Cowboy Billy bekommt sein erstes Pferd - Gute-Nacht-Geschichte
- Michael Mücke
- 16. Juni
- 4 Min. Lesezeit

Es war einmal ein kleiner Junge namens Billy, der am Rande der staubigen Westernstadt Kakteenhausen lebte – einem Ort, wo selbst die Hühner Cowboystiefel trugen und die Hunde manchmal Hüte aufhatten.
Billy war sechs Jahre alt und hatte ein Herz, das genauso groß war wie sein Cowboyhut und der war wirklich riesig. So riesig, dass er ihm ständig über die Augen rutschte, wenn er rannte oder sich bückte.
Trotzdem zog er ihn jeden Tag mit stolzgeschwellter Brust auf und rief: „Ich bin Cowboy Billy – der wildeste Reiter im ganzen Wilden Westen!“
Billy hatte keine echten Pferde – noch nicht. Stattdessen galoppierte er auf einem Besenstiel durch den Garten, der den stolzen Namen „Raketendonner“ trug. Seine Eltern nannten es sein „Stalltraining“. „Wenn du mit einem Besen so gut reiten kannst,“, sagte sein Papa lachend, „dann wird ein echtes Pferd ein Klacks für dich!“
Billy übte jeden Tag. Er übte das Lasso-Werfen mit einem alten Springseil und traf damit regelmäßig die Mülltonne, den Gartenzwerg oder aus Versehen den Briefkasten.
Seine Mutter, die beste Pfannkuchenbäckerin weit und breit, rief dann: „Billy, nicht schon wieder der Postkasten! Ich will keine Briefe mit Loch!“
Doch Billy träumte weiter. Jeden Abend, wenn die Sonne wie ein goldener Pfannkuchen hinter den Bergen verschwand, setzte er sich ans Fenster, sah in die Sterne und flüsterte: „Irgendwann werde ich ein Pferd haben. Und dann reiten wir dem Sonnenuntergang entgegen.“
Eines Morgens, als die Sonne gerade aufging und die Hühner gähnend aus dem Stall kamen, klopfte es an der Tür. Es war der alte Briefträger Max, der immer Pfefferminzbonbons in der Tasche hatte und Briefe wie Schatzkarten behandelte.
„Post für den mutigsten Reiter ohne Pferd!“, rief er feierlich. Billy nahm den Umschlag mit zitternden Händen.
Es war eine Einladung zum großen Pferdefest in Galoppfurt, dem Nachbardorf. Dort gab es Spiele, Musik, Stände mit gebrannten Mandeln – und eine Verlosung, bei der man ein echtes Pony gewinnen konnte. Billys Augen leuchteten wie zwei goldene Sheriffsterne.
„Mama! Papa! Das ist meine Chance!“, rief er, während er durch die Küche tanzte und fast in den Honigtopf fiel.
Seine Mutter bereitete ihm ein Reisebrot vor, ein riesiges Butterbrot mit Erdnussbutter, Banane und Honig.
„Für große Cowboys mit großen Träumen,“, sagte sie und wickelte es in kariertes Tuch. Sein Vater packte sein bestes Hemd ein, das mit den silbernen Knöpfen, und polierte seine Stiefel so lange, bis sie funkelten.
Am nächsten Morgen war das ganze Dorf Kakteenhausen am Straßenrand versammelt, um Billy zu verabschieden. Die Nachbarn riefen:
„Viel Glück, Billy!“
„Bring uns ein Pony mit!“
„Vergiss nicht, auch Spaß zu haben!“
Sie fuhren mit dem alten Holzwagen nach Galoppfurt. Der Wagen ratterte über holprige Wege, und bei jeder Kurve hüpfte Billy ein Stück in die Luft.
Er konnte vor Aufregung kaum still sitzen.„Was, wenn ich gewinne? Was, wenn das Pony mich nicht mag?“, fragte er.Sein Papa zwinkerte ihm zu: „Wenn ein Pony jemanden mögen kann, dann dich.“
In Galoppfurt war alles festlich geschmückt. Bunte Wimpel flatterten im Wind, Kinder rannten mit Holzgewehren herum, und es roch nach Popcorn, frisch gebackenen Waffeln und Pferdemist. Billys Augen wurden immer größer. Überall standen Ponys, Esel und sogar ein Kamel, das ein Sombrero trug. „Ich glaube, das ist der verrückteste Ort der Welt,“, flüsterte Billy ehrfürchtig.
Er machte bei jedem Spiel mit. Beim Hufeisenwerfen warf er zwar einmal aus Versehen das Hufeisen rückwärts, aber es traf genau einen Gong, was zu Beifall führte.
Beim Lasso-Werfen zielte er eigentlich auf eine Flasche, traf aber den Hut des Bürgermeisters. Der Bürgermeister setzte ihn schief wieder auf, lachte und sagte: „Na wenn das kein Talent ist!“
Doch das große Finale war die Verlosung. Alle Kinder versammelten sich vor der Bühne. Ein Mann mit glänzendem Anzug, riesigem Schnurrbart und glitzernden Cowboystiefeln trat nach vorn.
„Meine Damen, Herren und wilde Westernkinder! Der Gewinner – oder die Gewinnerin – unseres Pony-Preises wird jetzt gezogen!“
Billy hielt den Atem an. Neben ihm standen Kinder mit geflochtenen Zöpfen, Cowboyhemden, sogar ein Mädchen mit einem goldenen Lasso. Der Mann griff in einen großen Zylinder und zog langsam einen Zettel heraus.
„Und das Pony geht an… Billy aus Kakteenhausen!“
Zuerst war es mucksmäuschenstill. Dann explodierte Billy förmlich vor Freude. „Ich hab gewonnen! Ich hab gewonnen! Ich bin Cowboy Billy – MIT PONY!“ Alle klatschten. Der Bürgermeister zwinkerte ihm zu. Seine Eltern liefen nach vorne, um ihn zu umarmen.
Dann wurde ein kleines, wuscheliges Pony zu ihm geführt. Es hatte weißes Fell mit schwarzen Punkten, große, freundliche Augen und eine Mähne, die aussah, als hätte jemand Zuckerwatte draufgelegt.
„Sie heißt Pünktchen,“, sagte der Mann mit dem Schnurrbart. Billy ging langsam auf das Pony zu, streichelte seine weiche Nase und flüsterte: „Hallo, Pünktchen. Ich bin dein Cowboy.“
Auf dem Heimweg durfte Billy sogar ein Stück auf Pünktchen reiten. Er saß ein bisschen schief, aber dafür strahlte er über das ganze Gesicht. Die Sonne ging langsam unter, und Billy sang leise: „Ich hab ein Pony, so schön wie der Tag… mit Punkten im Fell und nem Cowboy, der’s mag…“
Zuhause baute er aus alten Brettern, einem alten Gartenschlauch und seiner Kuscheldecke einen Stall. Es war schief, es war wacklig, aber es war sein Werk.
„Für meine Partnerin Pünktchen – das beste Pony der Welt,“, sagte er feierlich.
In dieser Nacht schlief Billy mit seinem Hut auf dem Kopf ein, das Fenster weit offen. Draußen schnaubte Pünktchen leise in ihrem neuen Zuhause. Die Sterne funkelten über Kakteenhausen.
Und Billy flüsterte: „Danke, Sternenhimmel. Danke, Ponyglück. Ab morgen beginnt mein echtes Cowboyleben.“
Dann schloss er die Augen und träumte von wilden Ritten, Lagerfeuern und langen Galopp-Abenteuern, denn Cowboy Billy hatte endlich sein Pferd. Und das war erst der Anfang.
Ende.
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