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Die Nacht, in der das Zimmer lebte - eine verrückte Kindergeschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 8. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit
Mia sitzt in ihrem lebendigem Zimmer und staunt

Mia lag unter ihrer Decke, die sie immer ein wenig zu fest um sich wickelte, als ob sie sich damit vor den Schatten des Zimmers schützen wollte. Die Dunkelheit um sie war ruhig, aber etwas fühlte sich anders an. Etwas Ungewöhnliches lag in der Luft, als ob das Zimmer eine eigene, geheime Sprache hätte und nun darauf wartete, dass jemand diese verstand.


Ganz in der Ecke des Zimmers, nahe der Fensterbank, knarrte plötzlich der alte Schrank. „Bist du bereit für ein Abenteuer?“, fragte der Schrank mit einer Stimme, die sich anhörte, als ob er aus vielen, vielen alten Geschichten hervorging.


Mia setzte sich auf und blinzelte in die Dunkelheit. Der Mond schien durch das Fenster, sein silbernes Licht fiel auf den Boden und ließ den Raum in geheimnisvollem Glanz erstrahlen.


Doch irgendetwas war anders. Der Schrank bewegte sich wieder, als ob er atmen würde. „Komm, Mia, schau genau hin“, sagte der Schrank, „du wirst es verstehen.“


Mia schwang ihre Beine aus dem Bett, doch als ihre Füße den Boden berührten, hatte sie das Gefühl, dass der Raum unter ihr ein wenig lebendiger war, als sie es gewohnt war. Die Wände schienen sich leise zu beugen, als wollten sie sie einhüllen, und der Boden fühlte sich warm und weich an, fast wie ein weiches Kissen.


„Schau, schau, Mia!“, rief der Teppich, der sich plötzlich zu bewegen begann. „Ich habe einen Plan für heute Nacht!“


Mia starrte ungläubig auf den Teppich, der sich auf seltsame Weise wellte und bewegte, als würde er auf einen unsichtbaren Takt reagieren. „Wirst du mit mir tanzen?“, fragte der Teppich mit einer Stimme, die gleichzeitig verspielt und einladend klang.


Obwohl Mia ein wenig verunsichert war, trat sie vorsichtig darauf. Und sofort begann der Teppich zu fließen, als würde er sich in die Form einer riesigen, sanften Welle verwandeln. „Geh ruhig mit mir“, flüsterte der Teppich, „der Boden ist mein Freund. Wir tragen dich.“


Der Teppich zog sie in einen Tanz, der sie auf seltsame Weise beruhigte, aber auch mit einer Energie erfüllte, die sie nicht erklären konnte. Es war, als ob das Zimmer mit jedem Schritt, den sie machte, ein wenig lebendiger wurde.


„Die Nacht hat ihre eigenen Schritte, ihre eigene Melodie. Bist du bereit, sie zu hören?“, fragte der Teppich, während er sie durch den Raum schwang.


Mia drehte sich im Kreis und spürte, wie sich der Raum um sie veränderte. Der Boden war nun weich wie Moos, und die Wände schienen sich in einem langsamen, rhythmischen Puls zu bewegen. „Kannst du es fühlen?“, fragte der Stuhl, der plötzlich begann, sich zu drehen und dabei leise zu knarren.


Mia hielt inne und blickte zu dem alten Stuhl, der in der Ecke stand. Nie zuvor hatte sie ihn so wahrgenommen, doch heute Nacht war alles anders. Der Stuhl, der immer still und unauffällig gewesen war, hatte sich nun zu einem Wesen verwandelt.


„Setz dich zu mir, Mia“, sagte der Stuhl mit einer Stimme, die gleichzeitig tief und weich klang. „Es gibt Dinge, die du noch nicht weißt.“


Zögernd trat Mia näher. Der Stuhl hatte etwas einladendes an sich, und als sie sich setzte, fühlte sie sich auf einmal viel leichter, als ob der Stuhl sie nicht nur trug, sondern auch verstand.


„Du spürst es, nicht wahr?“, flüsterte der Stuhl, „die Nacht hat uns alle geweckt. Heute Nacht gehört der Raum dir.“

„Was bedeutet das?“, fragte Mia neugierig, während sie sich tiefer in die weiche Polsterung des Stuhls versenkte.


„Der Raum ist lebendig, Mia. Wir sind alle ein Teil davon. Die Möbel, die Wände, der Boden – sie alle haben ihre eigene Geschichte. Und heute Nacht wirst du diese Geschichten hören.“


Die Lampe auf dem Tisch begann plötzlich zu flackern, als würde sie Mia ein Zeichen geben. „Komm näher, Mia!“, rief die Lampe, „es gibt noch viel mehr zu entdecken!“

Mia folgte dem Ruf und trat näher an den Tisch heran.


Die Lampe, die normalerweise nur in einem warmen, gelben Licht erstrahlte, schimmerte jetzt in einem tiefen, goldenen Glanz. „Schau hin!“, rief die Lampe, „siehst du, wie das Licht sich verändert?“


Als sie genauer hinsah, bemerkte Mia, dass sich das Licht der Lampe nicht nur veränderte, sondern auch zu tanzen begann. Es bildeten sich kleine Muster, die sich um die Lampe herum bewegten, fast wie winzige Lichter, die miteinander spielten.


„Es ist das Licht der Nacht“, erklärte die Lampe. „In der Dunkelheit wird alles lebendig, wenn du genau hinschaust.“


Mia war fasziniert. Sie hatte nie zuvor bemerkt, wie viele Geheimnisse ihr Zimmer verbarg. Sie drehte sich um und sah, wie sich die Regale an der Wand zu vergrößern schienen, als ob sie die Räume verschluckten, nur um dann wieder an ihren Platz zurückzukehren.


„Schau dir die Bücher an“, flüsterte der Tisch, „sie flüstern Geschichten, die nur nachts erzählt werden.“


Neugierig trat Mia näher und legte ihre Hand auf das oberste Buch im Regal. Es war ein altes, staubiges Buch, das sie schon viele Male gesehen hatte, aber nie beachtet hatte. Als sie es öffnete, hörte sie plötzlich ein leises Rauschen.


„Lass uns lesen“, sagte das Buch. „Aber sei vorsichtig, nicht alle Geschichten sind so, wie sie scheinen.“


Plötzlich war sie umgeben von einer sanften Melodie, die wie aus den Seiten des Buches strömte. Es war eine Melodie, die sie noch nie zuvor gehört hatte, und sie fühlte sich fast wie eine andere Person, als sie den Raum erneut betrachtete.


Der Teppich, der Stuhl, der Tisch, die Lampe – sie alle begannen, in einem geheimen Rhythmus zu leben. „Die Nacht gehört uns allen“, sagte der Stuhl, „und du, Mia, bist das letzte Puzzleteil.“


Mia schloss das Buch und ließ es zurück auf den Tisch sinken. Sie hatte das Gefühl, dass sie nun mehr verstand. Das Zimmer war nicht nur ein Raum, der in der Dunkelheit schlief. Es hatte eine Seele, eine Magie, die nur nachts erwachte. Und sie war jetzt ein Teil davon.


Mit einem tiefen Atemzug ließ Mia sich wieder auf ihr Bett fallen. Doch diesmal war es anders. Sie fühlte sich nicht mehr allein. Das Zimmer um sie herum war ein Freund geworden, der sie in seinen sanften Armen hielt, während sie langsam in den Schlaf driftete.


„Schlaf gut, Mia“, flüsterte der Raum, „wir sind immer da, wenn du uns brauchst.“

Und in dieser Nacht, als die ersten Träume sich in ihren Geist schlichen, wusste Mia, dass sie nie wieder nur in einem leeren Raum schlafen würde. Ihr Zimmer hatte sie erwählt, und sie würde immer ein Teil seiner magischen Welt sein.

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