Familie Schwan fliegt zum ersten Mal in den Süden - eine tierische Gute-Nacht-Geschichte für Kinder
- Michael Mücke

- 26. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Okt.

Es war einmal an einem klaren, hellen Morgen, als die Schwanenfamilie auf ihrem See erwachte. Die Sonne schickte ihre ersten goldenen Strahlen über das Wasser, und die Nebelschwaden, die noch wie silberne Schleier darüber lagen, begannen langsam zu verschwinden.
Luma, die Schwanenmutter, streckte ihre weißen Flügel weit aus und schüttelte das Wasser von den Federn. Faro, der Schwanenvater, schwamm ruhig neben ihr und beobachtete seine drei Kinder, die vergnügt planschten.
Niva, die Älteste, war mutig und wissbegierig. Sie liebte es, Fragen zu stellen und alles genau zu wissen. Solin, der Mittlere, war vorsichtiger, aber auch sehr klug und aufmerksam. Taro, der Jüngste, war voller Energie, manchmal ungeduldig und immer neugierig.
An diesem Morgen aber war etwas in der Luft, das alle spüren konnten. Faro räusperte sich und sagte schließlich: „Meine Lieben, heute beginnt unser großes Abenteuer. Es ist Zeit, dass wir zum ersten Mal in den Süden fliegen.“
Die drei Jungschwäne erstarrten vor Aufregung. „In den Süden?“ rief Niva erstaunt. „So weit waren wir noch nie!“ Solin zitterte ein wenig und fragte: „Wie weit müssen wir fliegen?“ Luma lächelte sanft. „Es ist ein weiter Weg, aber wir fliegen nicht allein.
Viele andere Schwäne werden uns begleiten, und unterwegs werden wir wundervolle Orte sehen.“ Taro flatterte aufgeregt und rief: „Ich will sofort starten! Ich bin schon stark genug!“ Doch Faro schmunzelte und sagte: „Geduld, kleiner Taro.
Auf einer langen Reise zählen Ausdauer und Zusammenhalt mehr als Kraft.“
Den ganzen Vormittag über übten die Kinder das Flügelschlagen. Luma zeigte ihnen, wie man gleichmäßig und kräftig schlägt, ohne sich zu verausgaben. Faro erklärte ihnen die berühmte V-Form.
„Wenn wir so fliegen, teilt der vordere Schwan den Wind, und die anderen haben es leichter. Wir wechseln uns ab, damit jeder einmal vorne und einmal hinten fliegt.“ Die Kinder versuchten, sich in die Formation einzuordnen, stolperten dabei ein wenig und lachten laut.
Als die Sonne hoch am Himmel stand, war es soweit. Mit kräftigen Flügelschlägen erhob sich Faro in die Luft, Luma folgte ihm, und die drei Jungen flatterten angestrengt hinterher.
Zuerst war es ungewohnt, den sicheren See unter sich zu lassen. Doch dann fühlten sie, wie der Wind sie trug, und die Angst verwandelte sich in Staunen. „Seht nur, wie klein die Bäume aussehen!“ rief Niva.
„Und der See glitzert wie ein riesiger Edelstein!“ ergänzte Solin. Taro schrie begeistert: „Ich fliege! Ich fliege wirklich!“
Stundenlang flogen sie über Wiesen und Felder, vorbei an kleinen Dörfern, in denen Kinder nach ihnen riefen und ihnen zuwinkten. In einem großen Wald machten sie die erste Rast. Dort trafen sie eine Familie von Wildgänsen.
Die Gänsemutter begrüßte sie herzlich. „Auch ihr fliegt in den Süden? Es ist eine weite Reise, aber sie lohnt sich.“ Die Kinder lauschten neugierig, als die Gänsekinder von Seen erzählten, die so groß wie Meere waren, und von Wiesen voller bunter Blumen.
Am nächsten Tag ging die Reise weiter. Die Sonne begleitete sie, manchmal auch Regenwolken, die schwer und grau über ihnen hingen.
Einmal mussten sie sich unter einem großen Baum verstecken, weil ein Sturm aufzog. Die Kinder hatten Angst, aber Faro sprach beruhigend: „Stürme gehen vorbei, und wir bleiben zusammen. Dann kann uns nichts passieren.“
Als der Regen nachließ, erblickten sie einen Regenbogen, der sich wie eine Brücke über den Himmel spannte. Niva staunte: „Vielleicht führt er uns direkt in den Süden.“
Nach einigen Tagen erreichten sie einen Fluss, der sich durch das Land schlängelte. Dort machten sie Halt und lernten andere Schwäne kennen, die bereits öfter in den Süden geflogen waren. Einer der älteren Schwäne erzählte: „Dort, wo wir überwintern, ist das Wasser nie gefroren. Die Sonne wärmt das Gefieder, und die Tage sind hell und freundlich.“
Die Jungschwäne hörten mit leuchtenden Augen zu, während sie sich in den Federn ihrer Eltern ausruhten.
Eines Nachts flogen sie weiter, geführt vom Licht der Sterne. Faro zeigte nach oben und sagte: „Seht dort, das ist der Nordstern. Er zeigt uns immer den Weg. Und schaut, wie die Sterne funkeln – sie sind wie kleine Lampen, die nur für uns leuchten.“ Solin fühlte sich plötzlich ganz sicher und flüsterte: „So lange die Sterne da sind, habe ich keine Angst.“
Nach vielen Tagen, an denen sie Wälder, Berge und Flüsse überflogen hatten, sahen sie endlich das Ziel. Vor ihnen lag ein großer, funkelnder See, umgeben von grünen Wiesen und sanften Hügeln. Das Wasser war warm, und Fische tummelten sich darin.
Die Luft roch nach frischen Blumen, und Palmen wiegten sich am Ufer. Taro rief begeistert: „Hier will ich für immer bleiben!“
Luma schloss ihre Kinder in die Flügel. „Dies ist unser Winterplatz. Ihr habt euren ersten großen Flug geschafft, und ihr wart tapfer und stark.“
Die Kinder waren stolz und glücklich. Niva flüsterte: „Jetzt weiß ich, wie groß die Welt ist.“ Solin lächelte: „Und wie schön sie sein kann.“ Taro nickte eifrig: „Und dass man zusammen alles schafft!“
Als die Sonne langsam unterging, legte sich goldenes Licht über den See. Die Familie kuschelte sich am Ufer zusammen. Faro sprach leise: „Denkt daran, meine Lieben: Egal, wie weit der Weg ist – wenn man gemeinsam fliegt, findet man immer an sein Ziel.“
Und so schlief die Schwanenfamilie friedlich ein, begleitet vom sanften Rauschen des Wassers und dem Glitzern der Sterne, die ihnen schon auf der Reise treu geleuchtet hatten.




