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Bobby der Biber und sein Unterwasser-Zirkus - Kinder-Gute-Nacht-Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 23. Mai
  • 4 Min. Lesezeit

Bobby der Biber eröffnet sein Zirkus

In einem tiefen, stillen See, umgeben von sanften Hügeln und silbergrünen Weiden, lebte ein kleiner Biber namens Bobby. Schon von klein auf war Bobby anders als die anderen Biber. Während seine Geschwister fleißig Staudämme bauten und Baumrinde sammelten, träumte Bobby von Glitzer, Applaus und großen Auftritten.


Er liebte es, Kunststücke im Wasser zu machen, auf dem Rücken durch die Strömung zu wirbeln und mit Kieselsteinen zu jonglieren. „Eines Tages werde ich einen Zirkus gründen,“ flüsterte er jeden Abend in den Himmel, während die Sterne auf der Wasseroberfläche glitzerten. „Einen Zirkus, wie ihn noch niemand gesehen hat – unter Wasser!“


Die anderen Tiere lachten über ihn. „Ein Zirkus? Unter Wasser? So etwas gibt’s doch gar nicht!“, rief der alte Fischotter Walter, als Bobby ihm von seinen Plänen erzählte.


Doch Bobby ließ sich nicht entmutigen. Im Gegenteil – die Vorstellung, dass niemand vorher einen Unterwasser-Zirkus gesehen hatte, machte ihn nur noch entschlossener. „Dann bin ich eben der Erste,“ murmelte er und machte einen dreifachen Rückwärtssalto, der eine Forelle vor Schreck aus dem Wasser springen ließ.


Monatelang bereitete sich Bobby vor. Er sammelte Muscheln, Blätter, Seetang und glänzende Kieselsteine. Aus Treibholz und Schilfrohr baute er eine Bühne, die sich mit Luftblasen anheben ließ. Er erfand Wasserfontänen, die im Takt von Trommelalgen spritzten. Und schließlich, als er das Gefühl hatte, bereit zu sein, machte er sich auf den Weg, um Künstler für seine Show zu finden.


Der erste, den er besuchte, war Krake Karla. Sie lebte in einer dunklen Felshöhle, umgeben von funkelnden Kristallen, die wie Sterne unter Wasser leuchteten. Karla war eine elegante Tänzerin, und sie hatte ein Talent, mit ihren acht Armen Geschichten zu erzählen.


Als Bobby ihr von seinem Plan erzählte, hörte sie aufmerksam zu. Dann lächelte sie. „Ein Zirkus unter Wasser? Wie aufregend! Aber nur, wenn ich in einem Regen aus Seifenblasen tanzen darf.“ Bobby nickte begeistert. „Du bekommst den besten Platz der Show, Karla!“


Als Nächstes schwamm Bobby zum Frosch Finn, der auf einer schwimmenden Seeroseninsel lebte. Finn war berühmt für seine weiten Sprünge, mit denen er mühelos Libellen im Flug fangen konnte – nicht zum Fressen, sondern zum Applaudieren. Er war ein Poet und ein Artist zugleich. Bobby fand ihn beim Gedichteschreiben.


„Was reimt sich auf Glanz und Gischt? Vielleicht: Ein Zirkus, der dich nie vergisst?“ Bobby lachte. „Perfekt, Finn. Deine Sprünge und Reime gehören in meine Manege!“ Finn überlegte kurz, dann grinste. „Ich will glitzernde Flossen und eine Seerosenkrone.“ Bobby versprach es ihm sofort.


Auch die Schnecken-Schwestern Lula, Lilli und Lotta wollten mitmachen. Sie waren klein, aber unglaublich präzise. Jede von ihnen balancierte auf ihrem Haus winzige Gegenstände: Perlen, Mini-Muscheln, oder sogar schimmernde Fischschuppen.


Sie planten eine Parade auf Rädern, gezogen von Wasserläufern in glitzernden Westen. „Aber nur, wenn wir unsere eigene Musiknummer bekommen,“ verlangten sie im Chor. Bobby strahlte. „Ihr werdet glänzen wie die Sterne!“


Die Schildkröte Tilda lebte tief im Schlamm und war sehr scheu. Man sah sie fast nie, aber man hörte sie oft trommeln, wenn sie alleine war – mit ihren Flossen schlug sie sanft auf hohle Steine, dass es durch den ganzen See hallte.


Bobby wartete geduldig mehrere Stunden vor ihrem Bau. Als Tilda endlich herausschaute, sagte er nur: „Ich weiß, wie wundervoll deine Trommeln klingen. Bitte, sei unser Rhythmus.“ Tilda schob ihre Brille zurecht, lächelte schüchtern und nickte. „Aber ich spiele nur im Schatten. Keine Scheinwerfer auf mich.“ Bobby versprach es.


Auch der uralte Karpfen Kasimir, der kaum noch sprach und oft nur langsam durch die Tiefen glitt, erklärte sich bereit mitzumachen. Er konnte etwas ganz Besonderes: Er pustete Seifenblasen in Tierformen, die lange im Wasser schwebten und sogar leise Melodien summten.


„Nur eine einzige Nummer,“ sagte er mit krächzender Stimme. „Aber sie soll alles überstrahlen.“ Bobby verneigte sich. „Sie wird der Höhepunkt.“

Wochenlang übten sie, probten, lachten, diskutierten und bauten.


Bobby malte Eintrittskarten aus Algenblättern, auf denen mit Muschelstaub „Bobbys Unterwasser-Zirkus“ stand. Die Nachricht vom Spektakel verbreitete sich rasch. Tiere aus entfernten Tümpeln und Bächen kamen geschwommen. Sogar ein neugieriger Eisvogel blieb am Rand des Sees stehen und blickte neugierig ins Wasser.


Der große Tag kam. Die Sonne ging langsam unter, und das Wasser des Sees wurde golden, dann violett.


In der Mitte des Sees erhob sich die Bühne, getragen von Blasen, die Bobby mit einem geheimen Mechanismus freigab. Seerosen bildeten die Logenplätze, Algenketten markierten die Tribünen, und Glühwürmchen surrten wie kleine Scheinwerfer um die Manege.


Bobby stand hinter dem Vorhang, das Herz klopfte ihm bis in die Schwanzspitze. Dann hob sich das Tangtuch – und die Show begann.


Karla drehte sich in einem Wirbel aus Blasen, ihre Arme glitten durch das Wasser wie wehende Schleier.


Finn sprang durch glitzernde Ringe, während er reimte: „Ein Sprung, ein Lied, ein Zauberkreis – das Herz ist froh, das Wasser heiß!“ Die Schnecken-Schwestern fuhren auf ihren Muschel-Wägen, begleitet von Tildas zarten Trommelschlägen, die den ganzen See in rhythmisches Vibrieren versetzten.


Und dann kam der Moment, auf den alle gewartet hatten: Kasimir schwebte durch das Wasser, blies eine riesige Seifenblase - darin stand Bobby, langsam aufsteigend, mit leuchtenden Pflanzen geschmückt, wie ein Stern am Nachthimmel.


Die Zuschauer hielten den Atem an. Bobby verbeugte sich. „Danke, meine Freunde. Dies ist nicht nur mein Zirkus, es ist unserer!“


Die Show endete mit einem großen Chor aller Mitwirkenden. „Träume tanzen tief im See, dort, wo Glanz und Freude weh’n…“ sangen sie, und das Echo trug das Lied bis zu den Ufern.


Als alle Gäste gegangen waren, saßen Bobby und seine Freunde noch lange auf der Bühne. Der Mond spiegelte sich im Wasser. Tilda summte leise einen Rhythmus, Karla übte neue Tanzbewegungen, und Finn schrieb neue Reime in den Sand. Bobby blickte in die Sterne. „Heute haben wir etwas Wundervolles erschaffen,“ sagte er leise.


„Und morgen träumen wir weiter.“


Und so schlief Bobby ein, eingehüllt in Moos und Glück, während über ihm die Wasseroberfläche ruhig und still lag – und darunter, in der Tiefe, noch immer ein Hauch von Magie schwebte.

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