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Der Bär sucht seinen Schatten

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 24. Apr.
  • 5 Min. Lesezeit

Bruno der Bär sucht sein Schatten

Es war einmal ein kleiner Bär namens Bruno, der in einem weitläufigen und geheimnisvollen Wald lebte. Der Wald war ein Ort voller Wunder, mit hohen, alten Bäumen, deren Äste sich zu einem grünen Dach verflochten.


Überall wuchsen bunte Blumen, und die Vögel sangen Lieder, die den Tag erhellten. In diesem Wald fühlte sich Bruno immer geborgen, denn er kannte jeden Baum, jeden Busch und jeden Bach. Doch eines Morgens, als er die Sonne aufgehen sah, bemerkte er etwas Merkwürdiges.


Bruno stand gerade auf und streckte sich, als er etwas bemerkte, das ihn sehr verwirrte. Er blickte auf den Boden, doch sein Schatten war verschwunden! Er blinzelte, dann schaute er zur Seite, aber kein Schatten war zu sehen.


Bruno war ein neugieriger Bär, und so konnte er es nicht einfach ignorieren. „Wo ist mein Schatten?“, murmelte er und drehte sich im Kreis, aber der Schatten blieb verschwunden.


Zuerst dachte er, er habe sich vielleicht nur getäuscht. Vielleicht war der Schatten irgendwo weit weg oder hatte sich hinter einem Baum versteckt. Doch als er weiterlief und auch nach oben in den Himmel schaute, stellte er fest, dass die Sonne hoch und hell stand, und trotzdem – kein Schatten. „Das ist seltsam!“, dachte er und beschloss, den Wald abzusuchen, um herauszufinden, was mit ihm passiert war.


Bruno begann seinen ersten Halt beim klaren Bach, der durch den Wald plätscherte. Vielleicht hatte sein Schatten sich im Wasser verirrt. Der Bach glitzerte in der Sonne, und die Fische schwammen fröhlich hin und her. Bruno beugte sich über das Wasser, aber statt seines Schattens sah er nur die glitzernden Wellen und das schimmernde Wasser.


„Kein Schatten hier… Vielleicht hat er sich im Wald versteckt?“, dachte Bruno und setzte seinen Weg fort.


Er stapfte durch das dichte Unterholz, vorbei an großen, alten Bäumen, deren Stämme von Moos bedeckt waren. In den Wipfeln der Bäume hörte er das Flattern von Vögeln und das Rascheln von Eichhörnchen. Doch der Schatten blieb fort. Da hörte er plötzlich eine leise, weise Stimme. Es war die Eule, die auf einem hohen Ast saß und Bruno aufmerksam beobachtete.


„Bruno, was machst du denn hier unten?“, fragte die Eule mit einem freundlichen Lächeln.


„Eule, hast du meinen Schatten gesehen?“, fragte Bruno besorgt.


Die Eule schüttelte ihren Kopf und zog eine Augenbraue hoch. „Dein Schatten? Hmm, ich glaube, er ist nicht weit von dir entfernt. Aber vielleicht ist er gerade dabei, ein kleines Abenteuer zu erleben.“


„Ein Abenteuer? Was meinst du?“, fragte Bruno neugierig.


Die Eule nickte weise. „Nun, dein Schatten ist ein schelmischer Gefährte. Er folgt dir immer, aber manchmal mag er es, sich zu verstecken, besonders wenn er das Gefühl hat, dass du ihn nicht wirklich brauchst. Er kann sich unsichtbar machen, und dann ist es deine Aufgabe, ihn wieder zu finden.“


„Oh…“, murmelte Bruno. „Das klingt ja spannend! Aber wo soll ich jetzt suchen?“

„Vielleicht solltest du den alten Fuchs fragen“, schlug die Eule vor. „Er weiß viel über Dinge, die verschwinden. Er hat ein großes Wissen über alle Geheimnisse des Waldes.“


Bruno nickte dankbar und machte sich auf den Weg, um den Fuchs zu finden. Der alte Fuchs war bekannt für seine Weisheit, und Bruno hoffte, dass er ihm weiterhelfen konnte. Nach einer Weile fand er den Fuchs, der in der Sonne auf einem weichen Moosbett schlummerte.


„Fuchs, Fuchs!“, rief Bruno aufgeregt. „Hast du meinen Schatten gesehen?“

Der Fuchs blinzelte langsam und öffnete ein Auge. „Dein Schatten? Hmm, er ist kein gewöhnlicher Begleiter, mein junger Freund. Dein Schatten ist ein scheuer Geselle. Er folgt dir immer, aber er mag es nicht, gesehen zu werden, wenn er sich nicht sicher fühlt.“


„Aber warum ist er verschwunden?“, fragte Bruno verwirrt.


Der Fuchs setzte sich auf und streckte sich genüsslich. „Weißt du, Bruno, dein Schatten lebt mit dir im Einklang. Wenn du fröhlich und selbstsicher bist, ist er immer bei dir. Aber wenn du traurig oder nachdenklich bist, dann zieht er sich zurück. Er hat keine Angst vor der Dunkelheit, sondern vor dem Gedanken, nicht gebraucht zu werden.“


Bruno kratzte sich am Kopf. „Also, mein Schatten versteckt sich, wenn ich ihn nicht brauche?“


Der Fuchs nickte. „Ja, genau. Aber du kannst ihm helfen, sich nicht so einsam zu fühlen. Wenn du in der Sonne tanzt und lachst, wird er sich dir wieder anschließen.“


Bruno überlegte einen Moment, dann schien ein Licht aufzugehen. „Ich verstehe! Also muss ich ihn einfach einladen, wieder bei mir zu sein, oder?“


„Ganz genau. Du musst ihm zeigen, dass du ihn brauchst und dass er ein wichtiger Teil deines Lebens ist.“ Der Fuchs lächelte weise. „Aber sei vorsichtig, Bruno. Manchmal mag der Schatten es nicht, wenn er zu sehr gesucht wird. Er kommt von alleine, wenn die Zeit reif ist.“


Bruno bedankte sich bei dem Fuchs und ging weiter, mit einem neuen Plan im Kopf. „Ich werde ihm zeigen, wie wichtig er mir ist!“, dachte er entschlossen.


Während die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwand und der Himmel in ein sanftes Orange und Rosa getaucht wurde, setzte Bruno sich auf einen Hügel und schaute in die Ferne.


„Ich werde einfach warten“, sagte er sich. „Ich werde fröhlich sein und einfach warten, bis er wiederkommt.“


Er schloss die Augen und atmete tief ein. Die frische Waldluft füllte seine Lungen, und er begann, leise vor sich hin zu summen. Er dachte an all die schönen Abenteuer, die er mit seinem Schatten erlebt hatte, und daran, wie wichtig dieser Schatten für ihn war.


„Wenn ich in der Sonne bin, fühle ich mich stark, fröhlich und sicher. Ich werde meinen Schatten nie mehr als etwas Selbstverständliches ansehen.“


Plötzlich spürte er etwas Weiches an seiner Seite. Er drehte sich um und sah, wie sich sein Schatten langsam an ihn schlich. „Da bist du ja wieder!“, rief er fröhlich.


Der Schatten war wieder da, und Bruno wusste, dass er nie wirklich verloren war. Er hatte nur gewartet, bis Bruno ihn mit offenen Armen empfing. Bruno stand auf und tanzte im warmen Schein der untergehenden Sonne, während der Schatten fröhlich mit ihm mittanzte.


„Du bist mein bester Freund“, sagte Bruno und lachte laut. „Du bist immer bei mir, auch wenn ich dich nicht sehe.“


Als die Nacht schließlich heranbrach und der Himmel von Sternen erleuchtet wurde, machte sich Bruno auf den Weg zurück zu seiner Höhle. „Gute Nacht, mein lieber Schatten. Ich freue mich schon darauf, morgen mit dir zu spielen.“


Bruno kuschelte sich in sein weiches Bett, das von weichem Moos und warmem Fell bedeckt war, und schloss die Augen. „Schlaf gut, Schatten“, flüsterte er noch. „Wir sehen uns morgen.“


Und so schlief der kleine Bär Bruno ein, zufrieden und glücklich, und wusste, dass sein Schatten immer ein treuer Begleiter bleiben würde, egal ob er ihn gerade sehen konnte oder nicht.

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