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Molli verkleidet sich als Katze - Gute-Nacht-Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 2. Mai
  • 4 Min. Lesezeit

Molli in ihren Katzenkostüm

In einem kleinen Dorf, tief im Herzen eines riesigen, moosgrünen Waldes, lebte eine ganz besondere Maus. Ihr Name war Molli Mumpel. Sie hatte glänzend graues Fell, runde, neugierige Augen und ein freches Grinsen, das sie fast nie verlor, außer wenn jemand den letzten Käsewürfel gegessen hatte.


Molli war klug, ein bisschen wild und voller verrückter Ideen. Sie wohnte in einem gemütlichen kleinen Haus unter einer alten Wurzel, das sie selbst mit bunten Steinchen, einer Wäscheleine aus Zahnseide und einem winzigen Briefkasten geschmückt hatte. In ihrem Regal standen neben Käsebüchern auch eine Sammlung selbstgebauter Erfindungen: eine Käseschneid-Maschine, ein Walnuss-Fallschirm und ein rollender Regenschirm für nasse Tage.


Aber Molli hatte ein Problem. Ein pelziges Problem mit scharfen Krallen.

Fräulein Schnurr.


Fräulein Schnurr war eine große, schwarze Katze mit funkelnden Augen, die jeden Tag durch das Dorf schlich, als wäre sie Königin des Waldes. Sie war schnell, elegant – und leider sehr interessiert an Mäusen. Und obwohl sie noch nie eine Maus gefangen hatte, war allein ihr Miauen furchteinflößend genug, um alle Mäuse in ihren Häusern verschwinden zu lassen.


„MIAU!“, hallte es oft durch den Wald, und Molli rief dann:„Deckung, Leute! Die fauchende Fellrakete ist unterwegs!“


Eines Abends, als sie an einem Stück Honig-Käse knabberte und den Sonnenuntergang betrachtete, hatte Molli plötzlich eine Idee.


„Wenn ich aussehe wie eine Katze… dann hält sie mich für eine von ihnen!“

Sie hüpfte aufgeregt auf und ab, schob sich das letzte Käsestück in den Mund und rannte in ihre Werkstatt.


In ihrer Werkstatt roch es nach Farbe, Moos und Zahnpasta – Molli benutzte Zahnpasta zum Kleben. Sie zog sich eine große Schachtel mit der Aufschrift „Kram, den ich mal gebrauchen könnte“ aus dem Regal und wühlte sich durch alte Strümpfe, Muscheln, Knöpfe, Gummiringe und einen Tannenzapfen mit Glubschaugen.


„Aha! Das wird mein Schwanz!“, rief sie und hielt einen alten schwarzen Pfeifenputzer hoch.


Sie nähte sich aus einem Stück altem Stoff einen Mini-Overall mit Katzenmuster, bastelte zwei spitze Ohren aus Pappe und befestigte sie an einem Stirnband. Sie malte sich mit Asche schwarze Streifen auf den Rücken und übte vor dem Spiegel:


„Miauuuu… MIAAUU… Mi—“„HATSCHI!“, nieste sie. „Asche in der Nase. Uff.“


Nach zwei Stunden sah sie aus wie eine winzige, etwas zerzauste Katze – aber immerhin wie eine. Und so stolz war sie, dass sie sich selbst vor dem Spiegel verbeugte:

„Ich bin Fräulein Miezéline von Mauzhausen!“


Am nächsten Morgen, als der Tau noch auf den Blättern glitzerte, stapfte Molli als Katze verkleidet durch das Dorf. Sie lief ganz aufrecht, schlich mit erhobenem Schwänzchen, und versuchte, bei jeder Bewegung ein elegantes „Miau“ von sich zu geben. Einige Tiere hielten inne und starrten.


Ein Igel fiel vor Schreck rückwärts in ein Gänseblümchen.

Und dann, plötzlich, stand sie direkt vor Fräulein Schnurr.


Die große schwarze Katze trat aus dem Schatten eines Holzzauns und blinzelte langsam. Sie beugte sich vor. Ihre Schnurrhaare zuckten.


„Du siehst aus wie... keine Katze, die ich kenne.“

„Ich bin Fräulein Miezéline“, miaute Molli mit zittriger Stimme, „von der Hochkatzenfamilie aus dem fernen Burgmauz. Ich bin auf königlicher Reise.“


Fräulein Schnurr hob skeptisch eine Augenbraue.

„Hmmm. Und warum trägst du Zahnpasta im Fell?“

„Mode. Ganz groß in Burgmauz.“


Die Katze schnurrte. „Dann zeig mal, wie du auf einen Baum springst. Jede Katze kann das.“


Molli schluckte. Baum? Springen?


Sie sah sich um, entdeckte einen alten Baumstumpf, nahm Anlauf – und landete mit einem Plumps! mitten in einer Pfütze.


Fräulein Schnurr trat näher. Molli hielt den Atem an.

Doch dann… begann Fräulein Schnurr zu lachen.


„Du bist keine Katze.“


Molli zitterte.„Ich… nein. Ich bin Molli. Eine Maus. Aber ich will, dass wir aufhören, uns zu jagen. Ich will, dass wir Freunde sein können.“


Fräulein Schnurr sah überrascht aus.

„Freunde? Eine Katze und eine Maus?“


„Warum nicht? Du könntest so viel mehr machen, als Mäusen Angst einzujagen. Du könntest… Geschichten erzählen, mit uns spielen, Käse-Kekse essen!“

„Aber ich mag Mäuse!“


„Ich auch – vor allem die mit Marmelade!“, grinste Molli frech.


Und so kam es, dass Fräulein Schnurr zum ersten Mal mit einer Maus Tee trank. Sie lachten, spielten „Käsefangen“ und tauschten Geschichten aus ihrer Kindheit aus. Molli erzählte vom Malwettbewerb, den sie gewonnen hatte, und Fräulein Schnurr gestand, dass sie heimlich gerne Gedichte schrieb.


Ein paar Tage später veranstalteten sie ein großes Fest: das erste Mäuse-Katzen-Freundschaftsfest. Es gab Tanz, Musik, Geschichten und einen Käsebrunnen (für die Mäuse) und einen Lachs-Springbrunnen (für Fräulein Schnurr). Alle Tiere kamen, sogar die Eule, die sonst nie mit jemandem redete.


Am Ende des Abends stand Molli auf einem kleinen Tisch und sagte:

„Ich bin nur eine kleine Maus. Aber ich habe gelernt: Manchmal muss man einfach jemand anderes spielen, um zu zeigen, wer man wirklich ist.“


Und Fräulein Schnurr rief:„Und manchmal braucht man eine freche, mutige Maus, um ein Herz zu öffnen!“


Seitdem waren Katzen und Mäuse in diesem Dorf Freunde. Es gab keine Jagd mehr, keine Angst – dafür aber viele Spiele, Feste und Geschichten.


Und Molli? Die wurde zur berühmtesten Maus im ganzen Wald. Manche nannten sie Molli Mumpel, die Verkleidungskünstlerin, andere Molli die Friedensstifterin, aber ihre Freunde nannten sie einfach: „Unsere Molli.“


Und wenn du eines Tages im Wald eine Maus mit Pappohren und einem pinken Rucksack siehst, die laut „MIAU!“ ruft – dann weißt du, dass sie wieder ein neues Abenteuer plant.


Gute Nacht, kleine Abenteurerin oder kleiner Abenteurer. Träum davon, wer du heute sein willst – und vielleicht wirst du morgen jemand ganz Neues!

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