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Luluparika, die fliegende Wolkenstadt der Sternenwächter - eine schöne Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 26. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit
Nalia steht in der Wolkenstadt Luluparika

Luluparika war eine schwebende Wolkenstadt, die jede Nacht mit einer sanften Leichtigkeit über dem Himmel ruhte und dabei ein ruhiges Summen erzeugte, das tief in die Träume aller Bewohner glitt. Die Straßen bestanden aus feinem Nebeldunst, der wie ein weiches Kissen unter den Füßen lag.


Die Häuser erhoben sich wie ruhige Türme aus milchigem Licht und wirkten, als könnten sie jede Geschichte der Sterne in ihren Mauern bewahren. Zwischen ihnen glitten kleine Lichtkugeln, die die Plätze beleuchteten und ihren eigenen stillen Rhythmus zu besitzen schienen.


In dieser besonderen Stadt lebten die Sternenwächter, die jede Nacht dafür sorgten, dass die Sterne im richtigen Moment geboren wurden, um ihre Plätze am Himmel einzunehmen. Sie pflegten die Sternensamen, die in schimmernden Schalen lagen und aus zartem Licht bestanden.


Jeder Sternensamen benötigte eine genaue Beobachtung, damit er im richtigen Moment aufsteigen konnte. Die Sternenwächter schrieben jede Veränderung in große Bücher aus Nebelschrift, die sich schlossen, sobald die Seite genug Worte gesammelt hatte.


Unter ihnen lebte Nalia, die jüngste Sternenwächterin der gesamten Stadt. Nalia war gutmütig und wissbegierig, doch ihre Schritte waren oft schneller als ihre Gedanken. Dadurch stolperte sie regelmäßig über Wolkenterrassen, die sich sofort zusammenzogen, um sie abzufangen.


Manchmal stieß sie aus Versehen eine Lichtkugel an, die dann über die Plätze rollte und sich lachend hinter einem Haus versteckte. Trotzdem mochte jeder Bewohner Nalia, denn sie zeigte eine zauberhafte Ruhe, wenn sie mit den Sternensamen sprach.


An einem Abend erhielt Nalia ihre bisher wichtigste Aufgabe. Sie sollte die Sternensamen für den seltenen Nachtaufstieg vorbereiten, der nur stattfindet, wenn die Sternenbahnen in vollkommenem Gleichklang stehen. Nalia setzte sich an einen breiten Wolkentisch, der wie ein schimmernder See unter ihr wogte, und legte alle Schalen sorgfältig vor sich ab.


Sie murmelte "Dieses Mal werde ich alles richtig machen und keinen einzigen Samen verlieren". Tiri, der kleine Lichtfuchs, beobachtete sie aufmerksam und legte sich mit aufgestellten Ohren neben sie.


Die erste Schale hielt besonders helle Sternensamen, die wie winzige Kugeln aus fließendem Silber wirkten. Nalia nahm einen davon zwischen ihre Finger, doch der Samen glitt sofort aus ihrer Hand und sprang wie ein lustiger Funken durch die Luft.


Nalia sprang erschrocken auf und rief "Bleib hier kleiner Leuchter und mach mir keine Sorgen", während sie über den Tisch stapfte und beinahe in eine weiche Nebelmulde fiel.


Tiri hüpfte schnell hinterher, schnappte den Samen jedoch nicht, sondern tänzelte neben ihm her, damit er nicht davonflog. Schließlich sank der Samen wieder in Nalias Hand zurück, als wolle er sich entschuldigen.


Nachdem sie sich beruhigt hatte, nahm Nalia ihre Arbeit wieder auf. Sie ordnete die Sternensamen nach Stärke, Farbe und Lichtpuls, wobei jeder Samen ein sanftes Geräusch von sich gab, wenn er an die richtige Stelle gelegt wurde.


Währenddessen erzählte Nalia ihnen Geschichten über Luluparika, damit sie sich sicher und wohl fühlten. Die Samen bewegten sich leicht, als würden sie ihren Worten lauschen. Die Wolken ringsum schimmerten sanft, denn sie mochten es, wenn Nalia sprach.


Als sie bei der letzten Schale angekommen war, spürte sie ein leichtes Zittern im Boden. Eine ungewöhnlich helle Sternenschale begann wild zu flimmern und vibrierte wie ein aufgeregtes Lichtwesen.


Nalia sagte überrascht "Bitte beruhige dich kleine Schale, ich bin doch direkt bei dir", doch die Schale kippte zur Seite und schickte mehrere Sternensamen über den Platz. Die Samen rollten wie neugierige Lichtperlen davon und verschwanden zwischen den schwebenden Terrassen.


Nalia lief hinterher, während sich ihre Schritte in einen wirbelnden Tanz verwandelten. Tiri rannte mutig voraus und trieb die kleinen Samen zurück zu Nalia, die zwar stolperte, aber nicht aufgab.


Nachdem sie alle Sternensamen eingefangen hatte, erschienen zwei ältere Wächter mit leuchtenden Laternen. Einer von ihnen sagte freundlich "Du hast trotz deiner Schwierigkeiten sehr einfühlsam reagiert und die Sterne danken dir für deine Geduld".


Nalia spürte eine tiefe Erleichterung, denn sie hatte trotz des Chaos alles wieder in Ordnung gebracht. Die Wächter erzählten ihr, dass manche Sternensamen unruhig werden, wenn der große Nachtaufstieg näher rückt, da sie die Veränderungen im Himmel spüren.


Später am Abend versammelten sich alle Sternenwächter auf einer breiten Terrasse, die sich wie eine sanfte Schale in die Nacht öffnete. Die Stadt summte ruhig, und ein weicher Wind strich über die Türme. Nalia trat mit den vorbereiteten Schalen in die Mitte und sagte ruhig "Ihr könnt nun aufsteigen und euren Weg an den Himmel finden".


Die Sternensamen erhoben sich langsam, drehten sich in harmonischen Figuren und stiegen wie leuchtende Funken in die Höhe. Der Himmel wurde hell, und die Sterne formten prächtige Muster, die die Nacht ruhig und wunderschön erscheinen ließen.


Als die Arbeit beendet war, setzte sich Nalia erschöpft auf eine weiche Wolke. Tiri legte seinen Kopf auf ihre Knie und schloss zufrieden die Augen. Die Stadt glitt sanft weiter durch die Nacht, und die Sterne strahlten in vollkommener Ordnung.


Nalia sah ihnen nach und flüsterte "Vielleicht werde ich eines Tages weniger tollpatschig sein, doch heute habe ich der Nacht etwas Schönes geschenkt". Dann schloss sie müde die Augen und ließ sich von der Stille der Wolkenstadt tragen, während Luluparika weiter leise über den Himmel schwebte.

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