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Der Teddybär im Zeitreiseanzug - Gute-Nacht-Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • vor 3 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Der Teddybär in seinem Zeitreiseanzug

Es war einmal ein kleines, gemütliches Kinderzimmer, in dem eine schneeweiße Lampe wie ein Mondschein über ein Bett leuchtete, das voller Bücher, Decken und flauschiger Kissen war.


In diesem Bett schlief Mia, ein siebenjähriges Mädchen mit neugierigen Augen, das am liebsten Fragen stellte wie: „Woher wissen die Sterne, wann sie leuchten sollen?“ oder „Wer hat sich den Regenbogen ausgedacht?“


Neben ihr, fest an ihren Arm gekuschelt, lag Timo. Ein Teddybär mit karamellbraunem Fell, einem herzförmigen Nasenknopf und einer winzigen grünen Schleife am Ohr. Niemand wusste genau, woher er kam – Mia hatte ihn eines Tages einfach auf dem Fensterbrett gefunden, ganz so, als hätte ihn der Wind gebracht. Seitdem wich er ihr nicht mehr von der Seite.


Doch was Mia nicht wusste: Timo war kein gewöhnlicher Teddybär. In seinem Bauch tickte eine winzige goldene Uhr, kaum hörbar, wie ein heimliches „Tack-tack-tack“, das nur bei Vollmond etwas lauter wurde. Und in einem geheimen Fach unter seinem linken Pfötchen verborgen mit einem samtigen Klettverschluss, lag etwas ganz Besonderes: ein silbern glänzender Anzug mit funkelnden Fäden, die leise summten, wenn man sie berührte.


Es war ein Zeitreiseanzug.


Wenn Mia eingeschlafen war, wartete Timo, bis ihr Atem langsam und ruhig wurde – so leise wie das Flattern eines Schmetterlingsflügels. Dann stand er auf Zehenspitzen auf, klopfte sich den Staub vom Fell und flüsterte mit sanfter Stimme: „Sternenlicht, öffne die Zeit. Vergangenheit, ich bin bereit.“


Sofort begann sein Anzug zu leuchten, zart wie das Glühen einer Glühwürmchenlaterne und mit einem kaum hörbaren Knistern löste sich die Welt um ihn herum in Licht auf. Timo schwebte durch einen Tunnel aus Farben und Geräuschen, durch Kichern, Vogelrufe, Kinderstimmen und alte Melodien, bis er plötzlich landete.


Diesmal stand er mitten in einer Blumenwiese aber nicht irgendeiner. Die Gräser waren riesig hoch, und die Blumen leuchteten in Farben, die er noch nie gesehen hatte. Ein riesiger, wolliger Vogel flatterte vorbei, und in der Ferne schnupperte ein neugieriger, wuscheliger Rüssel an einem Palmblatt.


Timo hatte es in die Urzeit geschafft. Neben ihm saß ein kleines Dinobaby, das aussah wie eine Mischung aus Huhn und Katze. Es schielte mit großen Kulleraugen zu ihm und piepste: „Bist du auch aus einem Ei geschlüpft?“


„Nicht ganz,“ lachte Timo, „aber ich reise gern und möchte alles über eure Zeit lernen.“


Der kleine Dino, er hieß Piki, nahm Timo auf seinem Rücken mit durch das grüne Paradies. Sie sahen riesige Libellen, so groß wie Mias Schulranzen, und Timo lernte, dass die Luft früher viel dicker war, damit die Insekten so groß werden konnten.


In einer Höhle zeigte ihm Piki ein Nest mit bunten Eiern, in das eine alte Dino-Oma ein Lied summte, um die Kleinen zum Schlafen zu bringen.


„Auch Dinos singen ihre Babys in den Schlaf,“ dachte Timo und lächelte.


Nachdem er genug gesehen hatte, streichelte er Pikis Schnauze, winkte zum Abschied und flüsterte wieder: „Zeit, ich bitte dich, bring mich fort.“


Als das Licht erneut flackerte, landete er auf einer kleinen Wiese, aber diesmal war es Nacht. Über ihm spannte sich ein Himmel so klar, dass man die Milchstraße sehen konnte, wie ein silbernes Band. Um ihn herum saßen Kinder am Lagerfeuer.


Es war das alte Griechenland.


Ein freundlicher Junge mit lockigem Haar reichte ihm eine Feige und sagte: „Du bist aber flauschig. Willst du eine Geschichte hören?“


Timo nickte. Und der Junge erzählte ihm von den Sternbildern, wie sie entstanden, warum sie Helden und Tiere darstellen, und dass sie den Menschen halfen, das Meer zu überqueren, weil sie nach den Sternen navigierten.


Ein Mädchen fügte hinzu: „Jeder Stern hat seinen Platz – so wie wir.“


Timo fühlte, wie sein Herz ganz warm wurde. Die Kinder um das Feuer sprachen nicht nur von Göttern, sondern auch von Mathematik, vom Zählen mit Muscheln, und davon, wie man mit Schatten die Uhrzeit messen kann. Ein alter Mann zeigte ihm sogar eine Sonnenuhr aus Stein.


Als der Morgen dämmerte, verabschiedete sich Timo mit einem leisen „Danke für eure Weisheit.“


Er kehrte zurück ins Kinderzimmer, krabbelte unter Mias Decke und ließ sich wieder in ihren Arm kuscheln. In dieser Nacht träumte Mia von singenden Dinosauriern, Feigen unter Sternenhimmeln und tanzenden Libellen, so groß wie Drachen.


Am nächsten Morgen fragte sie beim Frühstück: „Mama, wie wissen die Sterne, wo sie stehen müssen?“


Und ihre Mutter sagte: „Das ist eine gute Frage. Vielleicht ist es einfach Magie.“

Mia grinste. Sie wusste: Es war nicht nur Magie, es war Wissen, und Timo hatte es ihr im Schlaf zugeflüstert.


In den vielen Nächten, die folgten, reiste Timo noch oft: in eine mittelalterliche Werkstatt, wo ein kleines Mädchen Zahnräder sortierte und davon träumte, die erste Uhr zu bauen, die „tickt wie ein Herz“. In ein Inuit-Dorf, wo Kinder lachend mit Schneeformen Geschichten in das Eis ritzten. Und sogar in die Zukunft, wo ein Robotermädchen mit einem Garten aus Lichtpflanzen spielte und fragte: „Was war das früher, ein Baum?“


Timo erzählte es ihr.


Denn das war seine Aufgabe: Geschichten bewahren, sie heimlich weitersagen, durch Träume, durch Kuscheln, durch die kleinen Fragen, die Kinder manchmal ganz plötzlich stellen.


Und Mia? Sie wurde groß. Aber sie behielt Timo immer. Und wenn sie später selbst Kinder hatte, gab sie ihn weiter. Und in einer stillen Nacht, als ihr Sohn leise fragte: „Mama, was macht ein Bär eigentlich nachts?“


lächelte sie und antwortete: „Vielleicht sammelt er Geschichten für deine Träume.“

Und irgendwo, im Dunkel des Kinderzimmers, das duftete nach Milch und Sternenstaub, leuchtete ein kleiner, silberner Anzug ganz kurz auf.

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