top of page

Romi und das letzte Streichholz - eine herzliche Gute-Nacht-Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 1. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit
Romi sitzt am Fenster und schaut in die Nacht

Es war einmal ein kleines Mädchen namens Romi, das in einem kleinen Häuschen am Rand eines großen Waldes lebte. Das Häuschen hatte rote Fensterläden, ein Dach voller alter Ziegel, und im Garten wuchsen wilde Blumen, die Romi oft pflückte und zu kleinen Sträußen band.


Romi war voller Fantasie und stellte sich gerne vor, dass selbst die kleinsten Dinge eine eigene Geschichte erzählen konnten.


An einem windigen Herbstabend, als die Äste draußen an die Fensterscheiben klopften und der Kamin im Wohnzimmer leise knisterte, kletterte Romi neugierig auf den Dachboden. Sie liebte diesen Ort, auch wenn er dunkel und staubig war, weil er wie eine Schatzkiste voller vergessener Dinge wirkte.


Zwischen alten Koffern, einer zerbeulten Teekanne und einem Korb voller Wolle fand sie eine kleine, unscheinbare Schachtel. Der Deckel war etwas abgenutzt, und man sah, dass sie schon viele Jahre alt war.


Romi öffnete die Schachtel mit klopfendem Herzen. Darin lag nur ein einziges Streichholz. Nicht mehr, nicht weniger. Es war so klein und einfach, und doch wirkte es auf Romi wie ein besonderer Fund.


Sie nahm es vorsichtig in die Hand und hielt es ins Mondlicht, das durch das kleine Dachbodenfenster fiel. Der rote Kopf glänzte matt, und der dünne Holzstab fühlte sich glatt und leicht an.


Langsam stieg Romi die knarzenden Stufen vom Dachboden hinunter und setzte sich in ihr Zimmer ans Fenster. Von dort aus konnte sie die dunklen Baumwipfel sehen und die Sterne, die über den Himmel funkelten. Sie legte das Streichholz neben eine Kerze auf ihren Nachttisch und betrachtete es lange.


„So klein, und doch kann es Licht machen.“, dachte sie leise.


Während sie es ansah, erinnerte sie sich an viele Momente. An die Abende mit ihrer Großmutter, die in der Küche Kerzen angezündet hatte, wenn der Strom ausfiel. Romi sah wieder vor sich, wie das warme Flackern die Gesichter erhellte und alles plötzlich freundlich und sicher wirkte, obwohl draußen Dunkelheit herrschte.


Sie erinnerte sich an den Duft von frischem Brot, den die Flamme manchmal aufleuchten ließ, und an die Geschichten, die ihre Großmutter bei Kerzenschein erzählte.


Romi stellte sich vor, wie dieses eine Streichholz vielleicht einmal in einer kalten Nacht Wärme schenken könnte. Sie dachte an Reisende, die sich am Feuer zusammensetzen, an Kinder, die lachen, wenn eine Kerze angezündet wird, und an Menschen, die in schweren Momenten Trost darin finden.


„Ein kleines Streichholz kann so viel mehr bedeuten als nur Feuer.“, flüsterte sie, während sie mit den Fingern sanft über den Schachtelrand strich.


Sie nahm ein leeres Notizbuch aus ihrer Schublade, das sie eigentlich für Zeichnungen nutzen wollte, und begann eine Geschichte aufzuschreiben. Darin stellte sie sich vor, dass ihr Streichholz ein kleiner Held war.


Es reiste durch die Welt, begegnete verlorenen Seelen, schenkte ihnen Licht und Hoffnung und brachte sie wieder zum Lächeln.


Je länger Romi schrieb, desto deutlicher spürte sie, dass das Streichholz für sie nicht nur ein Stück Holz war, sondern ein Symbol für Mut, Wärme und Geborgenheit.


Als sie das Schreiben beendete, blickte sie zur Kerze auf ihrem Nachttisch. Sie hätte das Streichholz anzünden können, um die Kerze zum Leuchten zu bringen. Doch etwas in ihr sagte, dass es schöner war, das Streichholz so zu bewahren.


„Wenn ich es nicht anzünde, dann bleibt es ein Versprechen. Ein Versprechen, dass selbst ein kleiner Funke ausreichen kann, wenn man ihn im Herzen trägt.“


Sie legte das Streichholz in eine kleine Schmuckschachtel aus Holz, die sie einst auf dem Jahrmarkt bekommen hatte. Dort würde es sicher und geborgen bleiben. Jedes Mal, wenn sie die Schachtel ansah, würde sie sich daran erinnern, dass auch die kleinsten Dinge die größte Bedeutung haben können.


In dieser Nacht kuschelte sich Romi tief in ihre Decke und blickte lange aus dem Fenster zum Sternenhimmel. Die Sterne schienen heller zu funkeln als sonst, und sie stellte sich vor, dass jeder Stern ein kleines Streichholz war, das irgendwo in der Dunkelheit entzündet worden war.


„Vielleicht ist das ganze Universum voller kleiner Funken, die Hoffnung schenken.“, dachte sie lächelnd.


Dann schloss sie die Augen und träumte. In ihrem Traum lief sie über eine große Wiese, die von tausenden kleiner Flammen erleuchtet wurde. Überall standen Kerzen, Laternen und kleine Feuer, und sie sah Kinder, Tiere und Menschen, die im Licht tanzten und lachten. Niemand war allein, niemand fror, niemand fürchtete sich.


Alle waren vereint im warmen Schein. Und mitten auf der Wiese lag ein einziges kleines Streichholz, das alles erhellt hatte.


Als Romi am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich ruhig und voller Kraft. Sie sah zur kleinen Holzschachtel auf ihrem Nachttisch, in der ihr Schatz nun lag. Das letzte Streichholz.


Sie lächelte und wusste, dass sie nun ein Geheimnis kannte, das sie ihr Leben lang begleiten würde: Manchmal reicht ein einziger kleiner Funke, um die Dunkelheit zu vertreiben.

Schlummerpiraten Newsletter

Herzlich Willkommen und Danke!

Keine Sorge, ich bombardieren dich nicht mit E-Mails! Der Newsletter kommt nur einmal pro Woche und enthält eine liebevolle Zusammenfassung der neuesten Gute-Nacht-Geschichten.
Bei der Anmeldung erhältst du 100 Ausmalseiten und die erste Geschichte des Buches "Ich bin wertvoll", als kleines Dankeschön.

Alle Anfragen an: schlummerpiraten@gmail.com

© 2025 by Michael

bottom of page