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Der Schatz des Seemanns - Gute-Nacht-Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 24. Apr.
  • 5 Min. Lesezeit

Der Junge steht am Strand

Es war einmal ein kleiner Junge namens Tim, der in einem malerischen Dorf am Meer lebte. Jeden Abend, bevor er ins Bett ging, stand er an seinem Fenster und schaute hinaus auf das endlose Meer.


Die Wellen plätscherten sanft an den Strand, und der Mond spiegelte sich im Wasser. Tim liebte es, sich vorzustellen, was wohl hinter dem Horizont lag. Vielleicht ein fernes Land, das von Drachen bewohnt war? Oder eine geheime Insel, die einen unglaublichen Schatz verbarg?


Jeden Abend, wenn der Wind leise durch die Bäume rauschte, fühlte Tim sich wie ein Abenteurer, der auf einer großen Reise war, auch wenn er nur in seinem Bett lag.


Eines Abends, als Tim gerade dabei war, sich in die Decke zu kuscheln, hörte er plötzlich ein leises Klopfen an seinem Fenster. Zuerst dachte er, es sei der Wind, doch dann wiederholte sich das Klopfen, diesmal etwas lauter. Verwundert sprang er aus dem Bett und öffnete vorsichtig das Fenster.


Da stand ein alter Seemann, der in einem langen, grünen Mantel und mit einem riesigen, wettergegerbten Hut vor ihm stand. Er hatte ein Bart, der so lang war, dass er fast bis zum Boden reichte, und seine Augen funkelten wie Sterne.


„Guten Abend, junger Freund!“, rief der Seemann mit einer rauen, aber freundlichen Stimme.


„Hast du Lust auf ein Abenteuer?“


Tim blinzelte, da er nie zuvor einen solchen Seemann gesehen hatte. „Ein Abenteuer? Was für ein Abenteuer?“, fragte er neugierig.


Der Seemann grinste und zog eine große, alte Karte aus seiner Tasche. „Oh, das Abenteuer deines Lebens, mein Junge! Es geht um einen Schatz, der tief im Meer verborgen liegt – ein Schatz, der nur von den tapfersten Abenteurern gefunden werden kann.“


Tim war sofort ganz aufgeregt. „Ein Schatz! Wo finde ich ihn? Wie kann ich ihn bekommen?“ fragte er, seine Augen weit vor Staunen.


Der Seemann nickte geheimnisvoll und wischte sich den Bart.


„Nun, du musst drei Prüfungen bestehen, um den Schatz zu finden. Die erste führt dich auf die Insel der singenden Felsen, die zweite ist der Wald der fliegenden Fische, und die dritte... das wirst du sehen. Nur wer die Prüfungen besteht, wird den Schatz finden.“


Tim war völlig begeistert. „Ich will es versuchen! Ich werde alle Prüfungen bestehen!“ rief er voller Entschlossenheit.


Der Seemann nickte zustimmend und zog ein kleines Fläschchen mit einer schimmernden, grünen Flüssigkeit heraus.


„Trink dies, und du wirst an den Ort des ersten Abenteuers gelangen. Sei aber vorsichtig, es gibt viele Gefahren auf der Reise.“


Tim nahm das Fläschchen, hielt es hoch, um das magische Getränk zu betrachten, und sagte dann: „Ich bin bereit! Auf geht’s!“


Er trank einen großen Schluck, und sofort spürte er ein Kribbeln in seinem Bauch.


„Uhhh...“, murmelte er, als er sich plötzlich ganz leicht fühlte, fast wie in einer Wolke. 


Der Boden unter seinen Füßen begann zu verschwimmen, und ehe er sich versah, fand er sich an einem anderen Ort wieder. Es war eine Insel, so wunderschön, dass Tim den Atem anhielt.


„Willkommen auf der Insel der singenden Felsen!“, rief der Seemann, der plötzlich wieder neben ihm auftauchte.


Tim sah sich um. Die Insel war von grünen Wäldern und bunten Blumen umgeben, aber das Faszinierendste waren die riesigen Felsen, die überall auf der Insel standen. Und tatsächlich, als der Wind durch sie strich, hörte man ein melodisches Singen, fast wie ein geheimnisvolles Lied. Es war, als ob die Felsen miteinander sprachen.


„Der erste Teil des Schatzes liegt hier irgendwo versteckt“, erklärte der Seemann. „Aber du musst herausfinden, wo! Der einzige Hinweis ist das Lied der Felsen. Höre genau hin.“


Tim lauschte angestrengt. Die Felsen sangen in einer hohen, klaren Melodie. „Schätze gibt es viele, aber nur der kluge Entdecker findet den wahren Schatz!“


Tim dachte nach. „Hmmm, ein kluger Entdecker... Ich muss also clever sein, um den Schatz zu finden!“ sagte er sich selbst.


Er ging langsam weiter, ließ seine Ohren den Melodien folgen und bemerkte schließlich einen Felsen mit einer besonders hohen Stimme. Dieser Felsen hatte eine spitze rote Spitze und schien heller zu singen als die anderen.


„Das muss er sein!“, dachte Tim und eilte auf den Felsen zu.


Als er den Felsen berührte, begann der ganze Felsen zu vibrieren und öffnete sich wie eine Tür. In der Höhle dahinter fand Tim eine glänzende, goldene Kiste. „Ich habe den ersten Teil gefunden!“, rief er triumphierend.


Er öffnete die Kiste, und darin lag ein goldener Schlüssel. „Dieser Schlüssel wird dir bei der nächsten Prüfung helfen“, sagte der Seemann und schmunzelte. „Gut gemacht, Tim!“


Tim fühlte sich stolz. „Ich habe es geschafft! Was kommt als Nächstes?“, fragte er.

Der Seemann nahm den Schlüssel und steckte ihn in seine Tasche.


„Nun geht es weiter zum Wald der fliegenden Fische“, sagte er geheimnisvoll. „Aber sei vorsichtig, dort wird es noch schwieriger.“


Wieder trank Tim einen Schluck von der magischen Flüssigkeit, und plötzlich fanden er und der Seemann sich an einem neuen, mysteriösen Ort wieder: Ein riesiger Wald aus Bäumen, deren Äste wie Flügel aussahen. Überall flogen Fische durch die Luft!


„Sind das fliegende Fische?“, fragte Tim erstaunt.


„Ja!“, sagte der Seemann mit einem Lächeln. „Diese Fische können nicht nur schwimmen, sondern auch fliegen. Du musst einen finden, der dich durch den Wald führt.“


Tim rannte begeistert los und sah nach wenigen Momenten einen besonders großen, schimmernden Fisch, der direkt vor ihm landete.


„Steig auf!“, sagte der Fisch mit einer tiefen, fast summenden Stimme.


Tim zögerte keinen Moment und kletterte auf den Rücken des Fisches. Sofort erhob sich der Fisch in die Luft, und Tim fühlte sich, als würde er in den Himmel fliegen! Die Bäume flogen an ihnen vorbei, und bunte Vögel surrten umher.


„Haltet euch fest, ich fliege euch durch den Sturm!“, rief der Fisch und flog geschickt zwischen den Bäumen hindurch.


Plötzlich begann der Wind stärker zu wehen, und die Bäume schienen immer höher zu wachsen. Der Fisch beschleunigte, um den Sturm zu durchqueren.


„Du musst an den höchsten Baum fliegen!“, rief der Seemann. „Dort wirst du die letzte Prüfung finden!“


Tim hielt sich mit beiden Händen an den Flossen des Fisches fest. „Fester halten!“, rief der Fisch, als sie auf den höchsten Baum zuflogen.


Am oberen Ast des Baumes fand Tim eine kleine, aber wunderschön verzierte Truhe. „Das ist sie!“, rief Tim begeistert.


Als er die Truhe öffnete, fand er... nichts! Nur ein kleines Papier. „Aber was ist das?“, fragte Tim verwirrt.


Der Seemann lachte herzhaft. „Manchmal ist der wahre Schatz nicht das, was du siehst, sondern das, was du gelernt hast.“


Tim dachte nach. „Du hast recht. Der wahre Schatz ist die Reise selbst, all die Abenteuer und das, was ich auf dem Weg gelernt habe.“


Mit einem Lächeln auf den Lippen kehrten der Seemann und Tim nach Hause zurück. Tim wusste nun, dass er nicht nur einen Schatz gefunden hatte, sondern auch ein Abenteurer im Herzen geworden war. Und von diesem Tag an, wann immer er aus seinem Fenster schaute, sah er die fliegenden Fische und hörte das Singen der Felsen – und wusste, dass der wahre Schatz in den Erinnerungen und den Abenteuern steckt, die er erlebt hatte.


„Gute Nacht, Tim“, flüsterte der Wind. „Möge dein Herz immer so mutig sein wie heute.“

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