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Milo Mutig und die Monster-Mission - Gute-Nacht-Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 25. Juni
  • 4 Min. Lesezeit
Milo steht im Kanal vor dem Monster

Milo war acht Jahre alt, mochte Lakritzschnecken, Taschenlampen und alles, was leise klickte oder piepte. Er war der Typ Junge, der sich in Baumhäusern Notrufzentralen einrichtete, Geheimkarten malte und sich immer wieder fragte, warum Erwachsene Monster nicht ernst nahmen.


Denn Milo wusste es genau: Monster gibt es wirklich.


Nicht die, die brüllen und durch Städte trampeln – sondern die echten. Die, die sich verstecken. In verlassenen Kellern, in der Kanalisation, auf stillgelegten Bahnsteigen oder in alten Fabriken. Und manche brauchen Hilfe.


Seit fast einem Jahr arbeitete Milo für die GEHEIME MONSTERAGENTUR FÜR UNERKANNTE FÄLLE (G.M.U.F.U.F.) – eine streng geheime Organisation, die von Kindern geführt wurde, weil Kinder noch sehen konnten, was Erwachsene längst verlernt hatten: das Unsichtbare.


Eines Dienstagnachmittags, kurz nach dem Mittagessen, saß Milo in der Bibliothek und blätterte in einem Buch über Tunnelbauten, als sein Einsatzgerät vibrierte. Es sah aus wie ein alter Taschenrechner, den er auf dem Flohmarkt gefunden hatte – aber wenn man den richtigen Knopf drückte und das Codewort „Wackelgulasch“ sagte, wurde es zur Einsatzkonsole.


Der Bildschirm leuchtete rot.„Alarmstufe 3 – Monsteraktivität im Stadtgebiet. Letzter bekannter Ort: Kanaldeckel am Schulhof West. Typ: Unbekannt. Agent Milo – sofortiger Einsatz erforderlich.“


Milo schob das Buch zurück ins Regal, warf seinen Rucksack über die Schulter und murmelte: „Ich liebe es, wenn’s nach Abenteuer riecht.“


Sein Rucksack war gepackt wie immer: Gummihandschuhe, Taschenlampe, Notizblock, Keks-Köder (Monsternuss-Schoko-Duft), ein Teleskopstab, ein faltbarer Spiegel, ein Reparaturpflaster für Risse in Monsterhaut und ein Wasserkanister.


Am Schulhof angekommen, war niemand mehr da. Der Wind blies staubige Blätter über den Asphalt, und der Himmel war milchig grau. Milo kniete sich an den Kanaldeckel. Er war leicht warm und vibrierte ganz sanft – wie das Schnurren einer riesigen, unterirdischen Katze.


„Definitiv Monsteraktivität,“ flüsterte Milo. Er klopfte dreimal mit der Faust, wartete. Nichts. Dann hob er den Deckel mit seinem Hakenheber, den er selbst aus einem alten Kleiderbügel gebogen hatte. Dampf stieg auf. Und dann – ein Grummeln. Es klang nicht bedrohlich. Eher… unglücklich?


„Hallo? Ist da jemand unten?“ rief Milo. Es antwortete ein kehliges „Hrrrawhh…“, gefolgt von einem leisen, traurigen Schmatzen.


Sofort kletterte Milo in den Kanal. Der Einstieg war rutschig, aber er kannte das System – er hatte es bei einem früheren Einsatz kartiert. Unten war es dunkel und feucht, aber seine Taschenlampe war stark. An den Wänden standen alte Zahlen, die er entziffern konnte. Er wusste: Das Monster musste im B-Tunnel sein.


Er ging vorsichtig voran, seine Schritte hallten leise. Plötzlich stand er vor einem riesigen Wesen – es war ungefähr drei Meter lang, schleimgrün und hatte vier riesige Augen, die wie Glasmurmeln glühten. Es hatte Tentakel, die wie nasse Schläuche über den Boden schlabberten. Auf seinem Bauch klebte ein Schild aus Pappe: „ICH BIN BRUBS. BITTE NICHT SCHRECKEN. ICH SUCHE MEINEN BRUDER.“


Milo trat näher. „Ich bin Milo. Ich bin hier, um zu helfen. Wer ist dein Bruder?“


Brubs gurgelte tief. Dann hob er eine Pfote – oder war es ein Tentakelhuf? – und zeigte auf einen Seitentunnel. Ein kleines, leises Jaulen kam aus der Dunkelheit.


„Glups ist da drin. Er kam mit mir zum Erdoberflächenrand. Dann fiel ein Haufen Menschensachen auf ihn. Er kommt nicht mehr raus.“


Milo schob sich in den Seitentunnel. Der Geruch war beißend – altes Plastik, Bananenschalen, Farbe, verrostetes Eisen. Überall lag Müll. In einer Ecke zitterte etwas Kleines. Ein Monster, kaum so groß wie ein Mülleimer, mit einem einzigen Auge und vielen kleinen Saugnäpfen auf dem Rücken.


„Hey, du bist bestimmt Glups.“ Das kleine Wesen blinzelte.


„Nicht beißen… ich bin nett…“


„Ich auch,“ sagte Milo ruhig. „Ich hol dich hier raus.“


Er begann, den Müll vorsichtig wegzuschieben. Es war schwer, und zweimal schnitt er sich fast an einem alten Blechdeckel. Doch er arbeitete weiter, schob, zog, räumte – und nach zwanzig Minuten war Glups frei.


Das kleine Monster krabbelte langsam auf Milo zu und schmatzte dankbar. „Du riechst nach Keks,“ murmelte es. Milo grinste. „Das ist Absicht.“


Zurück bei Brubs angekommen, umarmten sich die beiden Monster so innig, dass Milo kurz das Gleichgewicht verlor. Brubs sagte: „Du hast meinen Bruder gerettet. Die meisten hätten geschrien oder uns gejagt.“


Milo nickte. „Viele wissen nicht, was ihr wirklich seid. Ich schon. Ihr braucht Schutz, keinen Kampf.“


Brubs schnüffelte. „Wenn du jemals etwas brauchst, ruf einfach: Glubber Glubbs. Drei Mal laut. Wir hören’s überall.“


Dann verschwanden die Brüder in der Tiefe der Kanäle. Milo sah ihnen nach. Der Kanaldeckel klappte zu. Alles war wieder still.


Am Abend schrieb er in sein Agentenbuch:„Fall #37 abgeschlossen. Brubs und Glups gerettet. Keine Bedrohung. Vertrauen gewonnen. Kein Einsatz von Beruhigungsstift nötig. Stadt sicher. Mission erfolgreich.“


Seine Mutter rief ihn zum Abendbrot. Nudeln mit Tomatensauce. Niemand ahnte, was Milo an diesem Tag erlebt hatte.


Und bevor er ins Bett ging, ging er noch einmal ans Fenster, blickte in die Nacht und flüsterte leise:„Glubber Glubbs. Glubber Glubbs. Glubber Glubbs.“

Nur zur Sicherheit.


Denn Milo Mutig war immer bereit. Immer.


Ende.


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