Die Zahnfee, die zu spät kam - eine lustige Gute-Nacht-Geschichte
- Michael Mücke

- 1. Dez.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Dez.

Es war einmal eine Zahnfee namens Zita, die in einem winzigen Häuschen aus Zuckerwatte hoch oben in den Wolken lebte. Ihre Flügel waren schimmernd und silbrig, und sie hatte immer ein fröhliches Lächeln im Gesicht.
Zita hatte einen ganz besonderen Job: Sie sammelte die Zähne der Kinder, die während der Nacht ihre Milchzähne verloren und sie unter das Kopfkissen legten. Im Gegenzug legte sie einen kleinen Taler unter das Kissen eine schöne Belohnung für den Zahn.
Zita liebte ihren Job wirklich sehr, aber sie hatte ein kleines Problem: Sie war von Süßigkeiten so sehr abgelenkt, dass sie manchmal viel länger brauchte, als sie eigentlich sollte.
Immer wieder, wenn sie durch die Nacht flog und ein Kinderzimmer betrat, konnte sie den süßen Duft von Bonbons, Schokolade oder Karamell riechen und wurde sofort neugierig.
Eines Nachts flog Zita in ein hübsches Zimmer mit einer blauen Tapete, auf der kleine Sterne leuchteten. In einem Bett lag der siebenjährige Jonas, der mit seinem Teddybären fest schlief. Unter seinem Kopfkissen lag ein kleiner Milchzahn, der glänzte, als er im Mondlicht schimmerte. „Oh, wie schön!“ dachte Zita und flog direkt zu dem Zahn.
Doch gerade als sie ihren Zauberstab schwingen wollte, um den Zahn zu nehmen, entdeckte sie eine halbleere Tüte Gummibärchen auf dem Schreibtisch.
„Oh nein! Wie lecker!“, rief Zita und flog sofort hinüber, um ein paar Gummibärchen zu naschen.
„Ich muss nur schnell probieren!“ Doch als sie das erste Gummibärchen in den Mund nahm, roch sie plötzlich eine süße Vanillenote. Auf dem Nachttisch stand ein kleines Schälchen mit Vanillekipferl. „Hm, die riechen ja himmlisch!“ dachte Zita und griff nach einem. Sie knabberte an einem, dann an einem weiteren, und schon war die Zeit vergangen.
„Oh nein! Der Zahn!“, dachte Zita plötzlich, als sie auf die Uhr schaute. Der Mond stand fast am höchsten Punkt des Himmels. Schnell flog sie zu Jonas zurück, doch der Zahn war nicht mehr an seinem Platz.
Jonas hatte sich im Schlaf umgedreht, und der Zahn war auf den Boden gefallen. Zita atmete erleichtert auf, hob den Zahn auf und legte einen glänzenden Taler unter das Kissen.
In der nächsten Nacht war Zita schon viel vorsichtiger. „Ich werde heute keine Süßigkeiten essen! Ich werde mich nur auf meine Arbeit konzentrieren!“ dachte sie fest entschlossen, als sie durch das Fenster eines anderen Kinderzimmers sah.
Diesmal war es das Zimmer von Sophie, einer achtjährigen Tochter, die bereits ihren vorderen Zahn verloren hatte. „Ich bin bereit! Heute klappt es!“, sagte Zita laut, als sie sich mit einem eleganten Flügelschlag dem Zimmer näherte.
Doch als sie das Zimmer betrat, bemerkte sie, dass der Tisch voller bunter Lutscher war. „Ach, wie schön! Ein Lutscher in allen Farben des Regenbogens!“, rief Zita, und plötzlich war es, als ob sie nicht mehr an sich halten konnte. „Ich werde nur einen kleinen probieren!“
Wenige Minuten später hatte Zita gleich drei Lutscher in ihrem Magen und ein weiteres Bonbon in ihrer Hand. „Oh, das ist wirklich lecker!“, murmelte sie, als sie von einer Karamellschokolade naschte, die sie ebenfalls entdeckte.
Doch bald bemerkte sie, dass sie viel mehr Zeit verbrachte, als sie wollte. Es war fast schon der Morgengrauen, und der Mond begann zu verblassen.
„Oh nein! Ich hab den Zahn vergessen!“, rief sie entsetzt. Sie eilte zum Bett von Sophie und suchte hektisch nach dem Zahn. Aber auch diesmal hatte das Kind sich im Schlaf bewegt, und der Zahn war auf den Boden gefallen.
„Puh, das war knapp!“, sagte Zita, hob den Zahn auf und legte den Taler unter das Kissen. „Vielleicht esse ich morgen weniger Süßigkeiten... vielleicht.“
In der folgenden Nacht war Zita fest entschlossen, keine einzige Süßigkeit mehr zu essen. „Ich konzentriere mich jetzt nur auf die Zähne!“, murmelte sie, als sie in das Zimmer eines kleinen Mädchens namens Mia flog.
Mia hatte gerade einen Zahn verloren, und Zita war sicher, dass sie den Zähnchen einfach schnell einsammeln würde. Aber als Zita an ihrem Bett vorbeiflog, bemerkte sie die köstliche Tüte mit Zitronenkonfekt auf dem Tisch.
„Oh, die riechen so gut!“, dachte Zita und konnte nicht widerstehen. Sie nahm ein Stück und dann noch eins. Ein paar Minuten später hatte sie das ganze Tütchen leer gegessen.
„Oooops... wieder zu spät!“ flüsterte Zita und schaute auf die Uhr. Der Morgen graute schon. Sie flog schnell zu Mias Bett und fand den Zahn schließlich unter dem Kopfkissen oder besser gesagt, auf dem Boden. Wieder einmal hatte das Kind sich gedreht. Zita war so schnell wie nie, schnappte den Zahn und legte einen glänzenden Taler darunter.
Doch an diesem Abend passierte etwas Merkwürdiges. Zita, die inzwischen sehr hungrig war von all den nächtlichen Leckereien, entschloss sich, diesmal wirklich nur nach den Zähnen zu sehen. Sie flog in das Zimmer eines kleinen Jungen namens Max.
Der schlief tief und fest, und unter seinem Kissen lag ein besonders großer Zahn. Zita nahm ihn mit einem breiten Lächeln und dachte sich, dass dies der schnellste Job aller Zeiten war.
Doch als sie den Raum verlassen wollte, fiel ihr Blick auf eine riesige Tüte Kekse, die auf dem Boden lag. „Oh, wie verführerisch!“, dachte Zita.
Sie konnte nicht widerstehen, griff nach einem Keks und biss hinein. Doch dann erinnerte sie sich an etwas: „Vielleicht sollte ich mal versuchen, es schneller zu machen!“
Also legte Zita den Keks schnell wieder zurück und flog ohne ein weiteres Leckerli zum nächsten Zimmer. Diesmal war sie wirklich stolz auf sich und am Ende des Abends hatte sie alle Zähne gesammelt und für jedes Kind einen glänzenden Taler hinterlassen.
Und so flog Zita, die Zahnfee, weiterhin durch die Nächte. Obwohl sie immer mal wieder von Süßigkeiten abgelenkt wurde, konnte sie nie vergessen, was wirklich wichtig war: die Zähne der Kinder zu sammeln und ihnen eine kleine Freude zu bereiten.
Und so, auch wenn es manchmal etwas später war, fanden die Kinder jeden Morgen ihren Taler und träumten von der lustigen, fliegenden Zahnfee, die einfach nicht genug von den Süßigkeiten bekommen konnte.
Und jedes Mal, wenn Zita sich etwas verspätete, sagte sie sich: „Es ist nicht schlimm, wenn es ein bisschen länger dauert. Hauptsache, die Kinder sind glücklich!“
Und genau das war Zita, der Zahnfee, am wichtigsten.




