Hugo und das immer lustige Königreich Kunterbunt
- Michael Mücke
- 14. Nov. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Nov. 2024

Es war einmal in einem verrückten Königreich namens Kunterbunt. In diesem Königreich war nichts so, wie man es sich vorstellte. Die Bäume wuchsen in Zickzacklinien, die Häuser hatten bunte, runde Dächer, und die Flüsse flossen manchmal rückwärts! Die Vögel sangen Lieder rückwärts, die Katzen bellten, und wenn man in einen Apfel biss, konnte er nach Schokolade schmecken.
In diesem verrückten Königreich lebte ein freundlicher und lustiger König namens Hugo. König Hugo war nicht wie die anderen Könige. Anstatt einer langweiligen, goldenen Krone trug er eine Krone aus bunten Federn, und seine Umhänge waren so leuchtend wie Regenbögen. Jeden Tag hielt König Hugo eine lustige Rede auf dem Marktplatz, bei der er Witze erzählte und die Leute zum Lachen brachte. Alle im Königreich liebten ihn, denn er sorgte dafür, dass jeder Tag voller Spass und Freude war.
Doch eines Tages hörte König Hugo von einem Drachen, der in einer Höhle weit am Rande des Königreichs lebte. Die Leute im Königreich hatten Angst vor ihm, denn sie sagten, der Drache spucke Feuer und brülle so laut, dass die Berge bebten. Die Kinder versteckten sich in ihren Häusern, wenn sie von ihm hörten, und die Erwachsenen erzählten sich Geschichten über das schreckliche Wesen.
Aber König Hugo war anders als alle anderen. Anstatt Angst zu haben, wurde er neugierig. „Warum sollten wir uns vor diesem Drachen fürchten?“ fragte er seine Berater. „Vielleicht ist er gar nicht so böse, wie alle denken. Vielleicht ist er einfach nur einsam.“
Die Berater sahen sich besorgt an. „Majestät, Drachen sind gefährlich! Wir sollten ihn lieber in Ruhe lassen.“
Doch König Hugo entschied sich anders. „Ich werde den Drachen besuchen und herausfinden, was wirklich in seinem Herzen steckt“, verkündete er. Und so machte sich der König auf den Weg zur Drachenhöhle.
Es war eine lange Reise durch das verrückte Königreich. König Hugo ritt auf seinem treuen Pferd, einem weissen Pony namens Pfefferminz, das überallhin hinlief, ausser geradeaus. Doch Hugo lachte, als das Pony in Kreisen lief und lustige Hüpfer machte. Nach einem Tag voller Umwege und Abstecher erreichten sie schliesslich die Drachenhöhle, die auf einem hohen Berg lag.
Die Höhle war gross und dunkel, und Rauch stieg aus dem Eingang auf. König Hugo nahm all seinen Mut zusammen und rief: „Hallo? Ist jemand zu Hause?“
Plötzlich bebte der Boden, und ein grosser, grüner Drache mit glitzernden Schuppen und leuchtenden Augen trat aus der Höhle. Seine Flügel waren so gross wie Segel, und er liess einen lauten Brüller ertönen, der die Bäume zum Zittern brachte. „Wer wagt es, mich zu stören?“ donnerte er.
König Hugo, der keine Angst kannte, lächelte breit und sagte: „Ich bin König Hugo, und ich wollte dich besuchen. Man hat mir erzählt, dass du ein gefährlicher Drache bist, aber ich dachte, vielleicht brauchst du einfach nur einen Freund.“
Der Drache, dessen Name Flammeno war, starrte den König überrascht an. „Einen Freund?“ wiederholte er leise. „Niemand hat je gesagt, dass er mein Freund sein will. Die Menschen laufen immer weg, sobald sie mich sehen.“
„Nun, das ist doch dumm“, sagte König Hugo. „Vielleicht kennen sie dich einfach nicht gut genug.“
Flammeno setzte sich auf den Boden, der unter seinem Gewicht bebte, und schaute den König neugierig an. „Was bringt dich dazu zu glauben, dass ich einen Freund brauche?“
König Hugo setzte sich neben den Drachen und antwortete: „Weil ich glaube, dass jeder im Herzen gute Seiten hat. Und vielleicht bist du nicht nur ein Drache, der Feuer spuckt. Vielleicht bist du jemand, der Abenteuer liebt oder gerne Geschichten erzählt.“
Flammeno lächelte zum ersten Mal. „Weisst du was? Du hast recht. Ich liebe es, Geschichten zu erzählen! Aber niemand bleibt je lange genug, um mir zuzuhören.“
„Dann hast du Glück“, sagte Hugo lachend, „denn ich höre sehr gerne zu! Erzähl mir eine deiner Geschichten!“
Und so begann Flammeno, eine alte Drachenlegende zu erzählen. Es war eine Geschichte von längst vergangenen Zeiten, in denen Drachen und Menschen Seite an Seite lebten und grosse Abenteuer erlebten. König Hugo lauschte aufmerksam und stellte immer wieder lustige Fragen, die Flammeno zum Lachen brachten.
Nach einer Weile sagte der Drache: „Du bist wirklich anders als alle anderen. Die meisten haben Angst vor mir, aber du… du bringst mich zum Lachen.“
„Lachen ist der beste Weg, um Freunde zu finden“, sagte Hugo. „Wie wäre es, wenn du mich in mein Königreich begleitest? Ich bin sicher, die Leute würden dich lieben, wenn sie dich erst einmal kennenlernen.“
Zuerst zögerte Flammeno. „Aber was ist, wenn sie Angst vor mir haben?“
„Dann werden wir sie gemeinsam davon überzeugen, dass du nichts Böses im Sinn hast“, sagte Hugo entschlossen.
Also flog der Drache Flammeno mit König Hugo auf seinem Rücken zurück ins Königreich Kunterbunt. Die Menschen starrten mit weit aufgerissenen Augen und liefen in ihre Häuser, als sie den grossen Drachen sahen. Aber König Hugo rief: „Keine Angst! Das ist Flammeno, mein neuer Freund!“
Die Menschen trauten ihren Augen kaum. Ein König, der mit einem Drachen befreundet war? Doch als Flammeno sanft auf dem Marktplatz landete und sich freundlich verbeugte, kamen die ersten Kinder aus ihren Verstecken. Sie waren neugierig auf den Drachen.
„Er ist ja gar nicht so furchterregend“, sagte ein kleiner Junge und streckte vorsichtig die Hand aus. Flammeno schnupperte freundlich an ihm und liess eine kleine Flamme auflodern, die wie ein warmer Sommerwind wirkte.
Bald trauten sich immer mehr Menschen näher, und König Hugo erklärte, wie Flammeno eigentlich nur ein Geschichtenerzähler war, der einsam in seiner Höhle gelebt hatte. Alle lachten, als der Drache eine lustige Geschichte von einem missglückten Flugversuch erzählte, bei dem er in einem Baum festgesteckt hatte.
Von diesem Tag an lebten König Hugo und Flammeno als die besten Freunde. Flammeno erzählte jeden Abend auf dem Marktplatz Geschichten, und die Kinder liebten ihn. Das verrückte Königreich Kunterbunt war nun noch fröhlicher, weil die Menschen wussten, dass man keine Angst vor dem Unbekannten haben musste – manchmal versteckt sich ein Freund hinter den Dingen, vor denen man sich fürchtet.
Und so lebten König Hugo, Flammeno und das gesamte Königreich glücklich und zufrieden. Jeden Tag war voller Lachen, Geschichten und Abenteuer, und niemand hatte je wieder Angst vor Drachen.
Ende.