top of page

Die Bienenkönigin im Frühling - eine Geschichte mit Tieren für Kinder

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 13. Aug.
  • 4 Min. Lesezeit
Die Bienenkönigin sitzt auf einem Pilz und hält Nektar in der Hand

Es war ein sanfter, heller Frühlingsmorgen, als die ersten Sonnenstrahlen über die Hügel krochen und die Wiese in ein goldenes Licht tauchten. Der Tau glitzerte auf jedem Grashalm, und die Luft war erfüllt von einem süßen, beinahe unsichtbaren Duft, den nur die Frühlingstage in dieser Reinheit tragen. Über der weiten Fläche wogten die Blüten im Wind: gelbe Löwenzähne, violette Krokusse, weiße Gänseblümchen und die ersten zarten Blüten der Obstbäume.


Mitten in diesem Farbenmeer stand ein mächtiger Bienenstock, so groß wie ein alter Baumstamm und von unzähligen winzigen Bewohnerinnen belebt. Sein Eingang war von einem stetigen Summen umgeben, das wie ein leises Lied von Fleiß und Gemeinschaft klang.


Tief im Inneren ruhte Königin Aurelia, deren langer, glänzender Körper vom warmen Licht der Morgensonne gestreift wurde, das durch feine Ritzen ins Innere fiel. Ihre Flügel schimmerten wie zarte Seide, und ihre Augen waren wachsam, voller Wissen und Fürsorge.


Heute war der erste volle Frühlingstag, und für die Bienen bedeutete das den Beginn einer Zeit voller Arbeit, Abenteuer und Verantwortung. Die Königin richtete sich auf, und ein feines Rascheln ging durch den Stock.


„Meine Kinder, der Winter liegt nun hinter uns,“ sprach sie mit einer Stimme, die sowohl sanft als auch bestimmend klang.


„Die Blumen haben ihre Kelche geöffnet, und die Wiese ruft uns. Heute beginnt die große Sammelzeit, die unser Volk nähren und stärken wird. Denkt daran: Jede Blüte ist ein Geschenk, und jeder Tropfen Nektar ist ein Schatz.“


Die Arbeiterbienen summten zustimmend und begannen ihre morgendlichen Aufgaben. Einige reinigten die Waben, damit der frisch eingebrachte Nektar sicher gelagert werden konnte.


Andere lüfteten mit schnellen Flügelschlägen den Stock, um die Temperatur konstant zu halten – ein lebenswichtiger Vorgang, denn zu viel Wärme oder Kälte konnte den Honig verderben. Die jüngsten Bienen, die sogenannten Ammen, kümmerten sich um die Larven, fütterten sie mit einer Mischung aus Pollen und Honig und wärmten sie mit ihren Körpern.


Königin Aurelia wandte sich einer Gruppe junger Sammlerinnen zu, die heute ihren ersten Flug unternehmen würden. „Merkt euch gut,“ erklärte sie, „der Nektar ist unser süßer Honig in seiner reinsten Form. Der Pollen hingegen ist unsere Kraft, unser Brot. Ohne ihn gäbe es keine starken Flügel, keine gesunden Larven und kein gesundes Volk. Fliegt mit offenen Augen und offenen Fühlern, und kehrt stets zurück, bevor die Dämmerung hereinbricht.“


Die Sonne stieg höher, und bald erhob sich ein Schwarm fleißiger Bienen in die Lüfte. Die Luft summte vor Energie, als sie sich über die Wiese verteilten. Jede Biene suchte mit geübtem Blick nach den hellsten Blüten und den intensivsten Düften.


Eine Sammlerin entdeckte ein Feld aus Löwenzahn, so dicht und goldgelb, dass es wie ein kleines Meer wirkte. Eine andere stieß auf eine Kirschblüte, deren süßer Duft wie ein Versprechen in der Luft hing. Mit geschickten Bewegungen tauchten sie in die Blütenkelche, tranken den Nektar und nahmen den feinen Pollen auf, der an ihren Hinterbeinen haften blieb.


Zurück im Stock führte eine besonders erfahrene Biene den berühmten Schwänzeltanz auf. Mit feinen Bewegungen ihres Hinterleibs, einer bestimmten Geschwindigkeit und klaren Winkeln zeigte sie den anderen den exakten Standort einer reichen Nektarquelle.


Jede Bewegung war eine Botschaft, jede Drehung eine Wegbeschreibung. Königin Aurelia beobachtete diese Szene mit Stolz, denn der Schwänzeltanz war eines der größten Wunder ihres Volkes.


Doch der Tag sollte nicht ohne Gefahr bleiben. Vom Waldrand her näherte sich eine dunkle, scharfäugige Gestalt – der Wespenkönig Argos. Er war groß, stark und hungrig, und sein Panzer glänzte schwarz und gelb.


Er kreiste um den Stock, suchte nach einem schwachen Punkt, an dem er unbemerkt eindringen konnte. Seine Flügel surrten tief und bedrohlich, während seine Antennen jede Bewegung am Eingang wahrnahmen.


Die Wächterbienen bemerkten ihn sofort. Sie flogen in einer dichten Formation und stellten sich wie eine lebendige Mauer vor den Eingang.


„Hier hast du keinen Platz, Wespe!“ rief eine der ältesten Wächterinnen. Argos fauchte und machte einen schnellen Vorstoß, doch die Bienen ließen sich nicht einschüchtern. Mit geschickten Ausweichmanövern und plötzlichen Angriffen drängten sie ihn zurück.


Schließlich stieß Königin Aurelia einen klaren Befehl aus, und weitere Wächterinnen kamen hinzu. Gemeinsam bildeten sie einen Schwarm, der Argos einkreiste und immer weiter vom Stock wegdrängte, bis er schließlich zischend im Wald verschwand.


Die Bienen atmeten erleichtert auf. „Seht ihr, meine Kinder,“ sprach Aurelia, „Zusammenhalt und Mut sind unser größter Schutz. Jede von euch ist wichtig, und nur gemeinsam können wir bestehen.“


Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu. Die Sonne tauchte die Wiese in warmes Abendlicht, und die Sammlerinnen kehrten heim, die Beine schwer vor Pollen. Der Duft von frischem Nektar erfüllte den Stock, und die jungen Bienen lauschten den Erzählungen der Älteren, die von fernen Blüten und großen Abenteuern berichteten. Die Königin ließ ihren Blick über das summende Volk schweifen und spürte die Wärme ihrer Gemeinschaft.


Als die Nacht kam, legte sich eine tiefe Ruhe über den Bienenstock. Draußen blinkten die Sterne wie winzige Laternen, und der Mond warf silbrige Strahlen auf die Wiese. Im Inneren flüsterte die Königin noch leise: „Schlaft nun, meine Kinder. Morgen wird die Sonne wieder neue Blumen öffnen, und wir werden fliegen, sammeln und leben – gemeinsam.“


Das Summen verstummte, und das kleine Königreich versank in friedlichen Träumen, während draußen der Frühling leise weiterwuchs.

Schlummerpiraten Newsletter

Herzlich Willkommen und Danke!

Keine Sorge, ich bombardieren dich nicht mit E-Mails! Der Newsletter kommt nur einmal pro Woche und enthält eine liebevolle Zusammenfassung der neuesten Gute-Nacht-Geschichten.
Bei der Anmeldung erhältst du 100 Ausmalseiten und die erste Geschichte des Buches "Ich bin wertvoll", als kleines Dankeschön.

Alle Anfragen an: schlummerpiraten@gmail.com

© 2025 by Michael

bottom of page