geschehen aufmerksam und bemerkte, wie sich die Luft auf der ganzen Insel wieder erwärmte.
Der Nordwind richtete sich etwas höher auf und seine Schleier leuchteten endlich wieder hell. Er atmete tief ein und sagte dankbar „Du hast mir sehr geholfen und die Mühle kann wieder mit voller Kraft arbeiten“ und seine Stimme klang wieder klar und weich.
Die Wirbelgeister schwebten fröhlich um Lumo herum und riefen „Wir kommen bald zurück und spielen mit dir“ bevor sie sich lachend in die Ferne bewegten.
Lumo setzte sich auf eine besonders weiche Wolke, die sich wie ein warmer Sitz anfühlte. Von dort aus konnte er die nun kraftvoll drehende Mühle beobachten, die lange Strahlen aus frisch bewegter Luft durch den Himmel schickte.
Die Wolken über dem Gebirge glitten wieder ruhig und gleichmäßig und die Welt unter ihnen wirkte stabil und friedlich. Lumo fühlte sich sicher in der friedlichen Umgebung, die sich langsam in die Nacht verwandelte.
Der Nordwind legte sich sanft neben ihn und wisperte beruhigend „Du kannst jetzt ausruhen und die Nacht wird über deinen Schlaf wachen“ und diese Worte wirkten wie ein weiches Lied.
Lumo schloss langsam die Augen und spürte, wie eine warme Müdigkeit in seinen Körper floss. Die Sterne über ihm funkelten freundlich und begleiteten ihn in einen tiefen Traum, während die Wolken unter ihm leise schwebten und die Welt mit stiller Ruhe erfüllten.




