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Das Zauberboot der Elfen

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 26. Apr.
  • 4 Min. Lesezeit

Leni sitzt im Zauberboot und die Elfen fliegen um sie herum

Es war einmal ein kleines, verstecktes Dorf namens Sonnenwinkel, eingebettet zwischen sanften Hügeln und alten, knorrigen Eichen.


Dort lebte ein fröhliches Mädchen namens Leni. Ihre Haare waren wild wie Löwenzahn im Wind und ihre Taschen immer voll von kleinen Schätzen: Kieselsteine, Federn, Schneckenhäuser. Leni liebte die Natur und träumte davon, einmal ein richtiges Abenteuer zu erleben eins, wie es sonst nur in Märchenbüchern stand.


Eines Abends, als der Himmel in den schönsten Rosa- und Goldtönen leuchtete und die Grillen zu zirpen begannen, schlich Leni sich aus dem Haus. Sie wollte noch ein wenig am großen Fluss spielen, der in der Abendsonne wie flüssiges Silber glitzerte.


Sie setzte sich ans Ufer, pflückte Gänseblümchen und ließ ihre Füße im Wasser baumeln. Plötzlich bemerkte sie etwas Seltsames: Etwas Kleines, Helles schaukelte zwischen den Seerosen. Leni blinzelte. War das... ein Boot? Es war wirklich winzig, kaum größer als ein Schuhkarton. Und darauf standen... Elfen!


Winzige Wesen mit durchsichtigen Flügeln, glitzernden Kleidern und Haaren, die im Sonnenlicht funkelten. Eine von ihnen, mit einer Krone aus Mohnblumen, rief mit klarer Stimme: „Leni! Wir brauchen deine Hilfe! Steig ein, bevor das letzte Sonnenlicht verschwindet!“


Leni staunte. „Aber ich bin doch viel zu groß für euer kleines Boot!“, rief sie.


Doch kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, begann das Boot zu wachsen! Es dehnte sich aus, die Seitenwände wurden höher, und plötzlich war es groß genug, dass Leni hineinklettern konnte. Sie setzte sich vorsichtig auf eine Bank aus Schilf und Seidenfäden.


Die Elfen lächelten sie an. Die Mohnblumen-Elfe verbeugte sich leicht und sagte: „Ich bin Amira, die Hüterin des Zauberboots. Und das sind meine Freunde: Filu, die Flötenelfe, Tilia, die Blumenelfe, und Bruni, der Windelf.“


Das Boot begann lautlos über das Wasser zu gleiten. Über ihnen zogen Libellen wie funkelnde Edelsteine durch die Luft. Fische sprangen in silbernen Bögen aus dem Fluss, und überall glitzerten kleine Lichtpunkte, als hätten sich die Sterne ins Wasser verirrt.

Amira erklärte:


„Wir müssen zur Insel der Wünsche. Dort wächst der Wunschbaum, der einmal im Jahr seine goldenen Blätter verliert. Diese Blätter bringen Glück und Hoffnung. Doch der Weg ist voller Gefahren, und nur mit der Hilfe eines Menschenkindes können wir die Insel erreichen.“


Leni nickte entschlossen. „Ich helfe euch!“, versprach sie.


Bald schon kamen sie an eine enge Stelle des Flusses, wo dichte Nebelschwaden aufstiegen. Aus dem Nebel erklang ein tiefes Brummen. Es war der Flussschläfer, ein riesiger, uralter Fisch, der den Fluss bewachte.


Amira flüsterte: „Nur ein Lied aus reinem Herzen kann ihn beruhigen. Leni, du musst für ihn singen!“


Leni hatte noch nie vor jemandem gesungen, aber jetzt, wo sie inmitten dieser zauberhaften Reise steckte, fühlte sie sich mutig. Sie schloss die Augen und begann zu singen – ein leises, warmes Lied über Sonnenstrahlen auf Wasser, über freundliche Winde und lachende Blumen.


Langsam lichtete sich der Nebel. Der Flussschläfer tauchte aus dem Wasser auf, ein riesiges, schimmerndes Wesen mit glitzernden Schuppen und freundlichen Augen. Er lächelte – wirklich lächelte! – und verschwand schnaufend im Wasser.


Das Boot segelte weiter. Der Fluss wurde breiter, und die Landschaft veränderte sich. Die Bäume trugen jetzt Lichterketten aus Glühwürmchen, und auf den Wiesen wuchsen bunte Pilze, die wie kleine Schirme aussahen.


Plötzlich versperrte ihnen ein gewaltiger Wasserfall den Weg. Das Wasser donnerte hinab wie ein Vorhang aus flüssigem Kristall. „Hier brauchen wir den Mut der Drachenfalter,“ sagte Bruni, der Windelf.


Auf Lenis erstaunten Blick hin erklärte er: „Drachenfalter sind besondere Wesen – sie können uns mit ihren Flügeln tragen. Aber sie kommen nur, wenn jemand eine Geschichte erzählt, die so wunderbar ist, dass sie ihre Herzen berührt.“


Also erzählte Leni eine Geschichte – von einem kleinen Mädchen, das sich niemals fürchtete, egal wie dunkel der Wald oder wie stürmisch der Himmel war. Sie sprach von Mut, Freundschaft und davon, dass man manchmal nur an sich selbst glauben musste.

Da tauchten sie auf – leuchtende, schillernde Falter, jeder größer als Lenis Kopf. Sie schnappten sich das Boot an feinen Seidenfäden und trugen es hoch über den Wasserfall hinweg.


Nach der aufregenden Fahrt glitt das Boot schließlich auf ein ruhiges, klares Wasser, das wie ein Spiegel aussah. In der Ferne tauchte eine Insel auf – umgeben von einem zarten Regenbogen, der im Kreis über ihr schwebte.


„Die Insel der Wünsche!“, rief Amira.


Aber ein letzter Wächter stand ihnen im Weg: der Wasserdrache mit den diamantbesetzten Schuppen. Er war prächtig und schrecklich zugleich. Mit donnernder Stimme sprach er: „Nur wer weise ist, darf die Insel betreten. Löse meine drei Rätsel!“


Leni schluckte. Doch sie war fest entschlossen. Der Drache stellte seine Rätsel – und mit klopfendem Herzen, funkelnden Augen und einer gehörigen Portion Grips löste Leni sie alle.


„Ein Schritt“, „der Atem“, und schließlich „der Wind“.


Der Wasserdrache brüllte vor Lachen und verbeugte sich tief.„Großartig, kleines Mädchen! Du hast Mut, Herz und Verstand bewiesen.“


Das Boot glitt an ihm vorbei und setzte auf der Insel auf. Leni sprang hinaus und rannte lachend durch das hohe, weiche Gras. In der Mitte der Insel stand ein prächtiger Baum, größer als alles, was Leni je gesehen hatte.


Seine Blätter waren aus purem Gold, und jedes Blatt schimmerte anders einige wie Smaragde, andere wie Saphire oder Rubine.


Amira trat an Lenis Seite und sprach leise: „Du hast einen Wunsch frei. Überlege gut.“

Leni legte ihre Hand an den Stamm des Baumes, spürte das warme, beruhigende Pochen unter ihrer Handfläche und wünschte sich von ganzem Herzen: „Ich wünsche mir, dass alle Kinder auf der Welt Freunde finden, die sie niemals allein lassen.“


Der Baum begann zu leuchten. Ein sanftes, goldenes Licht breitete sich über die Insel aus, stieg in den Himmel auf und wurde zu tausend kleinen Sternen, die davonschwebten.


Amira lächelte und flüsterte: „Ein wunderbarer Wunsch, Leni. Du hast unsere Welt heller gemacht.“


Die Elfen tanzten um sie herum, sie sangen und lachten. Leni spürte ein tiefes Glück in ihrem Herzen, ein Gefühl von Wärme und Magie, das sie nie wieder vergessen würde.

Als sie die Augen wieder öffnete, saß sie wieder am Flussufer. Der Himmel war dunkel, und über ihr funkelten die ersten Sterne. In ihrer Hand hielt sie eine kleine, goldene Feder – ein Geschenk der Elfen.


Und manchmal, wenn Leni nachts in ihrem Bett lag und die Augen schloss, konnte sie wieder das sanfte Schaukeln des Zauberboots spüren und das Kichern der Elfen im Wind hören.


Und tief in ihrem Herzen wusste sie: Das Abenteuer war echt gewesen. Und vielleicht – ja, vielleicht – würde das Zauberboot eines Tages wiederkommen.


„Bis bald, Leni.“, flüsterte der Wind.

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