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Die Nacht, in der alle Sterne verschwanden - Einschlafgeschichte zum Vorlesen für Kinder

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 8. Juli
  • 5 Min. Lesezeit
Nox der Wolf steht im Wald

In einem dichten, geheimnisvollen Wald lebten viele Tiere, die alle ihren eigenen Platz und ihre eigenen Geschichten hatten. Es war eine friedliche Nacht, als die Tiere sich in ihre gemütlichen Behausungen zurückzogen, um sich für den Schlaf vorzubereiten.


Der Mond war hell und silbern, und der Himmel war übersät mit funkelnden Sternen. Alles schien in Harmonie zu sein. Doch diese Nacht sollte anders werden als alle anderen.


Der kleine Hase Hugo war noch nicht müde. Er lag in seinem Bau und blickte durch das kleine Fenster, das einen Blick auf den klaren Himmel freigab.


„Wie schön der Mond heute ist“, dachte er sich, als er plötzlich etwas Seltsames bemerkte. Ein einzelner Stern, der gewöhnlich immer da war und besonders hell strahlte, begann, schwächer zu werden. Hugo blinzelte und dachte, es sei vielleicht nur ein Trick des Lichts, doch dann verschwand der Stern gänzlich. „Das darf nicht wahr sein!“, flüsterte er erschrocken und sprang auf.


Schnell sprang er aus seinem Bau und rannte zum Baumhaus von Elara, der weisen Eule. „Elara! Elara, wach auf!“, rief er, während er am Stamm des Baumes klopfte. Die Eule streckte ihren Kopf aus dem Fenster und sah ihn mit großen, weiten Augen an.

„Was gibt es, Hugo?“


„Die Sterne... sie sind verschwunden!“, sagte er atemlos. „Der Himmel ist leer!“

Elara sprang von ihrem Ast und flog zu ihm herab. „Was meinst du? Wie ist das möglich?“


Hugo zeigte nach oben, und auch Elara blickte zum Himmel. Es war wahr. Der Himmel war nicht nur dunkel, er war fast vollständig leer. „Das ist unmöglich“, murmelte Elara. „Die Sterne sind immer da. Sie verschwinden nicht einfach.“


„Ich habe es gesehen!“, rief Hugo. „Einer nach dem anderen verschwinden sie! Vielleicht ist etwas passiert.“


Die beiden Freunde beschlossen sofort, herauszufinden, was passiert war. „Wenn die Sterne verschwinden, wird es dunkel und gefährlich“, sagte Elara mit ernster Miene. „Wir müssen schnell handeln, bevor auch der Mond verschwindet.“


Sie machten sich auf den Weg, durch den Wald und über die Felder. Der Wind war frisch, und die Bäume rauschten in der Dunkelheit. Die Tiere des Waldes ahnten nichts von der Gefahr, die drohte. Alles war still, bis auf das leise Rascheln der Blätter und das gelegentliche Quaken eines Frosches.


Unterwegs trafen sie auf die weise alte Schildkröte Tilda, die sich immer in der Nähe des großen Sees aufhielt. Tilda war alt und sehr erfahren, und ihre Augen hatten alles gesehen, was der Wald je erlebt hatte. „Tilda!“, rief Elara, „Hast du etwas bemerkt? Die Sterne sind verschwunden!“


Tilda blickte zum Himmel und runzelte die Stirn. „Ja, das ist mir auch aufgefallen. Etwas stimmt nicht. Aber ich habe eine Ahnung, was dahintersteckt.“

„Was ist passiert, Tilda?“ fragte Hugo besorgt.


Tilda seufzte tief und sagte dann: „Es gibt eine alte Legende, von der nur wenige wissen. Vor vielen Jahren, als der Wald noch jung war, lebte ein mysteriöser Wolf namens Nox. Er hatte die Fähigkeit, das Licht der Sterne zu stehlen, um sich selbst zu stärken. Doch er verlor sich in seiner Gier nach Macht und verschwand eines Nachts. Seitdem hat niemand mehr von ihm gehört. Doch ich fürchte, er ist zurück.“


Hugo und Elara starrten sie erschrocken an. „Ein Wolf, der das Licht stiehlt? Warum würde er das tun?“ fragte Elara.


Tilda nickte langsam. „Nox glaubte, dass das Licht der Sterne die wahre Quelle von Stärke und Macht ist. Er dachte, wenn er es in sich aufnehmen könnte, würde er unbesiegbar werden. Aber das Licht ist keine Macht, die man für sich alleine behalten kann. Es gehört allen im Wald.“


„Und jetzt nimmt er wieder das Licht?“, fragte Hugo mit zitternder Stimme.

„Genau. Und wenn er damit weitermacht, wird der Wald bald in völlige Dunkelheit gehüllt, und mit ihm die ganze Welt.“


Hugo fühlte, wie sich eine Entschlossenheit in ihm regte. „Dann müssen wir ihn stoppen!“


Tilda nickte. „Ja, aber ihr müsst vorsichtig sein. Nox hat die Fähigkeit, sich zu verstecken. Er kann unsichtbar werden, wenn er es will. Ihr müsst also klug vorgehen.“


Dank Tildas Rat machten sich Hugo und Elara auf den Weg in den tiefsten Teil des Waldes, wo Nox zuletzt gesehen worden war. Der Wald wurde dichter, und die Dunkelheit schien sich mit jedem Schritt zu verstärken. Die Vögel, die tagsüber fröhlich zwitscherten, waren jetzt still, und es war so ruhig, dass das leise Knacken eines Zweiges laut in ihren Ohren hallte.


Nach Stunden des Suchens kamen sie an eine Höhle, die tief im Herzen des Waldes lag. Der Eingang war von dichten Ranken und Moos überwuchert. „Das muss der Ort sein“, flüsterte Elara.


Hugo nickte und trat mutig vor. Sie gingen langsam und vorsichtig in die Höhle, doch als sie weiter in den dunklen Gang vordrangen, hörten sie plötzlich ein tiefes Knurren. Es klang wie das ferne Echo eines wütenden Tieres.


Plötzlich blitzte ein paar Meter vor ihnen etwas auf – es war das schimmernde Licht eines Sterns. Doch der Stern war in den Händen eines dunklen, gespenstischen Wolfes, dessen Augen rot glühten.


„Wer wagt es, in meine Höhle zu kommen?“, bellte der Wolf mit einer Stimme, die die Wände erschütterte.


Hugo und Elara blieben stehen, die Angst stand ihnen ins Gesicht geschrieben. „Du bist Nox, oder?“, fragte Elara.


Der Wolf lachte hämisch. „Ja, ich bin Nox. Der Wächter des Lichts. Und jetzt werde ich alle Sterne in mich aufnehmen und unbesiegbar werden.“


Hugo hatte eine Idee. „Aber was wirst du tun, wenn es keine Sterne mehr gibt? Wie wirst du dann leben?“


Nox starrte ihn an, doch Hugo fuhr fort: „Die Sterne sind nicht nur für dich da. Sie gehören allen im Wald. Du kannst nicht einfach alles für dich behalten. Wenn du das tust, wird der Wald dunkel und leer. Und du wirst alleine sein.“


Nox lachte wieder. „Ich werde nie allein sein! Mit den Sternen werde ich die Kontrolle über alles haben!“


Doch als er so sprach, merkte er, dass das Licht des Sterns in seinen Händen immer schwächer wurde. Es pulsierte, als ob es mit seiner Macht in Konflikt stand. „Was ist das?“, rief Nox entsetzt. „Warum verliert es seine Kraft?“


Hugo trat einen Schritt vor. „Weil das Licht der Sterne nicht dazu bestimmt ist, von einem einzigen Wesen kontrolliert zu werden. Es lebt in uns allen. Es gibt keine Macht, die so groß ist wie das Teilen.“


Der Wolf starrte auf das schwächer werdende Licht und zögerte. „Das... habe ich nie verstanden.“


In diesem Moment begann der Stern in seinen Pfoten zu glühen, und ein sanftes Licht strahlte durch die Höhle. Nox ließ den Stern fallen, und als er zu Boden rollte, begann der Himmel draußen wieder zu leuchten. Die Sterne kehrten zurück, einer nach dem anderen.


Nox sank auf die Knie. „Ich... ich habe es nie gewusst.“ Mit einem letzten Blick auf die Sterne drehte er sich um und verschwand in der Dunkelheit.


Hugo und Elara standen da, erstaunt und erleichtert. „Es ist vorbei“, sagte Hugo leise.

Und in dieser Nacht, als sie zurück zum Wald gingen, fanden sie den Himmel wieder in seiner ganzen Pracht erleuchtet, und der Wald war von neuem Leben erfüllt. Das Licht der Sterne war wieder da, für alle Tiere des Waldes.


Die Tiere, die von der Gefahr nichts gewusst hatten, wussten nun, dass es das Teilen und das Miteinander war, was die wahre Stärke ausmachte. Und unter den Sternen, die sie so sehr liebten, schliefen sie in Frieden ein.

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