top of page

Der Löwe, der seine Mähne verlor - eine tierische Gute-Nacht-Geschichte für Kinder

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 23. Juli
  • 5 Min. Lesezeit
Leo der König der Savanne steht in seinem Reich

Es war einmal ein prächtiger Löwe namens Leo, der als König über die endlose Savanne herrschte. Seine Mähne war seine größte Zierde, weit und mächtig, glänzend wie das goldene Licht der Nachmittagssonne.


Alle Tiere der Savanne bewunderten ihn. Die Zebras hielten Abstand, die Giraffen neigten ihre Köpfe und selbst die wilden Hyänen gaben ihm Respekt. Leo war stolz auf seine Mähne, sie war nicht nur ein Symbol seiner Stärke, sondern auch ein Zeichen seines Ansehens und seiner Weisheit.


Doch eines Morgens, als Leo auf seinem bevorzugten Felsen ruhte und den ersten warmen Windhauch der Dämmerung spürte, passierte etwas Seltsames. Ein starker Windstoß fegte plötzlich über die Savanne, und Leo spürte, wie ein Teil seiner Mähne davonflog. Zuerst bemerkte er es kaum, doch als er sich aufrichtete und in den nahen Fluss blickte, wurde ihm klar, dass ein großes Stück seiner Mähne fort war.


„Was ist hier los?“ brüllte er erstaunt. Mit einem schnellen Schritt ging er zum Flussufer und betrachtete das Wasser. Nur wenige Haare trieben dort, die anderen waren vom Wind davongetragen worden. Leo fuhr sich mit der Pfote über den Kopf. „Meine Mähne… wie konnte das passieren?“


Völlig verwirrt und besorgt über seinen plötzlichen Verlust, ging Leo durch die Savanne. Er spürte die Blicke der Tiere auf sich, die ihm folgten und leise tuschelten. Sie hatten bemerkt, was geschehen war. Es war ungewöhnlich, dass ein Löwe seine Mähne verlor, und noch ungewöhnlicher war es, dass er sich nun ohne sie zeigen musste.


„Wo ist meine Mähne?“ fragte Leo die Giraffen, die in der Nähe der Akazienbäume grasten.


„Wir haben nichts gesehen, Leo,“ antwortete eine der Giraffen, die ihren langen Hals nach unten beugte. „Vielleicht hat der Wind sie fortgetragen?“


Leo nickte, aber er war sich sicher, dass der Wind nicht die einzige Erklärung war. Etwas war anders. Und etwas fühlte sich auch an ihm anders. Es war, als ob der Verlust seiner Mähne mehr bedeutete, als nur ein äußeres Merkmal zu verlieren.


Er wanderte weiter durch die weite Savanne, vorbei an den flimmernden Gräsern, die sich im Wind wie Wellen auf dem Meer bewegten. Schließlich traf er auf einen alten, grauhaarigen Elefanten, den er gut kannte – Ndume. Ndume war einer der ältesten und weisesten Tiere in der ganzen Savanne. Er hatte bereits viele Jahre in der Wildnis verbracht und war bekannt für seine Ruhe und Besonnenheit.


„Was bedrückt dich, Leo?“ fragte Ndume mit sanfter Stimme, als er den traurigen Löwen bemerkte.


Leo setzte sich neben Ndume und blickte nachdenklich auf den Boden. „Ich habe meine Mähne verloren, Ndume. Ohne sie fühle ich mich klein und schwach. Wie soll ich noch König der Tiere sein, wenn ich nicht einmal mehr das habe, was alle an mir bewundern?“


Ndume nickte langsam und senkte seinen Rüssel, als ob er darüber nachdachte. „Deine Mähne war ein Zeichen deiner Stärke, ja. Aber die wahre Stärke eines Königs kommt nicht von seinem Aussehen oder seiner Mähne. Sie kommt von deinem Herzen, von deinen Taten und von der Weise, wie du dich für die anderen Tiere in der Savanne einsetzt.“


„Aber Ndume,“ brüllte Leo, „ohne meine Mähne fühle ich mich nicht mehr wie ein König. Wie soll ich weiterhin die Verantwortung tragen, wenn ich mich so… verletzlich fühle?“


Ndume schaute Leo mit seinen weisen Augen an. „Weißt du, Leo, ich habe in meinem Leben viele Löwen gesehen. Einige von ihnen hatten prachtvolle Mähnen, andere nicht. Aber der wahre König ist der, der in den schwierigen Zeiten den Mut findet, zu führen – nicht der, der von außen am beeindruckendsten aussieht.“


Leo seufzte tief. „Ich verstehe,“ sagte er zögernd. Doch irgendwie fühlte er sich immer noch leer. Ohne seine Mähne war er nicht der Löwe, den er früher gekannt hatte.

Nachdenklich verließ Leo Ndume und wanderte weiter durch die Savanne. Der Verlust seiner Mähne nagte weiterhin an ihm, und er fragte sich immer wieder, ob er überhaupt noch der König sein konnte.


Er entschloss sich, alle Tiere in der Savanne aufzusuchen, um zu verstehen, ob sie wirklich nur wegen seiner Mähne Respekt vor ihm hatten. Vielleicht, dachte er, würde es ihm helfen, die Wahrheit herauszufinden.


Er traf auf eine Gruppe von Zebras, die am Wasserloch tranken. „Seht ihr, Leo, was ist mit mir geschehen?“ fragte er.


Die Zebras schauten sich an und schüttelten dann die Köpfe. „Es tut uns leid, Leo, aber du bist immer noch der Löwe, den wir bewundern. Deine Mähne macht dich nicht zu dem, was du bist. Es sind deine Entscheidungen und deine Weisheit, die dich zum König machen.“


Leo hörte diese Worte und fühlte sich ein kleines Stück besser. Aber noch immer konnte er die tiefe Unsicherheit nicht ganz abschütteln.


Am nächsten Tag begegnete er den Hyänen, die ihn mit schiefem Grinsen begrüßten. „Was ist mit dir passiert, Leo?“ fragte eine von ihnen. „Hast du deinen Glanz verloren?“


Leo schaute auf den Boden und antwortete ruhig: „Vielleicht. Aber ich habe immer noch die Verantwortung, über euch zu wachen und sicherzustellen, dass die Savanne in Ordnung bleibt. Die Mähne war nur ein Zeichen. Meine wahre Stärke liegt in den Taten, die ich für die anderen tue.“


Die Hyänen schauten einander an und grunzten. „Das mag stimmen, Leo. Aber es ist gut zu wissen, dass du uns immer noch genauso führst, auch ohne die prachtvolle Mähne.“


Mit jedem Gespräch und jedem neuen Treffen begann Leo zu verstehen, dass die Tiere der Savanne ihn nicht nur wegen seiner äußeren Erscheinung respektierten, sondern auch wegen seines Charakters und seiner Fähigkeiten als Anführer. Auch wenn er ohne seine Mähne in den Augen mancher Tiere weniger beeindruckend aussah, so war er immer noch derselbe Löwe, der sich für das Wohl aller einsetzte.


Wochen vergingen, und Leo setzte seine Wanderung fort. Er beobachtete die Tiere der Savanne und half, wo er konnte. In der Zeit ohne seine Mähne lernte Leo, sich selbst neu zu definieren. Er half den Elefanten, Wasserstellen zu finden, die während der Trockenzeit versiegten, er gab den Gazellen Orientierung und schützte die Jungtiere vor Raubtieren.


Eines Abends, als die Sonne unterging und der Himmel in ein leuchtendes Orange und Lila tauchte, setzte sich Leo auf einem Hügel und betrachtete die Savanne.


Er fühlte sich jetzt stärker, als er es je zuvor getan hatte. Der Verlust seiner Mähne hatte ihm gezeigt, dass wahre Stärke nicht im Aussehen lag. Es war der Mut, der uns antreibt, die Weisheit, die uns leitet, und das Mitgefühl, das uns zu wahren Führern macht.

Leo nickte zufrieden.


„Ich bin immer noch der König der Savanne, auch ohne meine Mähne. Wahre Stärke kommt von innen.“


Und so kehrte Leo als der weiseste und gerechteste König der Savanne zurück. Ohne seine prachtvolle Mähne, aber mit einem Herzen voller Mut und Weisheit, führte er weiterhin die Tiere der Savanne mit Stolz und Hingabe.

Schlummerpiraten Newsletter

Herzlich Willkommen und Danke!

Keine Sorge, ich bombardieren dich nicht mit E-Mails! Der Newsletter kommt nur einmal pro Woche und enthält eine liebevolle Zusammenfassung der neuesten Gute-Nacht-Geschichten.
Bei der Anmeldung erhältst du 100 Ausmalseiten und die erste Geschichte des Buches "Ich bin wertvoll", als kleines Dankeschön.

Alle Anfragen an: schlummerpiraten@gmail.com

© 2025 by Michael

bottom of page