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Die Kastanienmännchen finden neue Freunde - eine herzliche, herbstliche Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • vor 10 Minuten
  • 4 Min. Lesezeit
Die Kastanienmännchen und Eichelmännchen tanzen im Wald
Kastanienmännchen

Es war ein stiller Morgen im Haardwald. Der Nebel schwebte wie weiche Watte zwischen den Bäumen, und die Sonne versuchte gerade, durch die grauen Schleier zu blinzeln. Überall glitzerten Tautropfen auf den Blättern, und man konnte das leise Plätschern eines Baches hören.


Unter einem großen Ahornblatt regte sich etwas. Ein kleines Kastanienmännchen, rund und braun wie eine glänzende Nuss, streckte sich und gähnte. Es war Karo, der fröhliche Maler des Waldes. Seine Eichelkappe saß wie immer ein bisschen schief auf dem Kopf.


„Was für ein schöner Morgen!“, rief er und machte einen Purzelbaum durchs Laub. „Heute wird bestimmt ein guter Tag!“


Doch dann blieb er plötzlich stehen. Etwas stimmte nicht. Der Boden sah anders aus als sonst. Zwischen den Blättern waren kleine Abdrücke zu sehen – winzige runde Spuren, die in eine bestimmte Richtung führten.


„Seltsam … diese Fußspuren gehören keinem Tier, das ich kenne,“ murmelte Karo.

Er rannte los, um seine Freunde zu holen.


Kurz darauf kamen Tilla, Finn, Mira und Rumo angelaufen. Tilla hielt ihre Glühwürmchenlaterne in der Hand, auch wenn es noch hell war – sie leuchtete schwach, damit niemand stolperte.


„Was ist denn los, Karo?“ fragte Mira, die Geschichtenerzählerin.

„Kommt und schaut!“, rief er. „Hier sind Spuren – und seht mal, überall liegen Eichelhütchen herum. Aber keiner von uns hat sie verloren!“


Finn, der Sammler, beugte sich hinunter. „Die Spuren sind klein – fast so klein wie unsere. Und sie führen zur alten Eiche!“


Rumo nickte ernst. „Dann sollten wir nachsehen. Vielleicht braucht jemand unsere Hilfe.“


Tilla hob die Laterne höher, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg durch den Wald.


Sie wanderten über weichen Waldboden, vorbei an Farnen, Pilzen und Wurzeln, die wie Brücken über kleine Gräben ragten. Über ihnen sangen Vögel, und ein Eichhörnchen huschte mit einer Nuss über einen Ast.


„Ich liebe diesen Teil des Waldes,“ sagte Mira lächelnd. „Hier riecht alles nach Erde und Regen.“


„Pst,“ machte Tilla plötzlich. „Hört ihr das?“


Ein leises Kichern, ganz fern, wie das Rascheln von Blättern im Wind, war zu hören.

„Da!“, flüsterte Karo und zeigte auf eine Stelle unter der alten Eiche. Etwas Glänzendes blitzte zwischen den Wurzeln hervor.

Langsam schlichen sie näher.


Unter den gewaltigen Wurzeln der Eiche sahen sie sie zum ersten Mal:Winzige Wesen, kaum größer als die Kastanienmännchen selbst. Ihre Körper bestanden aus Eicheln, ihre Arme und Beine aus feinen Ästchen. Einige trugen Umhänge aus Herbstblättern, andere hatten Rindenstücke als Gürtel.


Eines der Wesen bemerkte die Besucher und trat hervor. Es verneigte sich höflich.„Hallo,“ sagte es mit einer sanften Stimme. „Ich bin Eiko, einer der Eichelmännchen. Wer seid ihr?“


Karo grinste breit. „Wir sind die Kastanienmännchen! Wir kümmern uns um die Farben der Blätter, das Licht in der Nacht und die Ruhe im Wald.“


Eiko lächelte. „Wie schön! Wir Eichelmännchen leben tief im Wald und passen auf die jungen Eichen auf. Wenn der Wind unsere Hüte fortträgt, suchen wir neue – deshalb sind wir hierhergekommen.“


Tilla nickte verständnisvoll. „Das erklärt die Spuren! Wir dachten schon, ein Zauberer sei im Wald unterwegs.“ Alle lachten.


Die Kastanienmännchen halfen den Eichelmännchen sofort, neue Hüte zu finden. Finn brachte einen ganzen Beutel voller Eichelkappen, die er früher gesammelt hatte.„Hier, nehmt sie! Ich wusste, dass sie irgendwann nützlich sein würden,“ sagte er stolz.


Die Eichelmännchen setzten sie auf und drehten sich glücklich im Kreis.„Perfekt!“, rief Eiko. „Nun sind wir wieder vollständig!“


Dann zeigten sie den Kastanienmännchen ihre kleinen Behausungen. Unter der Eiche hatten sie winzige Türen aus Moos gebaut, Fenster aus klaren Tautropfen und kleine Hängematten aus Spinnfäden.


„Wie gemütlich!“, staunte Mira. „Euer Zuhause sieht aus wie aus einem Märchen.“

„Ihr könnt uns gerne besuchen, wann immer ihr wollt,“ sagte Eiko. „Wir könnten voneinander lernen.“


Als die Sonne langsam hinter den Bäumen versank, kam Karo eine Idee.„Wir sollten das feiern! Heute ist der Tag, an dem Kastanien- und Eichelmännchen Freunde geworden sind!“


Alle waren begeistert.


Sie sammelten bunte Blätter, Beeren, Nüsse und kleine Steinchen. Finn legte aus den Steinen einen Kreis in der Mitte der Lichtung. Rumo brachte Moos als weiche Sitzkissen. Tilla hing ihre Glühwürmchenlaterne auf und flüsterte den kleinen Lichtern zu: „Heute leuchtet ihr besonders hell!“


Bald war die ganze Lichtung erfüllt von warmem, goldenem Licht. Die Tiere des Waldes kamen neugierig näher – ein Igel, ein paar Mäuse, zwei Rehe und sogar ein alter Uhu, der sich auf einen Ast setzte, um zuzusehen.


Eiko spielte auf einem Flötenstängel, Mira erzählte eine Geschichte vom ersten Blatt des Waldes, und Karo malte Muster auf die Steine, die im Licht funkelten.

Dann sangen alle zusammen ein Lied, das durch den Wald klang wie ein sanfter Wind:

„Kastanie und Eichel, Hand in Hand,Freunde fürs Leben im Waldesland.Gemeinsam stark, so soll es sein,der Wald wird froh, wir sind nicht allein.“


Als der Mond aufging und sein silbernes Licht über die Lichtung goss, saßen alle still beisammen. Die Glühwürmchen tanzten, und der Wind flüsterte durch die Äste.

„Ich hätte nie gedacht, dass es noch andere wie uns gibt,“ sagte Tilla leise.


„Der Wald ist voller Wunder,“ antwortete Eiko. „Man muss nur genau hinsehen.“

Karo nickte und legte eine kleine Kastanie in Eikos Hand. „Das ist ein Geschenk – ein Zeichen unserer Freundschaft.“


Eiko lächelte und reichte ihm eine Eichel. „Und das ist meins. Jetzt gehören wir zusammen.“


Rumo lächelte zufrieden. „So soll es sein. Kastanie und Eichel, Wald und Wurzel, Licht und Farbe – alles gehört zusammen.“


Und während Mira leise eine letzte Geschichte flüsterte, fielen die kleinen Freunde einer nach dem anderen in einen friedlichen Schlaf.


Und wenn du einmal ganz leise durch den Haardwald gehst, vielleicht an einem frühen Morgen oder einer stillen Nacht,dann hörst du vielleicht ein leises Kichern, ein sanftes Lied oder siehst ein winziges Licht im Moos.


Dann feiern sie wieder – die Kastanienmännchen und die Eichelmännchen,die neuen Freunde, die den Wald beschützen.


Und sie flüstern in den Wind:

„Solange Kinder träumen, wird der Wald nie allein sein.“

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