Pipsi Propeller und der Tornado - eine Gute-Nacht-Geschichte mit Flugzeugen
- Michael Mücke

- 17. Nov.
- 3 Min. Lesezeit

Pipsi Propeller war kein gewöhnliches Flugzeug, denn sie war ein kleines, quirliges Propellerflugzeug, das in einem beschaulichen Hangar am Rand eines ruhigen Hügels wohnte und jeden Abend neue Kunststücke übte. Ihr Rumpf glitzerte leicht im Lampenschein, und ihre Propellerflügel summten weich, wenn sie aufgeregt darüber nachdachte, wie hoch sie wohl am nächsten Tag fliegen würde.
Die Werkzeuge im Hangar klirrten leise, weil der Wind durch die Ritzen strich und eine leichte Unruhe in die Nacht brachte. In dieser besonderen Nacht jedoch fühlte sich die Luft anders an.
Während Pipsi ihre Schrauben prüfte und ihren Treibstoff schnupperte, hörte sie draußen ein tiefes Dröhnen, das durch den Boden vibrierte. Das Dröhnen wurde stärker und klang, als würde ein riesiger Atemzug die Landschaft umfassen und verdrehen.
Pipsi rollte neugierig aus dem Hangar, blickte in die Dunkelheit und sah weit über den Feldern einen mächtigen Wirbel, der sich bedrohlich in den Himmel schraubte. Sie bemerkte, wie ihr Rumpf leicht bebte, und sagte entschieden "Ich muss dort hinfliegen", bevor sie die Propeller anwarf.
Mit kräftigem Surren hob Pipsi ab und kämpfte sich gegen den immer stärker werdenden Wind. Jeder Flügelschlag fühlte sich schwer an, doch sie hielt ihre Fluglinie stabil und schob sich mutig vorwärts.
Der Tornado sog Staub, Funken und Schatten nach oben, während die Luft um ihn herum unruhig brodelte. Pipsi brummte konzentriert und rief laut "Ich will verstehen, was hier geschieht", während der Sturm sie in spiralförmigen Bahnen anzog.
Je höher sie kam, desto mehr seltsame Lichtstreifen sah sie im Wirbel tanzen, und diese Streifen leuchteten wie glühende Fäden, die eine eigene Ordnung zu besitzen schienen. Pipsi steuerte vorsichtig näher und spürte ein kurzes Zittern in ihrer linken Tragfläche.
Sie sagte beruhigend "Bitte halte noch etwas durch", und mit einem kräftigen Schlag stabilisierte sie ihren Flug. Der Wind drückte sie weiter in die Höhe, als würde er sie in eine verborgene Mitte führen.
Mitten im Tornado entdeckte sie einen ruhigen Kern, der erstaunlich klar und friedlich wirkte, obwohl draußen tobende Kräfte wüteten. Pipsi schwebte hinein und sah eine gigantische, leuchtende Maschine, die wie ein riesiges Zahnrad aus Licht langsam vor ihr rotierte.
Die Funken, die aus ihm sprühten, flackerten sanft in der stillen Luft. Pipsi flüsterte erstaunt "Das habe ich noch nie gesehen", während ihr Propeller langsam weiterschob.
Die Maschine pulsierte gleichmäßig und schickte kleine Schwingungen durch den Tornadokern. Plötzlich erschien auf ihrer Oberfläche ein veränderliches Zeichen, das sich formte und drehte, als würde es Pipsi direkt betrachten.
Dann hörte sie eine metallisch klingende Stimme, die klar und vibrierend sagte "Der Wirbel verlor Kontrolle". Pipsi erschrak leicht, blieb aber ruhig schwebend vor der Maschine. Der Tornado wirkte im Kern jetzt weniger bedrohlich.
Die Stimme sprach erneut und erklärte in ernstem Ton "Der Energiefluss ist gestört", während die Funken hektischer zu flackern begannen. Pipsi verstand schnell, dass diese Lichtmaschine die Ursache war, weil sie den Tornado immer weiter verstärkte.
Sie drehte ihre Propeller langsamer und sagte deutlich "Ich werde den Antrieb regulieren", während sie vorsichtig näher gleitete und ihre kleinen Wartungswerkzeuge aus einem Fach unter ihrer Tragfläche herausholte.
Die Maschine begann sich schneller zu drehen, während Pipsi konzentriert an mehreren leuchtenden Leitungen arbeitete. Die Wirbelwände um sie herum wurden wieder stärker und schwappten wie ein lebendiger Sturm über den Rand des Kerns.
Doch Pipsi hielt ihren Standort stabil und schob Bauteile zurecht, löste kleine Blockaden und drosselte überhitzte Energiekanäle. Schließlich hörte sie ein tiefes Knacken, das langsam ausklang, und sie sagte erleichtert "Der Kreislauf sollte jetzt stabil sein".
Der Tornado verlor sofort an Kraft, während der äußere Wirbel gemächlich auseinanderfiel. Die Lichtmaschine begann ruhig zu summen und drehte sich nur noch langsam, als wäre sie erleichtert.
Durch den klarer werdenden Himmel spürte Pipsi einen weichen Aufwind, der sie sanft aus dem Kern beförderte. Der Sturm löste sich immer weiter auf, bis nur noch eine zarte Brise über die Felder strich.
Als Pipsi wieder über ihrem Heimatdorf schwebte, sah alles ruhig, warm und vertraut aus. Die Dächer wirkten friedlich, die Wege lagen still, und nur das sanfte Flüstern der Nacht begleitete ihren Flug.
Sie landete schließlich vor ihrem Hangar und blickte noch einmal zum Himmel, wo die letzten Lichtfäden verschwanden. Leise brummte sie "Vielleicht wartet dort oben noch mehr", bevor sie langsam motorlos ausrollte.
Im Hangar angekommen faltete sie ihre Tragflächen ein wenig an, ließ die Propeller zur Ruhe kommen und genoss die angenehme Stille der Nacht. Der Hangar fühlte sich warm und sicher an, während draußen die letzte Brise verebbte.
Pipsi schloss ihre Augenlichter, legte alle Geräusche ab und dachte an die leuchtende Maschine, die tief im Tornado ihr Geheimnis preisgegeben hatte. Schließlich glitt sie in einen sanften Schlaf und träumte von wirbelnden Winden, flackernden Funken und neuen Abenteuern, die irgendwo im Himmel auf sie warteten.




