Maike und das erste, eigene Fahrrad - eine schöne Gute-Nacht-Geschichte für Kinder
- Michael Mücke

- 12. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

Es war einmal ein Mädchen namens Maike, das schon seit Wochen und Monaten von nichts anderem träumte als von einem eigenen Fahrrad. Jeden Morgen, wenn sie aus dem Fenster schaute, sah sie die Nachbarskinder fröhlich losradeln, während sie nur mit ihrem Roller daneben stehen konnte. Maike wünschte sich so sehr, auch diese Freiheit zu spüren, den Wind im Gesicht und die Geschwindigkeit unter den Füßen.
Eines Tages, an einem sonnigen Frühlingsmorgen, rief ihre Mutter sie ins Wohnzimmer. Sie hatte ein warmes, geheimnisvolles Lächeln auf den Lippen. „Maike, heute habe ich etwas ganz Besonderes für dich.“
Maikes Herz klopfte so schnell, dass sie kaum stillstehen konnte. Aufgeregt fragte sie: „Ist es wirklich… vielleicht… mein eigenes Fahrrad?“ Die Mutter drückte nur ihre Hand und sagte: „Komm, wir gehen in den Garten, dort wartet eine Überraschung.“
Draußen stand, glänzend im goldenen Licht der Sonne, ein wunderschönes rotes Fahrrad. Es hatte weiße Blümchen auf dem Rahmen, ein silbernes Glöckchen, das schon leise im Wind klingelte, und bunte Reflektoren in den Speichen, die funkelten wie kleine Sterne.
Maike traute ihren Augen nicht. Sie lief sofort hin, strich mit der Hand über den Lenker und rief laut vor Freude: „Mein eigenes Fahrrad! Ganz allein für mich!“ Ihr Vater trat aus der Garage, lachte herzlich und nickte: „Ja, Maike, das ist nur deins. Und heute lernst du darauf fahren.“
Maike setzte sich zögerlich auf den weichen Sattel, stellte die Füße auf die Pedale und spürte sofort, wie wackelig alles war. „Oh nein, ich kippe bestimmt gleich um!“ rief sie erschrocken.
Ihr Vater hielt den Sattel fest und beruhigte sie mit sanfter Stimme: „Keine Angst, ich lasse dich nicht fallen. Du schaffst das, wenn du nur vertraust.“ Vorsichtig schob er sie an, und Maike begann, langsam in die Pedale zu treten.
Zuerst schwankte das Rad gefährlich, doch mit jedem kleinen Tritt fühlte sie mehr Sicherheit. Der Wind wehte durch ihre Haare, und die Reifen rollten sanft über den Weg.
„Ich fahre! Ich fahre wirklich!“ jubelte Maike. Ihre Mutter klatschte begeistert in die Hände und rief: „Du bist großartig, Maike, mach weiter so!“
Plötzlich ließ ihr Vater den Sattel los, ohne dass Maike es bemerkte. Ganz allein fuhr sie ein paar Meter, bis sie erstaunt bemerkte, dass niemand sie mehr hielt.
„Papa, du hilfst gar nicht mehr!“ rief sie erschrocken. Doch gleichzeitig stellte sie fest, dass sie nicht fiel, sondern das Rad stabil unter ihr blieb. Ein Gefühl von Freiheit durchströmte sie, und Maike rief jubelnd: „Ich kann es ganz allein!“
Nachdem sie ein paar Runden im Garten gedreht hatte, wollte Maike mehr. Sie bat: „Papa, können wir zum Park fahren? Ich möchte über die großen Wege rollen.“ Gemeinsam schoben sie das Fahrrad zum Park, wo die breiten, glatten Wege wie gemacht waren für ihre ersten echten Versuche.
Dort übte sie, wie man richtig bremst, wie man um Kurven fährt und wie man wieder losfährt, wenn man einmal angehalten hat. Immer wieder fiel sie fast um, aber jedes Mal stand sie wieder auf, setzte sich erneut aufs Rad und sagte entschlossen: „Ich gebe nicht auf.“
Im Park traf sie auch andere Kinder, die schon sicher auf ihren Fahrrädern fuhren. Zuerst beobachteten sie neugierig, wie Maike versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Dann rief ein Junge fröhlich: „Komm mit uns, wir machen ein Wettrennen!“
Maike war sich unsicher, aber dann nickte sie mutig. Gemeinsam starteten sie, und obwohl Maike noch nicht so schnell war, fühlte sie sich unglaublich stolz, mitfahren zu dürfen.
Nach einer Weile entdeckten die Kinder einen kleinen Hügel mit einer langen Abfahrt. „Traust du dich, Maike?“ fragte ein Mädchen.
Maike schaute hinunter, spürte ein Kribbeln im Bauch und dachte nach. Dann sagte sie entschlossen: „Ja, ich probiere es.“ Sie setzte sich auf ihr Fahrrad, atmete tief ein und ließ sich langsam den Hügel hinunterrollen.
Das Fahrrad wurde schneller und schneller, der Wind rauschte in ihren Ohren, und Maike rief begeistert: „Das ist wie fliegen!“ Unten angekommen bremste sie vorsichtig, kam sicher zum Stehen und grinste über das ganze Gesicht.
Ihre neuen Freunde klatschten und riefen: „Super gemacht, Maike!“
Von da an fuhren sie den Hügel gemeinsam immer wieder hinunter, lachten laut und fühlten sich wie kleine Abenteurer. Maike hatte das Gefühl, sie hätte nicht nur das Radfahren gelernt, sondern auch neue Freunde gefunden.
Als die Sonne langsam unterging und der Himmel in rosa und goldene Farben getaucht wurde, fuhr Maike mit ihren Eltern zurück nach Hause.
Sie stellte ihr Fahrrad vorsichtig neben den Schuppen, legte die Hand auf den Lenker und flüsterte leise: „Danke, dass du mein Fahrradfreund bist. Mit dir werde ich noch viele Abenteuer erleben.“
Am Abend kuschelte sie sich glücklich in ihr Bett. Während ihre Augen langsam zufielen, dachte sie an den Wind, die Geschwindigkeit, die lachenden Kinder und den Hügel, den sie so mutig hinuntergefahren war. Mit einem Lächeln schlief sie ein und träumte von all den aufregenden Fahrten, die noch vor ihr lagen.




