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Der verzauberte Puppenladen - Gute-Nacht-Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 28. Apr.
  • 4 Min. Lesezeit

Leni steht mit ihrer Oma vor dem Puppenladen

Es war einmal ein kleines Mädchen namens Leni. Sie hatte glänzende braune Locken, große neugierige Augen und ein Herz voller Abenteuerlust.


Leni liebte Puppen mehr als alles andere auf der Welt. Ihre Sammlung zuhause war schon beeindruckend: Es gab eine Ballerina, die Pirouetten drehen konnte, einen Bauernjungen mit einer echten Miniaturkarre, und sogar eine Prinzessin mit einem glitzernden Diadem.


Doch Leni träumte von etwas, das all diese Puppen nicht hatten: Sie wünschte sich eine Puppe, die lebendig werden und mit ihr Abenteuer erleben konnte.


An einem trüben Nachmittag, als der Himmel voller schwerer Wolken hing und der Wind durch die kahlen Bäume heulte, nahm Leni ihre Oma an der Hand. Die beiden schlenderten durch die Altstadt, vorbei an bekannten Läden und Cafés, als Leni plötzlich eine schmale, dunkle Gasse entdeckte, die sie noch nie zuvor gesehen hatte.


"Oma, da geht ein Weg!" rief sie aufgeregt. Die Oma lächelte verschmitzt. "Manchmal entdeckt man die schönsten Dinge an den unscheinbarsten Orten," sagte sie und ließ sich von Leni in die Gasse ziehen.


Die Gasse war eng und verwinkelt, die alten Pflastersteine glitschig vom Regen. Gerade als Leni dachte, hier sei nichts als Leere, entdeckte sie ein kleines, verwunschen wirkendes Schaufenster. Darin standen Puppen nicht irgendwelche Puppen, sondern Puppen, wie sie sie noch nie zuvor gesehen hatte. Jede einzelne schien zu leben, zu atmen, und ihre Augen blitzten auf magische Weise im Licht der wenigen Straßenlaternen.


Über der Tür hing ein hölzernes Schild, das leise im Wind schaukelte. Darauf stand in verschnörkelten, goldenen Buchstaben: "Der verzauberte Puppenladen – Hier werden Träume wahr."


Leni hielt den Atem an. "Oma... hier müssen wir rein!"


Ohne zu zögern drückte sie die schwere, bunte Tür auf. Ein leises Glöckchen über ihnen bimmelte, als sie eintraten.


Drinnen war es warm und roch herrlich nach Vanille, Zimt und einem Hauch von Karamell. Der Laden war vollgestopft mit Regalen und kleinen Schränkchen, auf denen unzählige Puppen saßen: Ritter und Königinnen, Gärtnerinnen, Meerjungfrauen, Zauberer – jede in feinster Handarbeit gefertigt. Und jede schien auf ihre eigene, geheimnisvolle Weise zu lächeln.


Hinter einem großen Tresen stand eine alte Frau. Sie trug ein langes, schimmerndes Kleid, und ihre weißen Haare waren zu einer kunstvollen Krone geflochten. Ihre Augen funkelten freundlich, fast so, als könnte sie Gedanken lesen.


"Willkommen, kleine Träumerin," sagte sie mit warmer Stimme. "Suchst du vielleicht etwas ganz Besonderes?"


Leni nickte schüchtern. "Ich suche eine Puppe, die... lebendig ist," flüsterte sie.


Die Frau schmunzelte. "Dann bist du genau richtig hier."


Sie führte Leni durch den Laden, vorbei an Puppen mit glitzernden Kleidern, abenteuerlichen Umhängen und funkelnden Augen. Schließlich blieben sie vor einem kleinen Podest stehen. Darauf saß eine einzelne Puppe, sorgfältiger gearbeitet als alle anderen. Sie trug ein feines grünes Kleid, das im Licht wie Tautropfen schimmerte. Auf ihrem goldbraunen Haar ruhte eine winzige, silberne Krone.


"Das ist Minella," sagte die alte Frau ehrfürchtig. "Sie ist eine ganz besondere Puppe. Aber sie gehört nur einem Kind, das an wahre Magie glaubt."


Leni ging näher heran und beugte sich vorsichtig über die Puppe. Ihre Finger zitterten ein wenig vor Aufregung. "Hallo, Minella," flüsterte sie.


Plötzlich – kaum sichtbar – blinzelte Minella. Ihre kleinen Lippen formten ein Lächeln.

"Hallo, Leni," antwortete sie mit einer Stimme, so zart wie das Flüstern des Windes.

Leni wich erschrocken zurück, doch dann strahlte sie. "Oma, sie hat mit mir gesprochen!"


Die alte Dame nickte zufrieden. "Minella spricht nur mit denjenigen, die ein reines Herz haben."


Dann überreichte sie Leni einen kleinen, goldenen Schlüssel, der in ihrer Hand zu vibrieren schien.


"Dieser Schlüssel gehört zu Minellas Herz. Mit ihm kannst du nachts die Tür zu einer anderen Welt öffnen einer Welt voller Träume und Abenteuer. Aber sei gewarnt: Nur wer mutig, freundlich und ehrlich ist, kann die Herausforderungen dort bestehen."


Leni nahm den Schlüssel. Ihr Herz pochte vor Aufregung.

In dieser Nacht, als der Regen leise an die Fenster trommelte und der Wind um das Haus sang, legte Leni den kleinen Schlüssel unter ihr Kopfkissen. Sie schloss die Augen und dachte an Minella.


Plötzlich hörte sie ein leises Kichern. Sie setzte sich auf und traute ihren Augen kaum: Vor ihrem Bett stand Minella! Nicht regungslos wie eine gewöhnliche Puppe, sondern quicklebendig, mit funkelnden Augen und einem frechen Grinsen.


"Bereit?" fragte Minella. "Das Traumreich wartet auf uns!"


Ein Tor aus schimmerndem Licht erschien mitten in Lenis Zimmer. Dahinter glitzerte eine Landschaft aus bunten Wiesen, schwebenden Inseln und funkelnden Flüssen. Über ihnen zogen leuchtende Drachen durch den Himmel.


"Komm!" rief Minella, schnappte Lenis Hand und zusammen sprangen sie in das Tor hinein.


Sie landeten auf einer weichen Wolke, die wie Zuckerwatte schmeckte. Um sie herum summten kleine, leuchtende Traumwesen, die sie neugierig begrüßten.


"Willkommen, Retterin der verlorenen Träume!" rief ein Wesen mit einem Hut aus Sternenstaub.


Minella erklärte: "Manche Träume geraten in Gefahr, wenn Kinder aufhören, an sie zu glauben. Unsere Aufgabe ist es, sie zu retten und wieder aufblühen zu lassen."


Gerade in diesem Moment kam ein kleiner Junge angerannt, mit zerzaustem Haar und Tränen in den Augen. "Mein Traum vom Fliegen ist verschwunden!" schluchzte er.


Minella nickte ernst. "Dann helfen wir ihm."


Gemeinsam ritten sie auf einem silbernen Pegasus durch das Traumland, jagten dunkle Schatten davon und fingen den verlorenen Traum ein, der wie ein winziges, goldenes Licht aussah. Leni hielt ihn vorsichtig in den Händen, bis er wieder strahlte und in den Himmel aufstieg.


"Danke!" rief der kleine Junge glücklich und hob ab in den Himmel, seine Arme zu Flügeln ausgestreckt.


Minella lächelte. "Du bist eine geborene Traumretterin, Leni."


Die ganze Nacht reisten sie weiter: Sie besuchten schlafende Drachen, halfen Einhörnern, ihre glitzernden Hörner zu polieren, und pflanzten neue Träume wie Blumen in den Himmel.


Am Morgen wachte Leni in ihrem Bett auf. Der Schlüssel lag immer noch unter ihrem Kissen, und Minella saß reglos auf ihrem Nachttisch aber sie zwinkerte Leni zu, kaum sichtbar.


Von diesem Tag an wusste Leni: Jeder Abend konnte ein neues Abenteuer bedeuten – solange sie an Magie glaubte.


"Bis heute Nacht, kleine Retterin," flüsterte Minella.


Und Leni schlief mit einem glücklichen Lächeln ein.

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