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Die Schule unter dem Mikroskop - Gute-Nacht-Geschichte

  • Autorenbild: Michael Mücke
    Michael Mücke
  • 17. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Emil in der Mikroskop-Academy

Emil war sieben Jahre alt und liebte es, mit seinem Mikroskop zu spielen. Ein Mikroskop ist so etwas wie eine Superlupe – damit kann man Dinge sehen, die so winzig sind, dass man sie mit den Augen nicht erkennen kann.


Oft setzte Emil sich an seinen kleinen Schreibtisch, drehte an den Rädchen, schaute durch das Glas und rief begeistert: „Wow! Da ist ja ein kleines Tierchen! Es sieht aus wie ein winziger Wurm mit Haaren!“


An einem regnerischen Abend, als draußen der Wind heulte und das Fenster wackelte, holte Emil ein Glas mit Teichwasser hervor, das er mit seinem Opa am Nachmittag gesammelt hatte. „Mal sehen, was da heute so schwimmt“, murmelte er.


Er beugte sich über das Mikroskop, stellte das Bild scharf und dann passierte etwas ganz Seltsames. Ein grünes Licht blitzte auf. Der Schreibtisch wackelte leicht, Emil fühlte sich plötzlich ganz leicht – und schwupps! – wurde er durch das Mikroskop hineingezogen!


Als er die Augen wieder öffnete, stand er auf einem weichen, glibberigen Boden. Um ihn herum sah alles seltsam aus – wie aus Gummi oder durchsichtiger Seife. Kleine Wesen wuselten herum. Sie sahen aus wie winzige Bakterien, aber sie trugen Rucksäcke, Brillen und sprachen miteinander.


„Willkommen in der Schule unter dem Mikroskop!“, rief eine freundliche Stimme.

Vor Emil stand ein rundlicher Bakterienmann mit einer lustigen Mütze und einem Zeigestab. „Ich bin Herr Spirilla, dein Lehrer für heute. Wir freuen uns, dass du da bist, Emil.“


„Wo... wo bin ich hier?“, fragte Emil staunend.


„In der Mikrowelt! Hier leben alle die winzigen Wesen, die du sonst nur durchs Mikroskop sehen kannst. Und heute darfst du mitlernen!“


Emil bekam einen kleinen Rucksack (er war voll mit winzigen Schulmaterialien wie Mini-Notizblöcken und einer Lupe) und wurde zu einem Klassenzimmer gebracht. Die Wände bestanden aus Zellmembranen – sie waren weich, durchsichtig und schimmerten in Regenbogenfarben.


In der ersten Stunde lernte Emil bei Frau Enzyma, wie Enzyme funktionieren.

„Enzyme sind wie kleine Werkzeuge oder Maschinen in deinem Körper,“ erklärte sie. „Sie helfen, dein Essen zu verdauen, deine Muskeln zu bewegen und sogar zu denken!“


Auf einem großen Bildschirm zeigte sie, wie ein Enzym einen Zuckermolekül in zwei Teile schnitt – zack! – ganz einfach.


„Wow, das ist ja wie eine Zauberschere!“, rief Emil.


„Ganz genau!“, lachte Frau Enzyma.


In der nächsten Stunde ging es um Zellen. Herr Plasmodius, ein alter, weiser Zellkern mit einer Brille, führte Emil durch die Zellenschule. Sie besuchten eine lebendige Nervenzelle, wo kleine Nachrichten durch bunte Röhrchen sausten.


„So sendet dein Körper Nachrichten – wie SMS, nur viel schneller!“, sagte Herr Plasmodius.


Dann gingen sie in die Bibliothek der DNA. Das Gebäude war riesig und spiralig, wie eine verdrehte Treppe, die sich bis in den Himmel schlängelte.


„Das ist die DNA-Bibliothek,“ flüsterte Bibliothekarin Helix. „Hier steht alles über dich: welche Augenfarbe du hast, wie deine Haare wachsen, und wie dein Herz schlägt.“


„Das klingt ja wie ein Bauplan für mich!“, rief Emil.


„Das ist es auch,“ sagte Helix. „Und in jedem deiner Körperzellen gibt es eine eigene Kopie davon!“


Nach der Pause – es gab leckere Zuckermoleküle und Vitamine in Kapselhüllen – durfte Emil auf eine Entdeckungstour gehen. Er setzte sich mit einem freundlichen Einzeller namens Max in ein rotes Blutzellen-Boot.


„Festhalten!“, rief Max, „wir fahren durch die Blutbahn!“


Sie glitten durch Adern wie auf einer Wasserbahn. Vorbeifliegende weiße Blutkörperchen grüßten freundlich, während sie Jagd auf einen grün-pinken Virus machten.


„Die sind wie Polizisten!“, staunte Emil. „Sie passen auf, dass du nicht krank wirst.“

„Ganz genau. Und schau da vorne – das Herz! Das ist unsere große Pumpe!“


Tatsächlich sah Emil eine riesige Kammer, die sich aufblähte und wieder zusammenzog, wumm-wumm, wumm-wumm.


Nach der spannenden Fahrt kehrten Emil und Max zur Schule zurück. Dort wartete Herr Spirilla schon. Es war fast Zeit, Abschied zu nehmen.


„Du warst ein toller Schüler, Emil. Aber jetzt musst du zurück nach Hause. Die große Welt da draußen braucht kluge Kinder wie dich!“


Emil war ein bisschen traurig. „Ich hätte gern noch mehr gelernt…“


Herr Spirilla lächelte. „Wissen hört nie auf, Emil. Und wer neugierig ist, findet überall etwas Wunderbares.“


Ein warmes, glitzerndes Licht umhüllte Emil. Er fühlte sich wieder leicht – und plötzlich saß er wieder an seinem Schreibtisch. Das Mikroskop stand vor ihm, als wäre nichts gewesen, aber da war etwas. Ein winziger, glänzender Punkt auf seinem Notizblock.


Mit seiner Lupe konnte Emil lesen:

„Danke für deinen Besuch. Komm bald wieder. Deine Freunde aus der Mikrowelt.“


Emil schloss die Augen, kuschelte sich ins Bett und flüsterte: „Ich komm ganz bestimmt wieder.“


Und während draußen der Regen leise plätscherte, träumte Emil von sprechenden Enzymen, tanzenden Zellen und einer Schule, die kein anderer Mensch je gesehen hatte, außer ihm.

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