Mara der kleine Geist
- Michael Mücke
- 13. Nov. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Nov. 2024

Es war einmal in einer kleinen, verwunschenen Stadt, die tief im Herzen eines dunklen Waldes lag. Dort lebte Mara, ein kleiner, freundlicher Geist. Mara war nicht wie die anderen Geister. Während viele versuchten, die Menschen an Halloween zu erschrecken, liebte Mara es, Freude zu verbreiten. Sie war immer neugierig und wollte die Welt ausserhalb des alten Schlosses, in dem sie lebte, erkunden.
Halloween stand vor der Tür, und Mara spürte das Kribbeln in der Luft. Es war die Nacht, in der die ganze Welt ein bisschen magischer wurde. Die Kürbisse leuchteten auf den Fensterbänken, und Kinder in ihren Kostümen zogen durch die Strassen und riefen „Süsses oder Saures!“. Mara beobachtete das fröhliche Treiben von ihrem Versteck im Schloss aus und seufzte. Sie wünschte, sie könnte mit den anderen Kindern mitmachen, aber als Geist war sie unsichtbar für die meisten Menschen.
Doch an diesem besonderen Halloween wollte Mara etwas ändern. Sie beschloss, sich hinaus in die Nacht zu wagen und ein Abenteuer zu erleben. „Vielleicht kann ich jemanden finden, der mich sieht“, dachte sie hoffnungsvoll. Und so schwebte sie durch die alten, knarrenden Türen des Schlosses hinaus in die kühle Herbstnacht.
Mara flog über die Dächer und sah die Kinder, die von Haus zu Haus gingen. Einige hatten sich als Hexen verkleidet, andere als Vampire oder Superhelden. Alle lachten und hatten Spass. Mara fühlte sich ein wenig einsam, doch dann hörte sie plötzlich ein leises Schluchzen aus einem kleinen Park.
Neugierig flog sie näher und entdeckte ein kleines Mädchen, das alleine auf einer Bank sass. Das Mädchen trug ein Hexenkostüm, aber ihre Augen waren voller Tränen. Mara flog vorsichtig näher und setzte sich neben sie, obwohl das Mädchen sie nicht sehen konnte.
„Warum weinst du?“ fragte Mara leise, obwohl sie wusste, dass das Mädchen sie nicht hören konnte.
Zu ihrer Überraschung blickte das Mädchen auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Wer ist da?“ fragte sie mit zitternder Stimme.
Mara konnte es kaum glauben! Das Mädchen konnte sie hören! „Ich bin Mara, ein freundlicher Geist“, sagte sie. „Warum bist du so traurig?“
Das Mädchen, das sich als Lilly vorstellte, erzählte, dass sie ihre Freunde verloren hatte. Sie hatten sich beim Süssigkeitensammeln verlaufen, und nun wusste sie nicht, wie sie nach Hause kommen sollte.
Mara dachte einen Moment nach und lächelte dann. „Keine Sorge, Lilly. Ich werde dir helfen!“
Lilly sah sich erstaunt um, denn sie konnte Mara immer noch nicht sehen. Aber sie hörte die sanfte Stimme des Geistes und fühlte sich ein wenig beruhigter. „Wie willst du mir helfen?“
Mara wusste, dass sie als Geist bestimmte Fähigkeiten hatte, die Lilly nützlich sein könnten. „Ich kann durch die Luft fliegen und weit schauen. Wenn du mir vertraust, werde ich deine Freunde finden und dich sicher nach Hause bringen.“
Lilly zögerte, aber etwas an Maras freundlicher Stimme gab ihr Mut. „Okay“, sagte sie schliesslich. „Ich vertraue dir.“
Und so begann ihr Abenteuer. Mara flog hoch über die Stadt und suchte die Strassen nach Lillys Freunden ab. Sie schwebte durch Gassen und über Plätze, bis sie schliesslich in der Nähe eines alten Spielplatzes zwei Kinder entdeckte, die verzweifelt nach Lilly riefen. Es waren ihre Freunde, Max und Sophie.
Mara kehrte schnell zu Lilly zurück und berichtete ihr die gute Nachricht. „Deine Freunde sind ganz in der Nähe! Komm, ich zeige dir den Weg.“
Lilly folgte den Anweisungen des unsichtbaren Geistes und lief durch die Strassen, bis sie schliesslich Max und Sophie auf dem Spielplatz fand. Die Freunde fielen sich glücklich in die Arme.
„Danke, Mara“, flüsterte Lilly in die Dunkelheit. „Ohne dich hätte ich sie nie gefunden.“
Mara schwebte lächelnd über ihnen und fühlte sich zum ersten Mal nicht unsichtbar. „Es war mir eine Freude, dir zu helfen“, sagte sie. „Denkt immer daran: Auch wenn jemand unsichtbar ist, kann er trotzdem für dich da sein.“
Lilly, Max und Sophie blickten in die sternenklare Nacht und spürten eine warme Präsenz um sich. Sie wussten, dass sie einen besonderen Freund gefunden hatten, auch wenn sie ihn nicht sehen konnten.
Mara flog schliesslich zurück zum alten Schloss, glücklich und erfüllt. Sie hatte an diesem Halloween-Abend etwas viel Wichtigeres gefunden als Süssigkeiten oder Schabernack – sie hatte eine Freundschaft geschlossen und gezeigt, dass jeder, egal ob sichtbar oder unsichtbar, etwas Gutes tun kann.
Und so schliefen alle, Lilly und ihre Freunde genauso wie Mara, mit einem Lächeln auf den Lippen ein, bereit für das nächste Abenteuer, das die magische Welt ihnen bringen würde.
Ende