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Der Drache mit den funkelnden Schuppen

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 8. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Drache Funkel und seine Freundin Leni

Hoch oben in den Wolken, dort wo der Himmel besonders hell leuchtet und die Luft wie süße Zuckerwatte riecht, lebte ein Drache. Aber nicht irgendein Drache. Nein, er war etwas ganz Besonderes. Seine Schuppen glänzten in allen Farben des Regenbogens. Wenn Sonnenlicht auf seinen Körper fiel, tanzten tausend kleine Sterne über seinen Rücken. Die Tiere nannten ihn ehrfürchtig „Funkel“, denn so einen glitzernden Drachen hatte noch niemand gesehen.


Trotz seiner Schönheit war Funkel sehr schüchtern.

Er lebte allein in seiner Wolkenhöhle hoch über dem höchsten Berg der Welt. Von dort aus beobachtete er die Welt durch kleine Löcher im Nebel. Er sah lachende Kinder, fröhlich flatternde Vögel und Wiesen voller Blumen. Dabei seufzte er oft leise und dachte:


„Wie schön wäre es, Teil dieser Welt zu sein. Aber ich bin zu anders. Ich bin viel zu glänzend.“


Funkel hatte Angst, dass sein Leuchten andere stören oder erschrecken könnte. Deshalb blieb er lieber verborgen.


Nicht weit entfernt, unten im Tal, lag ein kleines Dorf. Dort lebte ein Mädchen namens Leni. Sie war sechs Jahre alt und so neugierig wie ein kleiner Spatz. Leni stellte viele Fragen. Warum ist der Himmel blau? Können Bäume träumen? Und wohin verschwinden Pfützen, wenn die Sonne scheint?


Doch eine Frage beschäftigte sie besonders. Immer wieder beobachtete sie nachts ein geheimnisvolles Glitzern über dem Gipfel des großen Himmelsbergs. Sie fragte sich, wer oder was dort oben wohnte.


Eines Abends, als die Sterne besonders hell funkelten und der Wind sanft durch die Bäume strich, hörte Leni ein leises Geräusch. Es klang wie ein trauriges Seufzen.

„Hallo? Ist da jemand?“ rief sie in die Dunkelheit.


Niemand antwortete. Nur ein warmer Luftzug streichelte ihre Wange. Am nächsten Morgen war Leni fest entschlossen, dem Geheimnis auf den Grund zu gehen.

Sie packte ihren kleinen Rucksack. Darin steckte ein Stück Apfelkuchen, eine Flasche Himbeersaft, ihr Notizbuch mit Buntstiften und natürlich ihr Teddybär Paul. Dann blickte sie zum Himmel und sagte leise:


„Heute finde ich heraus, wer dort oben wohnt.“


Der Aufstieg war anstrengend. Der Weg führte über moosige Steine, an plätschernden Bächen vorbei und durch Wälder voller Vogelgezwitscher. Doch Leni war mutig. Sie ließ sich nicht aufhalten.


Nach vielen Stunden erreichte sie schließlich die Spitze des Himmelsbergs. Und dort sah sie ihn, Funkel.


Er schlief eingerollt auf einem Bett aus weichen Wolken. Seine Schuppen glänzten wie bunte Edelsteine. Leni hielt den Atem an. So etwas Wunderschönes hatte sie noch nie gesehen. Ganz vorsichtig trat sie näher und flüsterte:

„Hallo. Ich bin Leni. Ich wollte dich finden.“


Funkel öffnete langsam seine Augen. Sie waren groß, golden und voller Wärme.

„Du hast keine Angst vor mir?“


„Natürlich nicht,“ antwortete Leni lächelnd. „Du siehst aus wie ein lebendiger Regenbogen. Ich finde dich wunderbar.“


Der Drache wurde ganz still. So etwas hatte ihm noch niemand gesagt. Er richtete sich auf und entfaltete seine Flügel. Sie waren durchsichtig wie Seifenblasen und schimmerten in allen Farben.


„Ich dachte immer, ich bin zu anders. Mein Glitzern ist zu viel.“

Leni schüttelte den Kopf.


„Manchmal braucht die Welt genau das – jemanden, der leuchtet.“

Funkel lächelte zum ersten Mal. Es war ein kleines, vorsichtiges Lächeln, aber es kam von Herzen.


„Möchtest du auf meinem Rücken fliegen?“


„Ja, sehr gern!“ rief Leni begeistert.


Sie kletterte vorsichtig auf seinen Rücken. Funkels Schuppen fühlten sich warm und weich an. Mit kräftigen Flügelschlägen hob der Drache ab und glitt lautlos durch die Luft. Der Wind rauschte leise an ihnen vorbei, und die Welt unter ihnen wurde immer kleiner.


Sie flogen über das Dorf, über bunte Felder und glitzernde Flüsse. Wo auch immer Funkel vorbeiflog, begannen die Blumen zu leuchten. Die Menschen sahen staunend nach oben. Die Kinder klatschten in die Hände, und sogar die Vögel sangen lauter als sonst. Funkel lachte.


„Sie freuen sich. Sie haben keine Angst. Sie mögen mein Leuchten.“

„Natürlich tun sie das,“ sagte Leni. „Du bist etwas ganz Besonderes.“


Als sie zur Wolkenhöhle zurückkehrten, war die Sonne bereits am Horizont verschwunden. Der Himmel färbte sich in Rosa und Gold. Leni stieg ab, kuschelte sich an Funkels Seite und gähnte.


„Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe.“


„Und ich bin froh, dass du mich siehst wie ich bin,“ antwortete Funkel leise.

Leni schloss die Augen. Der Drache atmete ruhig und gleichmäßig. Sein Herzschlag klang wie ein Lied aus Licht.


„Gute Nacht, Funkel. Ich komme bald wieder.“

„Gute Nacht, Leni. Träum von Farben und Flügen.“


Während der Mond über den Himmel wanderte und die Sterne leise leuchteten, ruhte Funkel in seiner Wolkenhöhle. Und tief unten im Dorf träumte ein kleines Mädchen von Regenbogenflügen, Drachenfreundschaft und einer Welt, in der jeder glänzen darf.

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